Börse: Die Luft ist 'raus


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 15.02.2013


Die Laune an den Agrarrohstoffbörsen hat sich stark eingetrübt. Mangels neuer Meldungen von der Wetterfront suchen viele Anleger nach neuen renditeträchtigeren Märkten. Damit setzen Weizen, Raps & Co ihren latenten Abwärtstrend fort.

 

Devisen & Konjunktur
Seitdem die japanische Notenbank mit einer wahrten Geldschwemme versucht, den Yen im Wechselkursgefüge zu schwächen, um so seine exportorientierte Wirtschaft zu stützen, wächst die Sorge, daß der globale Abwertungswettlauf wieder Fahrt aufnimmt.

Seit der Eskalation der Finanzkrise 2008 dreht sich bei immer mehr Staaten alles darum, sich Vorteile im Welthandel zu verschaffen. So waren es gestern wieder einmal Konjunkturzahlen, die die Devisenkurse bewegten. Enttäuschende Konjunkturdaten aus der Euro-Zone trübten die Zinssenkungsphantasien für den Euro-Raum ein un brachten unsere Gemeinschaftswährung unter Druck (Siehe auch den Beitrag: "Konjunktur: Wirtschaftswachstum rutscht ab" vom 14.02.2013.)

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3327 US-Dollar schwächer als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel zeigt der Euro einen etwas stabileren Trend.

Im Blick hatten der Investoren steht jetzt das Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20). Mit der Lage der Weltwirtschaft befassen sich von heute an die Finanzminister und Notenbankchefs der G20-Staaten im Rahmen ihres Treffens in Moskau. Dabei soll es auch um Themen wie Finanzmarktregulierung oder Maßnahmen gegen die Manipulation von Wechselkursen gehen.

 

Energie
Noch zur Wochenmitte belastete die Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA), daß die globale Energienachfrage – trotz optimistischer Erwartungen für die globale Konjunktur – schwächer als erwartet ansteigen werde, den Markt. nach unten revidiert hat. Die IEA rechnet jetzt nur noch mit einem Zuwachs des täglichen Energieverbrauchs für 2013 in Höhe von 840.000 Barrel (1 Barrel = 1 Faß = 159 Liter). Damit hat die IEA ihre Vormonats-Prognose um 90.000 Barrel nach unten revidiert.

Die unerwartet schlechten Konjunkturdaten aus der Eurozone brachten den Ölmakt gestern zunächst stärker unter Druck. Am Nachmittag ließen unerwartet gute Daten vom amerikanischen Arbeitsmarkt die Ölkurse wieder nach oben drehen.

Letztendlich wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im März mit 97,31 Dollar etwas höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur April-Fälligkeit verteuerte sich gestern auf 118,00 Dollar. Heute im frühen Handel zeigt der Ölpreis an den Börsen wieder talwärts.

 

Agrarrohstoffe
Die Februar-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums vom letzten Freitag war an den Märkten als weitgehend neutral bewertet worden, so daß die Wirkung auf die Preisentwicklung gering blieb.

Weiterhin hat das Wetter rund um den Globus und vor allem die schwächeren Rendite-Erwartungen an den Börsen eine stärkere Preiswirkung, als das aktuell enge Angebot am Kassamarkt. Entsprechend haben Niederschläge in einigen wichtigen US-Anbauregionen die Aussicht auf eine gute Weizenernte verbessert und damit den Weizenpreis unter Druck gebracht.

Die europäischen Agrarrohstoff-Börsen schlossen im späteren Handelsverlauf recht gemischt. In Paris standen bei Weizen der März-Termin im Vergleich zum Vortag mit +0,25 Euro/t und bei Rapssaat der Februar-Termin mit +2,25 Euro/t im Plus. Dagegen blieben bei Körnermais der März-Termin mit -1,25 Euro/t und bei Braugerste der März-Termin mit -2,50 Euro/t in der Verlustzone.
Im Soja-Komplex an den US-Börsen notierten Bohnen und Schrot leicht schwächer, während Sojaöl es noch knapp in die Gewinnzone schaffte.

 

Ausblick
An den Börsen macht sich Frust breit. Es fehlt an neuen Nachrichten und an Impulsen. Sogar das Wetter will (vorerst) nicht mehr für neue Hiobs-Botschaften hinsichtlich der 2013er Ernteerwartungen sorgen. Auch, daß das fränzösische Analystenhaus Tallage für die EU-Weizenernte seine Prognose um 1,1 Mio.t auf 132,2 Mio.t nach unten revidiert hat, findet aktuell kaum Beachtung. Seit Wochen zeigt der Stimmungstrend an den Börsen in Richtung Nullpunkt und die Investoren verlassen den Agrarrohstoffmarkt.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich dennoch, daß die Kurse an den Agrarrohstoff-Börsen diesseits wie auch jenseits des Atlantiks im grünen Bereich liegen. Nicht nur die in vielen US-Regionen weiterhin anhaltende Trockenheit, sondern auch die stetige internationale Importnachfrage sehe ich als Signal für eine begrenzte Kurserholung. Immerhin ist zu erwarten, daß die für den die Export verfügbaren Lagerbestände wichtiger Exporteure wie zum Beispiel Rußland, Australien oder Argentinien möglicherweise nochmals nach unten korrigiert werden müssen.

Am Kassamarkt entwickelt sich das Angebot weiterhin äußerst überschaubar. Futtermittelwerke und Mühlen haben zwar stetigen Bedarf, erwarten angesichts der internationalen Preisentwickung jedoch Rabatte. Trotz der schwachen Angebotslage hat damit der Kursrückgang an den Börsen auch am Kassamarkt Bremsspuren hinterlassen. Da die Verkäufer meist nicht zu Preiszugeständnissen bereit sind, fallen die Preisrückgänge jedoch genauso überschaubar aus wie das Angebot.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

31.01.2013

Börse: Preisschwankungen im Wettertakt

28.01.2013

Börse: Warten auf neue Trendsignale

22.01.2013

Börse: Grünes Licht für Finanztranskationssteuer

18.01.2013

Börse: Neue Dämpfer für die Rendite-Hoffnungen

10.01.2013

Börse: Abwarten vor der US-Januar-Prognose

09.01.2013

Börse: Kältewelle in China - Weizen-Rekordernte in Indien

   
 
 
 
 

Seitenanfang