Börse: Abwarten vor der US-Januar-Prognose


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.01.2013


Ruhe ist eingekehrt vor der Veröffentlichung der Januar-Prognose durch das US-Landwirtschaftsministerium. Die neuen "schlechten" Nachrichten fallen noch nicht schlecht genug aus, um neue Hausse-Signale zu setzten.

 

Devisen & Konjunktur
Die noch in der letzten Woche herrschende Pro-Euro-Euphorie ist an den Devisenmärkten in dieser Woche merklich abgekühlt. Die Sorgen um die Konjunktur der Eurozone sind stärker in den Vordergrund getreten. Zudem werden die Konjunkturaussichten für die USA derzeit positiver beurteilt als noch zum Jahreswechsel.

Viele Investoren nehmen daher vorsichtshalber erst einmal Gewinne mit. Man wartet zunächst einmal die heutige Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. Es wird jedoch nicht damit gerechnet, daß der EZB-Rat heute an der Zinsschraube dreht. Im Anschluß an die Sitzung sollen die überarbeiteten Euro-Banknoten präsentiert werden, die ab Mai ausgegeben werden sollen.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3056 US-Dollar geringfügig schwächer als am Vortag festgesetzt.

 

Energie
Nachdem die Ölpreise in den letzten Tagen weitgehend auf der Stelle traten, lassen inzwischen überraschend guten Konjunkturdaten aus China die Ölpreise wieder steigen.

Die neuen Zahlen der Regierung in Peking deuten auf eine leichte Belebung des Wachstums hin. Die Exporte steigen im Vergleich zum Vormonat um 14,1 % an. Das wäre der stärkste Anstieg seit über einem halben Jahr. Auch die Importe sind nach den zurückliegenden schwachen Monaten wieder in einen Erholungstrend eingeschwenkt. Sie stiegen im Jahresvergleich um 6,0 %t. Mit diesen Zahlen wurden die Markterwartungen deutlich übertroffen.

Die neuen Zahlen aus dem Reich der Mitte ließen die Stimmung an den Ölbörsen merklich steigen. China ist nach den USA immerhin das zweitgrößte Ölverbraucherland der Welt.

Gestern noch wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar mit 93,10 Dollar unerheblich schwächer als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Februar-Fälligkeit verbilligte sich gestern ebenfalls auf 111,76 Dollar. Heute im frühen Handel hat sich WTI-Öl im frühen Handel bereits um über 40 US-Cent verteuert.

 

Agrarrohstoffe
Einen Tag vor der Veröffentlichung des Januar-Berichtes des US-Landwirtschaftsministeriums entscheiden sich viele Marktteilnehmer zunächst einmal für die Marktstrategie "Abwarten!". Man erwartet Korrekturen bei den Ernte- und Exportschätzungen insbesondere bei Weizen, Mais und Soja.

Nachdem in den letzten tagen bereits mehrere Analystenhäuser ihre Ernteprognose für Brasilien angehoben hatten, hat gestern auch Brasiliens staatliche Stelle CONAB (Companhia Nacional de Abastecimento) nachgezogen. Die CONAB geht davon aus, daß die diesjährige Sojaernte im Vergleich zum Vorjahr um 16,28 Mio.t auf 82,68 Mio.t ansteigen dürfte. Für Mais wurde die bisherige Prognose um 290.000 t auf 72,19 Mio.t nach oben korrigiert.

Bisher konnte die höhere CONAB-Ernteprognose noch keine zusätzliche Baisse-Wirkung entfalten, da man bereits seit längerem von einer deutlich höheren Ernte ausgeht und die Kurse daher seit Wochen abrutschen.

Die europäischen Agrarrohstoff-Börsen schlossen im Vorfeld der morgigen US-Bilanz gemischt. In Paris standen der Januar-Termin im Vergleich zum Vortag bei Weizen mit -0,25 Euro/t und der März-Termin bei Körnermais mit -1,25 Euro/t im Minus, während der Februar-Termin bei Rapssaat erneut mit beachtlichen +5,00 Euro/t und der März-Termin bei Braugerste mit +1,00 Euro/t in der Gewinnzone notiert.
Der Soja-Komplex an den US-Börsen stand trotz der neuen Zahlen aus Brasilien noch leicht im Plus.

 

Ausblick
Ich persönlich erwarte, daß an den europäischen Agrarrohstoff-Börsen die Getreide- und Rapssaatenkurse noch knapp in der Gewinnzone notieren.

Auch die wenigen Offerten am Kassamarkt und der noch zu erwartende Anschlußbedarf der Verarbeiter stützen den Börsenhandel in Europa. Die Anbieter halten in der Hoffnung auf künftige Preisanstiege vorhandene Lagerware weiterhin zurück. Aufgrund der dünnen Angebotslage sind Käufer daher gezwungen, für prompte Lieferungen Prämien zu gewähren, um Ware aus dem Lager zu locken. Weizen erzielt - nach den Preisrückgängen der letzten Tage - jetzt wieder Prämien von 5 bis 25 Euro netto "über Matif" je nach Menge und Parität. Mit stärkerem Anschlußbedarf der Verarbeiter ist ab Februar 2013 zu rechnen.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

09.01.2013

Börse: Kältewelle in China - Weizen-Rekordernte in Indien

21.12.2012

Börse: Weihnachtsruhe am Kassamarkt

20.12.2012

Börse: Kursabsturz

04.12.2012

Börse: Gewinnmitnahmen trotz Wetterrisiken

28.11.2012

Börse: Neue Rendite-Hoffnungen an den Börsen

06.11.2012

Börse: Wettersorgen beleben den Exportmarkt

   
 
 
 
 

Seitenanfang