Weizen: Hausse-Trend versus Korrektur-Risiken


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 26.11.2012


Die Ernteerwartungen 2013 auf der Nordhalbkugel bestimmen inzwischen den Trend bei den Weizenpreisen. Denn die globale Versorgungsbilanz ist eng und die Anbaurisiken auf der Nordhalbkugel sorgen für Unsicherheit. Doch zugleich wachsen auch die Korrektur-Risiken.

 

Marktlage
Nicht nur das lebhafte EU-Exportgeschäft verstärkt derzeit den festen Preistrend bei Weizen. Auch das allmählich wieder steigende Interesse der Mühlen und Futtermittelhersteller - vorrangig für Lieferungen ab Januar 2013 - hat zuletzt nochmals für Prämien bei den Erzeugerpreisen gesorgt.

Mit 250 bis 275 Euro/t netto je nach Parität und Geschäftsvolumen hat sich Backweizen am Kassamarkt seit Mitte des Jahres um 20 % verteuert. Der stetige Bedarf der Futtermittelindustrie hat auch die Futterweizen auf 240 bis 265 Euro/t netto steigen lassen.

Nachdem die Kassamarktpreise noch im Oktober mit dem Preisauftrieb an den Börsen nicht Schritt halten konnten, hat sich vor allem in den letzten Wochen der Preisauftrieb am Kassamarkt verstärkt. Der Preisabstand zwischen den Börsennotierungen und den Erzeugerpreisen hat sich auf rund 14 Euro/t verengt.


An den Börsen ist der Preisauftrieb in den letzten Wochen abgeflacht. An der Warenterminbörse Euronext-Paris kletterte der Januar 2013-Weizen am 09.11.2012 mit 277 Euro/t auf seinen bisherigen Höchststand. Seitdem hat sich das Kursniveau leicht abgeschwächt.

 

Fakten

 

Prognose
Nach wie vor sind viele Produzenten nur zu Teilverkäufen eingelagerter 2012er Ware bereit. Hinzu kommt, daß ein großer Teil der Ernte bereits während der Erntezeit oder kurz danach verkauft wurde. Das Angebot fällt daher vergleichsweise klein aus.

Viele Produzenten spekulieren auf weitere Preisanstiege und verschieben die Verkäufe weiter nach hinten, zumal inzwischen auch die Nachfrage der Mühlen, der Futtermittelindustrie und der Exportunternehmen wieder angesprungen ist.

Die fundamentalen Daten und zahlreiche Unsicherheitsfaktoren sprechen nach meiner persönlichen Einschätzung kurzfristig noch für weitere leichte Preisanstiege bei Weizen:
• der flotte EU-Export und die enge EU-Versorgungsbilanz,
• der sich ab Jahresbeginn 2013 abzeichnende stärkere Anschlußbedarf der Verarbeiter,
• der nach wochenlangem Hin und Her jetzt ab 01.12.2012 erwartete Exportstop der Ukraine,
• Spekulationen über eventuelle Exportrestriktionen Rußlands,
• die niedrigeren Ernteerwartungen in Australien und Argentinien,
• die in einigen EU-Ländern verzögerte neue Aussaat und damit Bestandsentwicklung,
• die regional noch immer zu trockenen Anbaubedingungen in den USA,
• die regional noch immer zu trockenen Anbaubedingungen im Süden Rußlands.

Doch das knappe Angebot an neuen „schlechten“ Nachrichten läßt auch die Korrektur-Anfälligkeit wachsen. Denn festzustellen ist: Trotz größer werdender "Knappheit" besteht am Weizenmarkt kein "Mangel", sondern lediglich ein Verteilungsproblem.

Damit richtet sich der Fokus am Markt auf die Winterwitterung auf der Nordhalbkugel zur Ernte 2013. Nicht nur die Unsicherheitsfaktoren sind zahlreich, auch die Rückschlagrisiken wachsen.

Damit gewinnt auch der Verkauf ex-Ernte-2013 zunehmend an Bedeutung. Der Kursabstand zwischen den Terminen "Januar 2013" und "November 2013" liegt derzeit bei rund 30 Euro/t. Am Kassamarkt hat sich der Preisabstand zu prompter Ware zwischenzeitlich auf rund 40 Euro/t verengt.

 
 
 
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