Ernte 2013: Höhere Ernteerwartung versus neue US-Wetterrisiken


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.02.2013


Schwindende Lagerbestände halten die Agrarrohstoffpreise noch auf hohem Niveau. Doch höheren Ernteprognosen für 2013/14 sorgen seit längerem für latentem Preisdruck. Dabei sind die Langzeit-Wetterprognosen für die USA sind alles andere als günstig.

 

Welt: Trotz Anbauausweitung nur begrenzte Entspannungssignale
Der Internationale Getreiderat hat gestern neue Zahlen bekanntgegeben. Die Analysten erwarten zwar für 2013/14 eine etwas höhere globale Weizenernte, doch mit einem Plus von 4 % dürfte die etwas größere Erzeugung durch einen wieder ansteigenden Bedarf letztendlich "aufgesaugt" werden. Für die globalen Weizen-Lagerbestände weisen die neuen Zahlen letztendlich nur einen - aus Sicht des Marktes - unerheblichen Anstieg um 2 Mio.t aus.


Doch trotz der derzeit leicht höheren Anbauerwartungen weisen die fundamentalen Daten eine enge Versorgungsbilanz aus. In der Saison 2012/13 übersteigt der Verbrauch ein drittes Jahr in Folge den weltweiten Bedarf. Sowohl bei Weizen wie auch bei Getreide insgesamt schrumpfen die Lagervorräte weiter.


Die weltweite Rapssaaten-Produktion 2012/13 ist nach den neuen Zahlen des Internationalen Getreiderates auf ein 4-Jahres-Tief gefallen. Damit sind auch die Lagervorräte stark abgeschmolzen. Für die Saison 2013/14 steht vor allem Kanada im Mittelpunkt des Interesses, wo derzeit mit einem Produktionsanstieg um 17 % gerechnet wird. Doch selbst dann, wenn Kanada eine Rekordente einbringen sollte, wird mit einer weiterhin sehr engen Versorgungsbilanz gerechnet.

 

 

USA: Mehr Mais und Sojabohnen - weniger Weizen in 2013
Das US-Landwirtschaftsministerium hat am Donnerstag seine neueste Prognose für den Anbau und die Produktionserwartungen bekanntgegeben. Erneut haben die US-Analysten ihre Anbauerwartungen nach oben korrigiert. Für Mai und Sojabohnen wird eine Produktion auf Rekord-Niveau prognostiziert, - sofern sich die Anbaubedingungen normalisieren. Nach der Dürre-Mißernte des letzten Jahres wird für Mais ein Produktionsanstieg um 35 % auf 369 Mio.t (VJ: 273,8) erwartet und damit eine deutliche Entspannung bei der Versorgungsbilanz. Für Sojabohnen erwarten die US-Experten eine Ernte von 93 Mio.t, nachdem im Vorjahr dürrebedingt nur 82 Mio.t eingebracht wurden.

Anders sehen die Erwartungen für die Weizen-Ernte 2013 aus. Trotz der Flächenausweitung für Winterweizen im Herbst, wird nur eine Weizenernte in Höhe von 57,2 Mio.t (!) erwartet, nachdem im Vorjahr - trotz der Jahrhundertdürre - noch 61,8 Mio.t erzeugt werden konnten. In wichtigen Weizen-Anbaustaaten wie zum Beispiel Kansas, Nebraska oder Oklahoma werden bereits 50 % der Feldbestände mit "schwach" bzw. "sehr schwach" bonitiert, nachdem im Vorjahr nur 10 % der Aussaaten in diese Kategorie fielen.

 

 

USA: Aussicht auf Regen
Bis zur Wochenmitte gab es für die Dürregebiete in den USA noch keine Entwarnung. Seit Monaten ist es in wichtigen Anbaugebieten der USA noch immer viel zu trocken. Jetzt hoffen die US-Farmer, daß ein starker Schneesturm, der am Donnerstag über das Land zog, die Bodenfeuchte verbessert hat. Für das Wochenende werden weitere Niederschläge vorhergesagt.

Für die neueste Landkarte der US-Dürregebiete, die am Mittwoch veröffentlicht wurde, kamen die starken Schneefälle, Eisregen und Regen allerdings zu spät.


Nach den letzten Daten des US-amerikanischen Forschungsprojektes NDMC herrscht derzeit in rund 55,8 % der zentralen Gebiete der USA noch immer eine starke Dürre, die sich im Vergleich zur Vorwoche (55,7 %) sogar noch verstärkt hatte. In 75 % des wichtigen Anbaustaates Kansas herrscht eine extreme oder außergewöhnlich extreme Trockenheit, in Nebraska sind es sogar 77 %. Und in der letzten Zeit hat sich die Dürre in Texas, Colorado und Wyoming sogar noch verschärft.

 

 

Prognose
Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet 2013 - unter Voraussetzung normaler Anbaubedingungen - mit Rekordernten bei Mais und Soja. Die US-Analysten schlußfolgern, daß im Laufe der Anbausaison die Preise der meisten Getreidearten und der Ölsaaten bei ins Rutschen geraten würden. Für die Erzeugerpreise in den USA wird mit einem Rückgang um 33 % bei Mais, 27 % bei Sojabohnen und 11 % bei Weizen gerechnet.

Nicht nur die Experten beim US-Landwirtschaftsministerium sprechen davon, daß die 2013er Prognose von manchem als "Déjà-vu"-Erlebnis wahrgenommen werden könnte, als ebenfalls mit einer Rekordernte bei Mais und Soja gerechnet wurde.

Ob sich die Vorjahressituation wiederholt, bleibt abzuwarten. Immerhin hat das US-amerikanische Wetteramt derzeit keine guten Meldungen von der US-Wetterfront parat: Vorhergesagt wird ein heißes Frühjahr und ein Sommer mit unterdurchschnittlichen Niederschlägen. Sollten die Meteorologen Recht behalten, würden die Karten am Getreide- und Ölsaatenmarkt noch einmal neu gemischt werden.

 
 
 
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