Ernte 2013: Weizen - flotte Ernte, flotte Exportnachfrage


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.07.2013


Die Weizenernte auf der Nordhalbkugel kommt mit Riesenschritten voran. Besseres Wetter läßt auch die Ernteerwartungen wieder leicht ansteigen. Die rege internationale Importnachfrage und neue Spekulationen über den chinesischen Importbedarf haben die Talfahrt der Preise heute ausgebremst.

 

Erntefortschritt
Gutes Erntewetter läßt die Weizenernte auf der Nordhalbkugel schnell voran kommen. Auch in den südlichen EU-Ländern hat die Weizenernte begonnen. In Ungarn wurde bereits 38 % der Winterweizenfläche mit Durchschnittserträgen von 4,6 t/ha (Vj.: 3,74 t/ha) geerntet. In Rumänien liegt der Erntefortschritt derzeit noch bei rund 10 %. Bei Flächenerträgen von 5,0 t/ha streuen die Qualitäten der Frühdruschflächen noch stark. Vorrangig werden Futterweizenqualitäten gedroschen.

Die Prognose-Abteilung der EU-Kommission hat am 17.07.2013 ihre Prognose für EU-Weichweizen nur geringfügig nach oben korrigiert und rechnet daher weiterhin mit rund 2,3 % höheren Erträgen als im Vorjahr. Allerdings liegen die Ertragsschätzungen für 2013 rund 1,5 % niedriger als im 5-Jahres-Durchschnitt.

In den USA ist die Winterweizenernte in den 18 Hauptanbaustaaten bereits auf 67 % der Flächen beendet. In den südlichen Bundesstaaten Arkansas und Texas ist die HR-Winterweizenernte bereits abgeschlossen. In den nordwestlichen Anbaustaaten hat die Ernte noch nicht einmal begonnen. Mit Proteinwerten knapp über 13 % werden höhere Qualitäten gedroschen als im Vorjahr, allerdings mit unter 80 kg/hl schwächere HL-Gewichte. Die SR-Winterweizenqualitäten kommt langsamer voran als in den Vorjahren und die Qualitäten liegen bisher unter den letztjährigen Werten.

Nach der letztjährigen Mißernte konnten in Rußland bis Ende letzter Woche auf 22 % der Anbaufläche Weizenerträge von durchschnittlich 3,26 t/ha (Vj.: 2,55) gedroschen werden. Ernteschätzungen gehen davon aus, daß die russische Ernte mit 49,5 bis 51,5 Mio.t ein Drittel größer als im Vorjahr (38 Mio.t)ausfallen könnte. In der Schwarzmeerregion Krasnodar ist die Weizenernte bereits beendet. Hier konnten die Erträge im Vergleich zum Vorjahr um 25 % auf 5,2 t/ha gesteigert werden. Derzeit zeichnet sich ab, daß die Ertragssteigerungen bei Sommerweizen erheblich niedriger liegen dürften. Die späte Aussaat und die Frühjahrstrockenheit haben das Ertragspotential reduziert.

Zu erwarten ist daher, daß auch Kasachstan, wo die Ernte in ein bis zwei Wochen beginnen dürfte, seine Ernteprognose noch nach unten korrigieren muß. Das kasachische Landwirtschaftsministerium prognostiziert eine Weizenernte von etwa 12,5 Mio.t (Vj.: 9,8) und damit auch ein größeres Exportpotential.

In der Ukraine waren Anfang der Woche bereits 69 % der Weizenernte eingebracht. Mit Flächenerträgen von 3,11 t/h lagen die Ernteergebnisse bisher deutlich über denen des Vorjahres (2,35 t/ha). Derzeit verlagert sich die Ernte in die nördlichen Anbaugebiete. Private Analysten erwarten mit 20,1 Mio.t eine höhere Weizenernte als die Analysten das US-Landwirtschaftsministeriums (19,5 Mio.t).

Auch in Kanada haben sich die Ernteerwartungen verbessert. Nachdem sich das Anbauwetter in Kanada deutlich verbessert hat, hat das private Analystenhaus Lanworth jetzt seine Prognose um 7 % auf 29,8 Mio.t Weizen angehoben und liegt damit über den Erwartungen des US-Landwirtschaftsministeriums (29 Mio.t). Das wäre die größte Weizenernte in kanada seit 17 Jahren.

Die Ernteerwartungen haben sich in vielen Ländern verbessert und damit steigen auch die Aussichten für die globale Weizenernte wieder leicht an. Das private Analystenhaus Lanworth hat seine Prognose um 2 Mio.t auf 694 Mio.t angehoben.

 

 

Marktlage
Am Weizenmarkt schwächt sich die Nachfrage nach alterntiger Ware drastisch ab. Derzeit werden vor allem noch bestehende Kontrakte abgewickelt. Inzwischen bestimmt die neue Ernte 2013/14 den Preistrend. In Erinnerung an die Erntepreise bei Brotweizen von 230 bis 250 Euro/t netto franko Landhandelslager im vergangenen Jahr erwägen viele Verkäufer, die Ernte zunächst einzulagern und erst später zu verkaufen.

Noch ist die Preisfindung am Kassamarkt nicht abgeschlossen. Aktuell stehen die Preise ex-Ernte noch unter latentem Preisdruck, der sich zuletzt jedoch abschwächte.

 

 

Steigende Importnachfrage aus China
Seitdem sich abzeichnet, daß die globale Weizenernte 2013/14 trotz Anbauausweitung wohl nur knapp bedarfsdecken ausfallen dürfte, kaufen die großen Importeure wieder im großen Stil am Weltmarkt ein. Zuletzt kaufte Südkorea 42.300 t US-Weizen und 40.000 t australischen Weizen. Jordanien versorgte sich mit 100.000 t Weizen aus der Schwarzmeer-Region und aus der EU. Japan, Ägypten, Iran und China sind ebenfalls als Käufer am Markt

China, - die Nr.2 unter den Weizenproduzenten hinter der EU -, könnte innerhalb eines Jahres zum größten Weizenimporteur am Weltmarkt aufsteigen und damit Ägypten, die bisherige Nr.1, überrunden. Private Analysten gehen davon aus, daß Frost und Starkregen in China erhebliche Ernteausfälle bzw. Qualitätsverluste bei Weizen verursacht haben. Betroffen sollen bis zu 20 Mio.t Weizen bzw. mehr als 16 % der Ernte sein und damit doppelt so viel, wie bisher erwartet.

Händler mutmaßen, daß die chinesischen Weizenimporte 2013/14 auf 10 Mio.t ansteigen könnten, nachdem in der letzten Saison nach US-Zahlen nur 3,2 Mio.t am Weltmarkt zugekauft wurden. In der letzten Woche hatte das US-Landwirtschaftsministerium den chinesischen Importbedarf auf 8,5 Mio.t geschätzt. Derzeit verhandelt China über den Kauf von an 500.000 t australischem Brot- und Qualitätsweizen zur Lieferung im Januar bis März nächsten Jahres. Vertraglich soll sich China bereits in den letzten Wochen bereits 300.000 t neuerntigen Weizen aus Australien gesichert haben. In Händlerkreisen rechnet man damit, daß China 2 bis 3 Mio.t Weizen bis Juni 2014 allein in Australien kaufen könnte.

 
 
 
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