Ernte 2013: Weizen im Abwärtstaumel


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 13.06.2013


Je näher die Ernte rückt, desto ungemütlicher wurde es in den letzten Wochen an den Weizenmärkten. Gestern rutschte Weizen an der Börse in Paris unter die 200 Euro-Marke. Auch die Prognosen einer weiterhin engen Versorgungssituation am Weizenmarkt zeigen keine Hausse-Wirkung.

 

Marktlage
Mit dem Erntestart auf der Nordhalbkugel und den rückläufigen Wetterrisiken sind die Weizenpreise in den letzten Tagen unter Druck geraten. Der Preisrutsch an den Börsen hat dazu geführt, daß das Geschäft beinahe völlig zum Erliegen gekommen ist.

An der Preisfront müssen die Karten neu gemischt werden. Mühlen und Futtermittelwerke zögern daher Zukäufe in Erwartung weiterer Preisrücknahmen weiter hinaus. Produzenten hoffen auf eine Trendwende nach oben und warten zunächst einmal ab.

 

US-Prognose: Zweitgrößte Weizenernte, - aber nur knapp bedarfsdeckend
Mit 696 Mio.t hat des US-Landwirtschaftsministeriums gestern die zweitgrößte Weizenernte aller Zeiten prognostiziert. Damit haben die US-Analysten ihre Ernteerwartungen im Vergleich zur Mai-Prognose um 5,2 Mio.t nach unten korrigiert. Da der Verbrauch mit 695 Mio.t jedoch um 2,9 % höher als im Vorjahr ausfällt, bleibt die Versorgungsbilanz auch 2013/14 vergleichsweise eng.


Während in den USA nach den Anbauproblemen der letzten Monate mit einer rund 8 % kleineren Weizenernte (56,6 Mio.t) gerechnet wird, werden für die EU, Osteuropa, Kanada und Australien höhere Ernten erwartet.

Allerdings hatten die US-Experten noch im Mai für die EU, Rußland und die Ukraine mit einer noch höheren Weizenproduktion gerechnet.

Nach der aktuellen US-Prognose dürfte die Welt-Weizenernte knapp bedarfsdeckend ausfallen. Rein rechnerisch wird lediglich mit einem Aufbau der Welt-Lagerbestände um höchst bescheidene 0,8 % auf 181 Mio.t gerechnet.

 

 

Prognose
Auch 2013/14 bleibt die Versorgungssituation vermutlich besorgniserregend eng. Dennoch stehen die Getreidepreise unter latentem Preisdruck. Ich persönlich gehe davon aus, daß sich die Preise auch in der zweiten Jahreshälfte 2013 nicht aus der Abwärtsspirale befreien können.

Vor allem die hohen russischen Ernte- und Exporterwartungen werden als klares Schwächesignal für die Preise gewertet. Osteuropäische Exporteure erobern inzwischen mit attraktiven Exportpreisen bereits wieder verlorene Marktanteile im internationalen Geschäft zurück.

Ich bleibe daher bei meiner Einschätzung vom 06.06.2013: "... Für die EU wird nach meiner persönlichen Einschätzung der Wettbewerb im internationalen Geschäft härter. ... In den kommenden Wochen dürften der steigende Wettbewerbsdruck aus Osteuropa und die damit stärkeren Baisse-Impulse über den Exportmarkt auch in der EU den Abwärtsdruck der Preise verstärken.

Wie groß der Preisrückgang in der weiteren Marktsaison ausfallen wird, hängt angesichts der nur geringfügig komfortableren Versorgungsaussichten nicht nur von den weiteren Wetteraussichten auf der Nordhalbkugel kurz vor dem Erntestart ab, sondern von der Entwicklung der internationalen Nachfrage. ..."

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
06.06.2013 Ernte 2013: Baisse-Signale aus Rußland 
18.04.2013 Ernte 2013: Abwärtskorrektur der EU- und US-Ernteprognosen 
22.02.2013 Ernte 2013: Höhere Ernteerwartung versus neue US-Wetterrisiken 
23.01.2013 Ernte 2013: Wetterrisiken stützen Preise 
27.11.2012 Ernte 2013: Trockenstreß in den USA läßt die Kurse steigen 
01.11.2012 Ernte 2013: Ausweitung der Weizenanbaufläche 
   
 
 
 
 

Seitenanfang