Weizen: Ernüchterung


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.01.2013


Den Märkten fehlen neue Hiobs-Botschaften. Wärmeres Schwarzmeer-Wetter, ein bisher problemloser Winter in Nordeuropa und Regenprognosen für die USA: Dieser Mix sorgt für latenten Preisdruck. Hinzu kommt, daß der billige US-Weizen jetzt die Preise im internationalen Exportgeschäft bestimmt.

 

Marktlage
Die Weizenkurse an den Börse sind auf dem Rückzug. Seit Anfang November haben die Notierungen und den US-Börsen um über 17 % nachgegeben. Vor allem die Anhebung der Prognosen für die globalen Bestände zum Ende des Wirtschaftsjahres 2012/13 sorgt für Baisse-Signale.

Dabei ist der Winter auf der Nordhalbkugel noch lange nicht vorbei und zahlreiche Witterungsrisiken bleiben weiter akut. So ist es in weiten Anbauregionen in den USA noch viel zu trocken. Doch für die kommenden Tage prognostizierte Niederschläge lassen die Weizenkurse an den Warenterminbörsen in den USA erneut sinken.
Doch wieviel und wo es regnen wird, darüber gehen die Meinungen der Meteorologen weit auseinander.

Auch an den europäischen Börsen geht den Weizen-Futures zunehmend die Luft aus. An der Warenterminbörse in Paris summieren sich die Kursverluste in den letzten 13 Wochen auf rund 10 %.

Dagegen zeigt sich der Kassamarkt zwar noch weitgehend stabil. Doch allmählich zeigt sich, daß das EU-Exportgeschäft immer schwieriger wird und die Nachfrage des Exporthandels stark zurückgegangen ist. Der im Vergleich zum US-Dollar steigende Euro-Kurs läßt die Wettbewerbsfähigkeit des EU-Weizen im internationalen Geschäft seit Wochen sinken.
Lange Zeit fand US-Weizen am internationalen Markt kaum Käufer, zumal der Transport die Ware noch weiter verteuerte. Jetzt ist US-Weizen der Billigmacher am Weltmarkt und gibt das Preisniveau vor. Die US-Exporte sind zwar in den letzten Monaten weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, doch inzwischen nehmen die Ausfuhrgeschäfte kräftig Tempo auf.


Trotz des sehr ruhigen Exportgeschäftes fällt der Preisdruck am Kassamarkt bisher nur begrenzt aus. Die Produzenten sind nicht bereit, die noch lagernden "Restbestände" mit Preisnachlässen zu verkaufen. Daher fällt das prompte Angebot so gering aus, daß die Weizenpreise - sowohl für Futter- wie auch für Backqualitäten - stabil bleiben.

Auf Großhandelsebene konnten die Weizenpreise teilweise sogar wieder einen leichten Preisaufschlag verbuchen.

 

Prognose
US-Weizen - der derzeitige Billigmacher am Weltmarkt - unterbietet inzwischen fast alle anderen Anbieter am Weltmarkt. Entsprechend verlangsamt sich das Exporttempo für EU-Weizen und damit die Nachfrage der EU-Exporteure.

Am Kassamarkt entwickeln sich die Mahlweizen- und Futterweizenpreise dennoch weiter fest, da die Anbieter nicht zu Preiszugeständnissen bereit sind. Aufgrund der dünnen Angebotslage sind Käufer gezwungen, für prompte Lieferungen Prämien zu gewähren, um Ware aus dem Lager zu locken. Fehlbedarf läßt sich - anders als in den Vorjahren - nur sehr begrenzt mit Ware aus Osteuropa decken.

Der Kurstrend auf dem internationalen Parkett wird vorerst weiter durch die Wetterentwicklung auf der Nordhalbkugel bestimmt. Die Wetterrisiken bleiben zunächst noch akut. Abzuwarten bleibt, wie ergiebig die Niederschläge in den USA ausfallen werden. Abzuwarten bleibt zudem, wie sich das Wetter in der Schwarzmeerregion entwickeln wird, nachdem die Plusgrade die Schneedecke hat schmelzen lassen. Abzuwarten bleibt darüber hinaus, ob sich das Winterwetter ein Westeuropa weiterhin unproblematisch entwickelt.

Vorsicht ist angesagt: Sollten neue "schlechte" Nachrichten ausbleiben oder die Witterungsrisiken schwinden, ist mit einer deutlicheren Korrektur-Phase auch am Kassamarkt zu rechnen.

 
 
 
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