Weizen: Knappes Angebot - stolze Preise


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 31.10.2012


Seit mehr als zwei Monaten kennt der Kurstrend an den Börsen nur eine Richtung: unverändert, - jedoch unverändert auf hohem Niveau. Die fundamentalen Daten sorgen für stabile Preise - nicht nur an den Börsen, sondern auch am Kassamarkt.

 

Marktlage
Seit Wochen pendeln die Börsen-Kurse ohne Trendänderung zwischen Gewinn und Verlust. Dennoch sorgen die enge globale Versorgungsbilanz und die stetige weltweite Importnachfrage nicht nur auf dem internationalen Parkett für ein hohes Preisniveau.

Daß die Börsen diesseits wie auch jenseits des Atlantiks seit Wochen keine deutlichen Kursbewegungen notieren, ist auf den Mangel an neuen "schlechten" Nachrichten zurückzuführen. An der Warenterminbörse Euronext-Paris gaben die Weizen-Kurse des Fronttermines am gestrigen Handelstag um 25 Cent auf 262,25 Euro/t nach. In den USA lagen die Kursverluste bei umgerechnet 1,55 Euro/t.


Ohne deutliche Preiswirkung blieb auch die Oktober-Prognose des Internationalen Getreiderates, der in der letzten Woche seine globalen Ernteerwartungen bei Weizen um 2 Mio.t auf 655 Mio.t nach unten revidiert hat. Nicht nur die schwächere Ernte in der Schwarzmeer-Region, Kasachstan und den USA, sondern auch niedrigere Erträge in der EU und niedrigere Ernteerwartungen für Argentinien und Australien waren Gründe für diese Abwärtskorrektur.

Wie bereits andere Analysten erwartet der Internationale Getreiderat, daß der Verbrauch vor allem an Futterweizen infolge der weltweit hohen Preise deutlich zurückgehen wird. Doch trotz der rückläufigen Nachfrage wird mit einem Absinken der weltweiten Weizen-Lagerbestände auf 172 Mio.t gerechnet.

Am Kassamarkt zeigt der Preistrend leicht nach oben, obwohl die Nachfrage in der letzten Zeit auf Sparflamme lief. Neugeschäfte, die zum Abschluß kamen, wurden zu leicht angehobenen Preisen abgeschlossen. Noch immer steht die Abwicklung bereits geschlossener Kontrakte im Getreidehandel im Vordergrund, zumal auch die Verarbeiter noch ausreichend versorgt sind. Doch inzwischen entwickelt sich die Nachfrage bei Handel und Verarbeitern bereits wieder etwas lebhafter.

 

Prognose
Die Ernteerwartungen in Argentinien und Australien, die weltweit stetige Importnachfrage und die in Teilen Osteuropas und der USA noch immer schlechten Aussaat- und Anbaubedingungen bestimmen derzeit den Preistrend.

Aufgrund der defizitären Ernte hat der Ex- und Importmarkt in diesem Jahr besonderen Einfluß auf die Preisentwicklung. Die hohen Weltmarktpreise und der sinkende Wettbewerbsdruck aus Osteuropa hat die Exportaussichten für die EU enorm verbessert, so daß sich europäischer Weizen bereits deutlich verteuert hat.

Auch die Weizen-Produzenten hierzulande profitieren von dem Preishoch am Weltmarkt. Inzwischen erzielen gesuchte Back- oder Futterqualitäten auch wieder Prämien.
Für einen vorerst stabilen Preistrend sprechen:
• der flotte Drittlandsexport von EU-Weizen,
• der hohe Anteil bereits vermarkteter Ware aus der Ernte 2012 und
• die ausgeprägte Verkaufszurückhaltung der Anbieter.

 
 
 
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