Schweine: Schwache Preise - fehlende Renditen


Kajo Hollmichel kajo.hollmichel@llh.hessen.de Stand: 10.05.2013


Der Monat Mai begann mit saisonatypisch sinkenden Schweinepreisen Verantwortlich für den abermals gesunkenen Vereinigungspreis sind nicht die Mai-Feiertage, die schlechten Exportgeschäfte und die mangelnde Inlandsnachfrage, sondern auch der harte Verdrängungswettbewerb in Fleischbranche.

 

Marktlage
Die Schweinefleischexporte nach Russland sind durch die harten schlachthofbezogenen Exportauflagen ins Stocken geraten und die Exporte nach China laufen ebenfalls nicht mehr wie gewohnt, da dieser Markt inzwischen stark international umworbenen ist. Bisher konnten auf letzterem Markt gut zweitklassige Handelsware, wie Schweinepfötchen und –öhrchen vermarktet werden, wofür es in Deutschland kaum noch einen Markt gibt. Diese zweitklassige Handelsware geht nur in kleinsten Mengen ins Hunde- oder Katzenfutter. Das „Gros“ muss momentan in der Abdeckerei entsorgt werden. Im Vergleich zum Vorjahr sanken nicht nur die Exporttonnage, sondern auch die Exporterlöse.

Der fehlende feiertagsbedingte Schlachttag am 09.05.2013 führte zu einem steigenden Angebotsüberhang, der wegen überfüllter Kühlhäuser nicht abgepuffert werden konnte.

Insgesamt ist der Schweinefleischverzehr momentan ebenfalls unbefriedigend. Ursachen sind der Pferdefleischskandal, Aflatoxine in Futtermitteln, gestiegene Ladenpreise, die noch zuletzt kühle Witterung und die noch immer ungelöste Euro-Schuldenkrise. Dies führte dazu, dass die Schlachthöfe auf dem Binnenmarkt weniger Fleisch absetzen konnten als erwartet, was zu einem starken Konkurrenzkampf der Schlachthöfe untereinander führte.

Prognostizierte man vor einiger Zeit für 2013 noch einen Durchschnittserlös von 1,80 €/kg SG, so sind wir jetzt meilenweit davon entfernt, obwohl der Mai zu den preisstärksten Monaten im Jahresverlauf zählt.

 

Fakten

  • Harter Wettbewerb in der Fleischindustrie
    Nicht nur die Schweinehalter schreiben momentan tiefrote Zahlen. Auch die Schlachthöfe kämpfen mit Renditeproblemen. Akut hat sich der Verdrängungswettbewerb in der Fleischbranche offenbar auch beim niederländischen Unternehmen Vion entwickelt.

    Medienberichten zufolge will sich Vion von weiteren Unternehmenssparten trennen, um Schulden zu tilgen. Betroffen sollen alle britischen Schlachtereien und Fleischfabriken sein sowie die Ingredientssparte, obwohl bezüglich letzterer die Medienberichte differieren. Inwieweit die Aufgabe einzelner Schlachtstandorte ebenfalls eine Konsolidierungsmaßnahme ist, ist derzeit unklar. Fakt ist jedoch, dass sich Vion in Neuverhandlungen bezüglich der Limits bei der Kreditausfallversichung befindet. Gerüchten zufolge soll Vion die Kreditausfallversicherung sogar kurzfristig gekündigt worden sein.

     Baissse-Tendenz

 

  • Schweine vermarkten, - aber richtig
    Kein Wunder, dass Mäster lieber auf Nummer Sicher gehen und an andere Wettbewerber vermarkten, was dann wieder Tür und Tor für Hauspreise eröffnet.

    Mäster sollten unbedingt darauf achten, dass beim Schweineverkauf folgende Kriterien eingehalten werden:
    • Vermarktungspartner müssen eine Warenkreditversicherung bieten.
    • Verkauf nur mit Lieferschein, auf dem unbedingt ein Eigentumsvorbehalt vermerkt ist.
    • Einhaltung kurzer Zahlungsziele bei laufender Überprüfung der Zahlungseingänge
      sowie der Abrechnungen.
    • Zahlungen nur per Überweisung akzeptieren. Nur so besteht ein Nachweis für den
      Zahlungstransfer.

 

Prognose
Es ist davon auszugehen, dass sich die Schlachtschweinepreise zunächst auf diesem relativ niedrigen Niveau stabilisieren.

Sofern neue „Grillimpulse“ durch besseres Wetter zu erwarten sind, der Export wieder anzieht und mehr Sicherheit bei der Frage der Schlachthofvermarktungsentscheidung einkehrt, kommt es hoffentlich zu einem leichten Aufwärtstrend, - zumindest aber zu einer Stabilisation. Doch derzeit ist auch nicht auszuschließen, dass - im Falle eines „Worst-Case-Szenarios“ - vermehrt Hauspreise gezahlt werden.

Das Exportpotential dürfte im weiteren Jahresverlauf nicht so stark ausfallen wie im Vorjahr. Verantwortlich hierfür ist ein zunehmender internationaler Verdrängungswettbewerb, wobei Brasilien eine immer stärker werdende Rolle einnimmt. Zudem ist ein wachsender Ausbau der Schweinehaltung in bisher typischen Schweinefleischimportländern wie Russland und China festzustellen.

Für den weiteren Verlauf des Jahres sind Preisprognosen angesichts des unerwartet dramatischen Preiseinbruches im Mai sehr schwierig. Aus heutiger Sicht ist allerdings kaum zu erwarten, dass Jahresdurchschnittserlöse von 1,80 €/kg SG auch nur annähernd zu erzielen sind.

Nur anhaltend gutes Grillwetter, mehr Ruhe im Schlachthofkonkurrenzkampf, weniger feiertagsbedingte Schlachttagsausfälle, die Räumung der Kühlhäuser, ein moderateres Schlachtschweineangebot und bessere Exportgeschäfte können in absehbarer Zeit für ein Aufwärtspotential sorgen.

 
 
 
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23.07.2012 Schweine: Preisexplosion am Futtermittelmarkt
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