Börse: Sorge vor Auswinterungsschäden


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 27.03.2013


Geld entsteht durch Kreditvergabe aus dem Nichts: Man nennt es Giralgeld. Die Marktteilnehmer. wissen, daß der Wert "modernen Geldes" nicht in seinem Warenwert, sondern in dem Glauben an seine Kaufkraft besteht. Kein Wunder, daß Agrarrohstoffe angesichts der Bedrohung duch die Staatsschulden rund um den Globus wieder an Attraktivität gewinnen.

 

Devisen & Konjunktur
Mit einem Schock startete der Finazmarkt in die Woche: Der Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hatte in einem Interview erklärt, die Belastung von zyprischen Bankkunden könne als Vorbild für weitere kriselnde Euro-Länder dienen. Mit der Bemerkung, daß die Hilfe der Euro-Partner nicht automatisch garantiert sei, sofern Banken künftig ins Trudeln kämen, hat der den Finanzmarkt kräftig aus dem Takt gebracht.

Nach der anfänglichen Erleichterung über die Einigung auf Hilfen für das pleitebedrohte Zypern hat der "Dijsselbloem-Schock" die Hoffung, schnell zur Tagesordnung zurückkehren zu können, zunächst einmal zunichte gemacht.

Auch wenn der Eurogruppen-Chef inzwischen kräftig zurückgerudert ist, hat die Aussage dazui geführt, daß das Risiko der Staatschulden - nicht nur in der Eurozone - sehr viel höher gewertet wird. Damit bleibt auch der Euro we3iter unter Druck. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2861 US-Dollar niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro ohne Erholungstrend gehandelt.

 

Energie
Auch am Ölmarkt ist die Luft erst einmal 'raus. Nach der überwiegend festen Tendenz seit Wochenbeginn werden jetzt vor den Feiertagen Gewinne mitgenommen. Unsicherheit angesichts der anhaltenden Euro-Schuldenkrise, Unklarheit hinsichtlich der Konjunkturentwicklung ein Europa, USA und dem Rest der Welt wie auch Sorgen und die hohenglobalen Öl-Lagerbestände kühlen die Phantasien an den Ölbörsen ab.

Hoffungsignale boten da die neuen Zahlen auch China, die auf eine weitere wirtschaftliche Erholung im Reich der Mitte hindeuten. Nach Angaben der chinesischen Statistikbehörde steigt das Verbrauchervertrauen im Oktober von 100,8 auf 106,1 Index-Punkte. Der Anstieg im 4.Quartal 2013 war eine positive Überraschung und sorgte gestern für leichte Kursgewinne.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Mai mit 96,34 Dollar dennoch etwas höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Mai-Fälligkeit verteuerte sich gestern auf 109,36 Dollar. Heute im frühen Handel zeigt der Ölpreis an den Börsen leichte Schwäche.

 

Agrarrohstoffe
Reale Werte und damit auch Agrarrohstoffe rücken wieder verstärkt in das Interesse der Anleger an den Börsen. an den Agrarrohstoffmärkten setzte sich der Aufwärtstrend gestern fort. Auch das Wetter in Europa hatte an den Kursgewinnen entscheidenden Anteil.

Nicht nur, daß der der Vegetationsbeginn derzeit auf Eis gelegt ist, Auch für die kommenden Tage prognostizieren die Meteorologen für weite Teile Mittel- und Osteuropas nach deutlich zu kaltes Frühlingswetter. Daß in weiten Regionen der EU eine schützende Schneedecke mittlerweite fehlt, läßt die Sorge vor Auswinterungsschäden wachsen.

Frost und Kälte und regional zu viel Regen in den Anbaugebieten der USA verzögert auch auf der anderen Seite des Atlantiks die Aussaat und die Wintersaatenbestände präsentiren sich alles andere als positiv.

An den Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks setzte sich gestern die Erkenntnis durch, daß die Versorgungslage auch in der kommenden Saison 2013/14 knapper ausfallen könnte, als bisher erwartet.

Die Agrarrohstoffe notierten gestern in die Gewinnzone. Die europäischen Agrarrohstoff-Börsen schlossen im späteren Handelsverlauf dennoch recht gemischt. In Paris standen bei Weizen der Mai-Termin im Vergleich zum Vortag mit +1,75 Euro/t und der November-Termin mit +2,75 Euro/t im Plus. Auch Körnermais verteuerte sich weiter. Der Juni-Termin wurde zum Handelsschluß mit +1,50 Euro/t festgesetzt, der November-Termin notierte +2,00 Euro/t zum Vortag. Bei Braugerste ging der Mai-Termin mit +3,00 Euro/t aus dem Handel, der November-Termin wurde mit +5,00 Euro/t notiert. Mit Kursgewinnen wurde auch bei Rapssaat der Schlußkurs notiert: Der Mai-Termin schloß mit +3,25 Euro/t, der November-Termin erzielte Gewinne von +4,00 Euro/t.
Der Soja-Komplex an den US-Börsen notierte gestern an den US-Börsen mit Kursgewinnen.

 

Ausblick
Vor den Osterfeiertagen fehlen neue trendweisende Marktssignale. Die unklare Lage der Banken stärkt einersteits den Trend zu Gewinnmitnahmen, während andererseits Anzeichen für eine langsame Erholung der Wirtschaft Investitionen in aktiennotierte Unterenehmen und Rohstoffe wieder interessanter machen. .

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß auch die Kurse an den Agrarrohstoff-Börsen diesseits wie auch jenseits des Atlantiks weiter in der Gewinnzone bleiben. Der leichte Aufwärtstrend dürfte so lange anhalten, wie die Nachrichten von der Wetterfront in Europa und den USA für Sorgen über Ernteerwartungen sorgen.

Am Kassamarkt fiel das Angebot zuletzt zwar etwas umfangreicher aus, doch die noch vorhandenen Restbestände in Erzeugerhand schrumpfen in Rekordtempo. Mühlen und Mischfutterwerke müssen , um ihren Anschlußbedarf zu decken, wieder etwas tiefer in die Tasche greifen. Der Exporthandel bingt mit seinem kontinuierlichen Zukaufbedarf wieder neue Dynamik in die Preisgestaltung. Ausgehend von Seehafenstandorten wie zum Beispiel am Standort Hamburg sind die Preise auf Großhandelsebene in den letzten Tagen deutlich nach oben geschnellt. In abgeschächter Form setzt sich der Preisauftrieb derzeit ins Inland fort. So zeigt auch auf der Erzeugerstufe der Preistrend in den letzten Tagen wieder nach oben.

 
 
 


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