Börse: Preisschwankungen im Wettertakt


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 31.01.2013


Kursgewinne an den US-Rohstoffbörsen und gemischte Notierungen an den europäischen Börsen sind das Ergebnis der jüngsten Wetterspekulationen. Der hiesige Kassamarkt folgt dagegen weiter dem Gesetz von Angebot und Nachfrage und tendiert trotz der Euro-Stärke noch weitgehend stabil.

 

Devisen & Konjunktur
Gestern war es soweit: Erstmals seit mehr als 14 Monaten hat der Euro wieder die Marke von 1,35 US-Dollar überschritten. Rückenwind gab es für den Euro gleich zweifach:

1. 
Die US-Konjunktur kommt nicht in Schwung: Im vierten Quartal ist das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft erneut um 0,1 % eingebrochen.
2.
Die US-Notenbank FED will ihre ultralockere Geldpolitik weiter fortsetzen. Der Anleihe-Ankauf zur Konjunktur-Ankurbelung geht mit 85 Milliarden US-Dollar pro Monat weiter und der Leitzins liegt weiter in der Spanne von 0 bis 0,25 %.

In Euro-Land sorgen dagegen wieder etwas positivere Konjunktur-Signale für wachsende Zuversicht. Für Deutschland erwartet der Industrieverband BDI trotz eines schwachen Jahresauftaktes ein Wirtschaftswachstum von 0,8 % für 2013, während die deutsche Bundesregierung allerdings nur einen Zuwachs von 0,4 % prognostiziert. Und die EU-Staaten arbeiten intensiv daran, die desolate Lage in den EU-Schuldenändern in den Griff zu bekommen. Am 7. und 8. Februar findet in Brüssel der nächste Gipfel zu zum künftigen EU-Haushalt statt.

Die Investoren trauen der Eurozone wieder mehr zu. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3541 US-Dollar auf dem höchsten Stand seit Dezember 2011 festgesetzt. Heute im frühen Handel zeigt der Euro einen stabilen Trend.

 

Energie
Gestern zeigte der Ölpreis an den Börsen weiter nach oben. Die Bekanntgabe der wöchentlichen Zahlen über die Öllagerbestände in den USA verstärkte am Nachmittag den Aufwärtstrend, obwohl die Daten bei genauerer Betrachtung als neutral zu werden sind.

Gestern wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im März mit 97,94 Dollar erneut höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur April-Fälligkeit verteuerte sich gestern geringfügig auf 114,90 Dollar. Heute im frühen Handel zeigt der Ölpreis an den Börsen wieder talwärts.

 

Agrarrohstoffe
Wetterspekulationen, die wenig inspirierenden Nachrichten aus den USA und die nur allmählich in Gang kommende Weltkonjunktur machten Agrarrohstoffe gestern an den US-Börsen wieder interessanter. An den europäischen Märkten belastet dagegen die Stärke des Euro das Exportgeschäft und damit auch das Börsengeschäft.

Die europäischen Agrarrohstoff-Börsen schlossen im späteren Handelsverlauf recht gemischt. In Paris standen bei Weizen der März-Termin im Vergleich zum Vortag mit +0,50 Euro/t und bei Rapssaat der Februar-Termin mit +3,75 Euro/t im Plus. Dagegen blieben bei Körnermais der März-Termin mit -0,75 Euro/t und bei Braugerste der März-Termin mit -2,00 Euro/t in der Verlustzone.
Der Soja-Komplex an den US-Börsen notierte in den USA klar in der Gewinnzone.

Weiterhin steht das Wetter auf der Nordhalbkugel im Zentrum der Preisspekulationen. Regional zu trockenes und zu heißes Wetter in Argentinien, zu wenig Regen im Süden Brasiliens und zu viel Regen im Norden, die anhaltende Trockenheit in wichtigen Anbaugebieten der USA, saisonuntypisch hohe Temperaturen in der Schwarzmeerregion und die Schneeschmelze in den nördlichen EU-Ländern sorgten für Wetterspekulationen.

 

Ausblick
Die Wetterentwicklung auf der Nordhalbkugel bestimmt weiterhin den Preistrend. Für die nächsten tage erwarte ich persönlich, daß sich das Auf und Ab an den Agrarrohstoff-Börsen diesseits wie auch jenseits des Atlantiks fortsetzt. Klarere Preistrends bei den Getreide- und Ölsaatenkurse werden sich erst dann durchsetzten, wenn sich abzeichnet, wie die Feldbestände auf der Nordhalbkugel nach dem Winter in die Vegetation starten werden.

Am Kassamarkt bleibt das Angebot äußerst überschaubar und entsprechend stabil entwickeln sich die Preise. Infolge des stetigen Bedarfs der Futtermittelwerke bleibt Weizen zwar gefragt. Auch die Mühlen sind wieder stärker als Käufer am Markt. Doch inzwischen zeichnen sich auch erstmals Schwäche-Signale ab, da sich der Export durch den starken Euro-Kurs nicht mehr so flüsssig entwickelt. Ex-Ernte-Geschäfte werden wieder lebhafter besprochen. Bei Netto-Preisen für Weizen mit 200 bis 210 Euro/t, Futtergerste mit 185 bis 198 Euro/t oder Rapssaat mit 405 bis 420 Euro/t werden wieder häufiger Geschäfte zur kommenden Ernte unter Dach und Fach gebracht.

 
 
 


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