Börse: Kältewelle in China - Weizen-Rekordernte in Indien


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 09.01.2013


Bessere Anbauaussichten rund um den Globus hatten die Rendite-Spekulationen an den Agrarrohstoffbörsen kräftig abgekühlt. Die Kurse gerieten in den letzten Wochen weiter ins Rutschen. Jetzt sorgen neue Witterungsrisiken erstmals wieder für leichte Stabilisierungstendenzen.

 

Devisen & Konjunktur
In den USA gab es für die Umschiffung der sogenannten Fiskalklippe ("fiscal cliff") zwei Monate Verlängerung, der US-Schuldenstand steigt weiter, in der EU schwelt die Euro-Schuldenkrise munter weiter, die US-Konjunkturdaten machen wieder leichte Hoffnung, doch die Weltkonjunktur lahmt noch immer.

Kein Wunder, daß am Devisenmarkt keine klare Richtung erkennbar ist. Die Investoren warten vorsichtshalber erst einmal die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am morgigen Donnerstag ab.

Gerüchte um eine Abstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs durch die Rating-Agenturen hatten den Euro am Montag deutlich geschwächt. Neuen Auftrieb erhielt der Euro gestern durch die Ankündigung Japans, mit seinen Fremdwährungsreserven Anleihen des Europäischen Rettungsfonds (ESM) zu kaufen. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3086 US-Dollar wieder etwas höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro kaum verändert notiert.

 

Energie
An den Ölbörsen bewegt sich derzeit nur wenig. Gestern wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar mit 93,15 Dollar nur unerheblich schwächer als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Februar-Fälligkeit verteuerte sich gestern geringfügig um 0,54 Dollar auf 111,94 Dollar. Heute im frühen Handel zeigt der Kurstrend für beide Öl-Herkünfte keine klare Kursrichtung.

 

Agrarrohstoffe
Auch an den Agrarrohstoffmärkten sind klare Trends derzeit nur schwer auszumachen. Die knappe globale Versorgungsbilanz, das lebhafte EU-Exportgeschäft und die Witterungsrisiken für die Ernte 2013 auf der Nordhalbkugel sorgen für leichte Hausse-Impulse. Dem stehen die Baisse-Signale der Anbauausweitung bei Getreide und Ölsaaten gegenüber.

Der Hitzewelle in Australien, der in den Medien breiter Platz eingeräumt wird, hat für die australische Getreideproduktion kaum Bedeutung. Auch die Weizenanbaugebiete im Westen und Südosten in "Down Under" sind von der Hitze betroffen. Doch die Weizenernte ist in Kürze bereits beendet, so weder für die Erntequantität, noch die Getreidequalität beeinträchtigt werden.

Dagegen könnte die Kältewelle in Kältewelle in China möglicherweise noch größere Bedeutung erlangen. In China ist das Quecksilber auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahrzehnten gefallen. Im Nordosten ist das Thermometer auf -15°C, in den nördlichen Provinzen sogar auf bis zu -40°C gefallen. Noch ist nicht absehbar, wie hoch Schäden durch die seit Jahresbeginn anhaltenden Frostgrade sein werden. Immerhin ist China - hinter der EU - der zweitgrößte Weizenproduzent und kann seinen Inlandsbedarf seit einigen Jahren nur sehr knapp decken. Unter den Raps-Produzenten ist China mit rund 13 Mio.t weltweit die Nummer 3 hinter Kanada und der EU-27.

Dagegen rechnet Indien für die im April beginnende Weizenernte mit einer neuen Rekordproduktion und sieht gute Möglichkeiten, seinen Anteil am globalen Weizenexport weiter auszubauen. Für die Saison 2012/13 wird eine Steigerung der Exportvolumens um 600 % (!) auf 6,5 Mio.t Weizen prognostiziert. Damit würde Indien auf Platz 7 unter den Weizen-Exporteuren direkt hinter Kasachstan aufrücken.

Auch das Winterwetter auf der Nordhalbkugel hat für den weiteren Preistrend Bedeutung. In den USA waren die Niederschläge (Schnee und Regen) bisher noch nicht sehr ergiebig. Auch in den südlichen Anbaugebieten Rußlands und in Kasachstan fehlen noch immer ausreichende Winterniederschläge, um die Bodenfeuchte wieder aufzufüllen. In Westeuropa bleibt abzuwarten, ob ausreichend Schnee fallen wird, wen in Kürze der Winter seinen zweiten Auftritt startet. (Siehe hierzu auch den Beitrag: "Weizen: Winter-Vorhersage stoppt den Baisse-Trend" vom 08.01.2013.)

Auch die europäischen Agrarrohstoff-Börsen konnten die bevorstehenden Frostgrade den Kurstrend wieder ein wenig aufwärmen. In Paris stand der Januar-Termin im Vergleich zum Vortag bei Weizen mit +4,25 Euro/t, der März-Termin bei Körnermais mit +1,25 Euro/t und der Februar-Termin bei Rapssaat mit beachtlichen +8,50 Euro/t im Plus. Dagegen wurde der März-Termin bei Braugerste mit -2,00 Euro/t in der Verlustzone notiert.
Der Soja-Komplex an den US-Börsen stand leicht im Plus.

 
 
 


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