Getreidebestände in Rußland fallen auf kritisches Niveau


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.01.2013


Mit Weizenexporten von 21,6 Mio.t war Rußland 2011/12 die Nummer 3 am Weltmarkt. Jetzt befürchtet das russische Landwirtschaftsministerium, daß die russischen Getreidebestände zum Ende des laufenden Wirtschaftsjahres auf ein kritisches Niveau schrumpfen könnten.

 

2012/13: Schrumpfende Lagerbestände
Wieder einmal stand die angespannte Situation am russischen Getreidemarkt auf der politischen Tagesordnung. Hohe Auswinterungsverluste und wochenlange Sommerdürre hatten in Rußland im letzten Jahr bei Weizen zu Ernteausfällen von rund 33 % zum VJ geführt. Auf die Getreideernte in Höhe von 70,7 Mio.t entfielen lediglich 37,7 Mio.t auf Weizen; das war die kleinste Menge seit zehn Jahren.

Gestern informierten der russische Premierminister Dmitry Medvedev und der russische Landwirtschaftsminister Nikolay Fedorov über die schnell schrumpfenden Lagerbestände in Rußland und die Konsequenzen für die Tierhalter und den Export.

Der Landwirtschaftsminister erwartet, daß die russischen Getreide-Lagervorräte bis zum Ende des laufenden Wirtschaftsjahres auf ein besorgniserregend niedriges Niveau sinken. Die hohen Inlandspreise dürften die Exporte im ersten Halbjahr 2013 zwar begrenzen. Da Rußland seinen Lieferverpflichtungen am Weltmarkt nachkommen will, erwartet er, daß die Lagerbestände auf nur noch geschätzte 7,7 Mio.t Getreide zurückgehen.

Die enge Versorgungslage treibt seit Monaten die Preise im Inland in die Höhe. Vor allem für die Rindfleisch erzeugenden Betriebe sei die Produktion seit längerem unprofitabel. Die teure Produktion im Inland wird daher inzwischen durch preisgünstigere Importe ersetzt.

Erst seit kurzem zeigen die stark ausgeweiteten Importe und die Interventionsfreigaben Wirkung und die Teuerung hat sich abgeschwächt. In der nächsten Woche will Rußland seine Interventionsfreigaben noch einmal steigern. Seit dem Start der Interventionsverkäufe am 23.10.2012 wurden mehr als 1,5 Mio.t Getreide aus staatlichen Beständen verkauft.

 

2014/15: Rußland erwartet steigendes Exportpotential
Im kommenden Wirtschaftsjahr 2013/14 will Rußland wieder eine größere Rolle im internationalen Geschäft spielen. Das Landwirtschaftsministerium in Moskau plant ein Exportpotential von 15 bis 20 Mio.t in ein, sofern die Ernte 2013 die derzeit prognostizierten 90 bis 95 Mio.t erreicht.

 

Ausblick
Nur eine "normale" bis "gute" russische Getreideernte kann die angespannte Versorgungslage in Rußland entschärfen. Dann dürfe nicht nur das Preisniveau in Rußland leicht zurückgehen und die Viehhaltung wieder ausgeweitet werden. Eine "normale" russische Ernte hätte auch unmittelbare Wirkung auf die globalen Handelsströme. Bereits die Erwartung eines wieder steigenden Exportpotentials würde zu deutlichem Preisdruck im internationalen Geschäft führen.

Sollte Rußland jedoch erneut eine Mißernte in die bald fast leeren Silos fahren, dann werden die Karten am Weltmarkt neu gemischt. Fazit: Der weitere Preistrend bleibt zunächst eine Wetterfrage.

 
 
 
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