Börse: Neue "schlechte" Nachrichten sind Mangelware


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 04.10.2012


Bessere Anbauaussichten rund um den Globus haben die Rendite-Spekulationen an den Agrarrohstoffbörsen kräftig abgekühlt. Die Kurse gerieten in den letzten Tagen kräftig ins Rutschen. Jetzt zeichnen sich erstmals leichte Stabilisierungstendenzen ab.

 

Devisen & Konjunktur
Die maroden Banken Spaniens und die hohe Arbeitslosigkeit auf der iberischen Halbinsel lassen die Euro-Sorgen zwar immer wieder hochkochen. Damit gerät auch der Euro immer wieder leicht unter Druck.

Doch letztendlich stehen die leicht verbesserten Konjunkturdaten naus den USA und die heutigen Sitzungen der britischen Zentralbank "Bank of England" und der "Europäischen Zentralbank" (EZB) im Fokus des Devisenhandels. Heute Mittag (Bank of England) bzw. Nachmittag (EZB) werden die Notenbanken ihre künftige geldpolitische Strategie und ihre Zinsentscheide bekanntgeben. Am Devisenmarkt wartet man mit Zuversicht die anstehenden Entscheidungen ab.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2904 US-Dollar geringfügig schwächer als am Vortag festgesetzt.
Heute im frühen Handel kann der Euro vor der EZB-Ratsentscheidung leichte Gewinne erzielen.

 

Energie
An der Zapfsäule ließ sich feiertagsbedingt nicht nachvollziehen, was in den letzten Tagen an den internationalen Ölmärkten vor sich ging: Dort gerieten die Kurse weiter unter Druck. Die schwächere Nachfrage und die lahme weltweite Konjunkturerholung ließen die Investoren an den Ölbörsen vorsichtig agieren.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November wurde gestern mit 88,14 Dollar so niedrig wie zuletzt im Juli notiert. Auch bei Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur November-Fälligkeit verbilligte sich gestern auf 108,17 Dollar - trotz der anhaltenden Spannungen zwischen Iran und Israel.

Inzwischen Ist die Kursdelle am Ölmarkt bereits wieder Geschichte und der Ölpreis dreht erneut nach oben. Nach den trüben Konjunkturdaten sind es jetzt die Konflikte im Nahen Osten - insbesondere die Grenzgefechte zwischen der Türkei und Syrien - die den Kursen auftrieb geben.

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffmärkten gehen die "schlechten" Nachrichten aus. Regen in den USA und leichte Niederschläge am letzten Wochenende im Süden und Osten des Landes haben die Rendite-Erwartungen der Investoren merklich abgekühlt.

Angesichts besserer Aussaatbedingungen in den USA und regional verbesserter Wachstumsbedingungen in Australien standen die Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks unter Druck. So verläuft derzeit der Handel an den Agrarrohstoffbörsen in ruhigen Bahnen.

Getreide und Ölsaaten standen gestern an den Börsen weiter unter Druck. Vor allem an den europäischen Agrarrohstoff-Börsen mußten die Kurse weitere deutliche Verluste in Kauf nehmen.

In Paris stand der November-Termin bei Weizen mit -1,25 Euro/t, bei Braugerste mit -1,00 Euro/t, bei Körnermais mit -0,75 Euro/t und bei Rapssaat der Front-Termin November mit -5,50 Euro/t im Minus. Der steile Kursabsturz am Palmölmarkt und die Preisdelle am Rohölmarkt haben die Rapskurse inzwischen auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Monaten abrutschen lassen. Palmöl ist mit rund 610 Euro/t in Rotterdam so billig wie zuletzt vor zwei Jahren.

Nachdem die Sojaernte in einigen Regionen der USA besser ausfällt als zunächst befürchtet, standen die Sojakurse an den US-Börsen unter Preisdruck. Inzwischen sind die Investoren wieder an Soja interessiert und es zeichnet sich ab, daß sich die Kurse wieder stabilisieren.

 

Ausblick
Politische Konflikte, die weltweite Witterung, Konjunkturängste und der Exporthandel sind die Faktoren, die die Kursrichtung an den Agrarrohstoff-Börsen bestimmen. Ich persönlich erwarte, daß an den Agrarrohstoffbörsen vorerst der Tiefpunkt der Kursdelle erreicht ist. Während die global günstigeren Anbauaussichten bei Weizen keinen erkennbaren Preisspielraum nach oben eröffnen und vermutlich weiter im Minus bleiben, gehen ich persönlich davon aus, daß Körnermais und Soja heute wieder im Plus gehandelt werden. Rapssaat dürfte nicht nur von Kursanstiegen bei Soja profitieren, sondern im Kielwasser steigender Rohölpreise wieder Kursgewinne erzielen.

Am Kassamarkt sorgen die ständigen Kursschwankungen für Unsicherheit. Die Verarbeiter haben sich während der Ernte bevorratet und warten zunächst die weitere Preisentwicklung ab. Die Produzenten haben bereits einen großen Teil der Ernte verkauft. Aktuell besteht wenig Interesse, die erst kürzlich eingelagerte Ernte bereits in den Verlauf zu bringen. Daher kommen derzeit nur wenige Neugeschäfte zustande.

 
 
 


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