Börse: Aussaatsprung in den USA


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 21.05.2013


Während die Aktienmärkte beinahe täglich mit neuen Rekordständen von sich reden machen, stehen die Agrarrohstoffpreise unter latentem Preisdruck. Seitdem gutes Wetter vor Pfingsten den US-Farmern eine Steilvorlage für die Aussaat bot, bestimmen rote Zahlen die Getreidebörsen.

 

Devisen & Konjunktur
Neue Negativ-Nachrichten zum Schuldenstand in Spanien lassen den Euro erneut abrutschen. Dagegen deutet das US-Konjunkturbarometer merklich auf die Erholung der weltgrößten Volkswirtschaft hin.

Die Konjunkturdaten aus der Eurozone lieferten ein schlechtes Bild. Die beiden größten europäischen Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich liefern nur schwache Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). In Spanien sind die Schulden trotz aller Sparmaßnahmen auf 87,8 % des BIP gestiegen. Stand Spanien Ende Dezember noch bei 884 Milliarden Euro bei seinen Gläubigern in der Kreide, so waren die öffentlichen Schulden bis Ende März bereits auf über 923 Milliarden Euro angewachsen.

Deutlich positiver präsentieren sich da derzeit die Zahlen aus den USA. Das US-Konjunkturbarometer deutet darauf hin, daß die weltgrößte Volkswirtschaft allmählich in einen Erholungstrend einschwenkt. Der Index aus zehn wichtigen Wirtschaftsindikatoren stieg im April um 0,6 % und damit so stark wie seit Februar 2012 nicht mehr. Das US-Konjunkturbarometer wird jeden Monat von dem privaten New Yorker Institut Conference Board erstellt. Im März war der Index noch um revidierte 0,2 % gesunken - das war allerdings der einzige Rückgang in vielen Monaten.

Die Euro-Schuldenkrise und die leicht aufgehellten US-Konjunkturaussichten belasten den Euro weiterhin. Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) am Montag mit 1,2853 US-Dollar erneut niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel tendiert der Euro wieder etwas fester.

 

Energie
Die Aktienmärkte eilen derzeit von Rekordstand zu Rekordstand und ziehen damit auch die Ölpreise mit sich nach oben. Obwohl verlief der Handel an den Ölmärkten impulslos verlief, hat sich Rohöl weiter verteuert - trotz global schwacher Konjunkturerwartungen und hoher Öl-Lagerbestände.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Juni wurde mit 96,71 Dollar unerheblich höher als am Vortag gehandelt. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Juli-Fälligkeit zog gestern zum Handelsschluß nur geringfügig auf 104,80 Dollar an. Heute im frühen Handel zeigt der Preistrend am Ölmarkt weiter nach oben.

Heute warten die Finanzjongleure an den Börsenstandorten auf die Veröffentlichung der neuen Zahlen des privaten American Petroleum Institute (API) zu den Ölbeständen der USA. Morgen folgen dann die offiziellen Statistiken des US-Energieministeriums.

 

Agrarrohstoffe
An den Börsen herrscht weiterhin latenter Preisdruck bei Getreide. Jetzt wetten die Finanzakrobaten an den Börsen auf sinkende Kurse, denn die Feldbestände in der EU entwickeln sich gut und in den USA hat die Wetterbesserung vor Pfingsten für einen sprunghaften Anstieg des Anbautempos gesorgt.

An den Börsen spielt die aktuell knappe Versorgungssituation an den Realmärkten inzwischen keine Rolle mehr. Die wieder besseren Ernteerwartungen für US-Mais ließen auch die europäischen Agrarrohstoff-Börsen für die Mehrzahl der Futures mit roten Zahlen schließen.

Dabei läßt der Entwicklungsstand der US-Wintergetreide-Bestände weiterhin zu wünschen übrig. Bis zum Ende der letzten Woche hat sich der Zustand der US-Winterweizenbestände nicht verbessern können. Nur 31 % der Feldbestände wurden mit "gut" bzw. "sehr gut" bonitiert. Ein Jahr zuvor waren es 58 % der Felder, die diese Bewertung erreichten. Dagegen werden jetzt aber sogar 41 % der Weizenbestände mit "sehr schlecht" und "schlecht" eingestuft, nur 14 % waren es ein Jahr zuvor.

Angesichts der schwachen Vorgaben aus Übersee standen in Paris bei Weizen der November-Termin im Vergleich zum Vortag mit -3,00 Euro/t und der Januar-Termin mit -3,25 Euro/t im Minus. Auch Körnermais gab deutlich nach. Der Juni-Termin wurde zum Handelsschluß mit -2,00 Euro/t festgesetzt, der November-Termin notierte -1,75 Euro/t zum Vortag. Bei Braugerste gingen der November-Termin und alle Folge-Fälligkeiten mit -3,50 Euro/t aus dem Handel. Dagegen wurde der Schlußkurs bei Rapssaat mit deutlichen Kursgewinnen notiert: Der August-Termin schloß mit +2,25 Euro/t, der November-Termin stand mit +0,50 Euro/t im Plus.

Der Soja-Komplex an den US-Börsen schloß der Handelstag mit klaren Kursgewinnen. Die Aussaat in den USA kommt nur langsam voran. Bis Pfingsten konnten in den 18 Hauptanbaustaaten der USA nur 24 % der Flächen bestellt werden. Im letzten Jahr waren es zum selben Zeitpunkt bereits 71 % der Flächen (5-Jahres-Ø: 42 %). Auch in dieser Woche dürfte Regen in den US-Sojaanbaugebieten die Aussaat weiter behindern.

 
 
 


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