Körnermais: Noch kein Ende der Hausse


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 24.08.2012


Hohe Rohöl-Preise und die Dürre in den USA: Das ist der Mix, der die Maispreise inzwischen auf ein neues Allzeit-Hoch getrieben hat. Die Ernteerwartungen werden immer weiter nach unten korrigiert.

 

Marktlage
Die schlimmste Dürre in den USA seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1895 hat auch die Körnermaispreise auf ein neues Rekordniveau katapultiert. Wochenlange Hitze und ausbleibender Regen haben das Ertragspotential vieler Mais-Feldbestände drastisch sinken lassen.

In einigen wichtigen Anbauregionen sind die Felder auch komplett verdorrt. Besonders betroffen sind Kansas, Oklahoma und Arkansas. Doch auch Teile Nebraskas und Missouris leiden stark unter der Trockenheit. Auch wenn es in der letzten Woche etwas geregnet hat und sich die Temperaturen abgekühlt haben ist es im "US-Maisgürtel" noch immer extrem trocken. Zudem kam der Regen für die meisten Maisbestände viel zu spät.

Die Maisernte hat inzwischen in den USA - früher als sonst üblich - begonnen. Die Ernteerwartungen werden in den USA von woche zu Woche niedriger eingestuft. Nur noch 51 % der Bestände in den Hauptanbaugebieten werden inzwischen als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ eingestuft.

Die erwarten Ernteausfälle haben die Kurse an der Warenterminbörse in Chicago, USA seit Mitte des Jahres um 28 % in die Höhe getrieben. Mit umgerechnet rund 263 Euro/t notierte der September-Termin zuletzt auf einem neuen Allzeit-Hoch.

Der Sogwirkung des transatlantischen Marktes folgend haben sich die Maiskurse an der Warenterminbörse MATIF, Paris inzwischen auf etwa 260 Euro/t heraufgearbeitet. Damit ist Mais in Paris rund 19 5 teurer als noch Mitte des Jahres. Auch die Futterweizen-Kurse beewegen sich im Hausse-Sog des Maismarktes an der Warenterminbörse LIFFE, London stetig in die Höhe.

Auch der Kassamarkt ist zwischenzeitlich kräftig in Bewegung geraten. Mit Preisgeboten von 220 bis 250 Euro/t netto ex-Ernte je nach Region, Parität und Menge ist Körnermais inzwischen teuerer als während der Hausse-Phase vor einem Jahr.

 

 

Fakten

  • Welt: Globale Versorgungsbilanz wird immer enger
    Noch Anfang Juli wurde eine globale Mais-Ernte erwartet, die 5,4 % über dem Vorjahresergebnis liegen würde. Inzwischen haben die Dürre in den USA und in der Ukraine sowie die Trockenheit in der EU die Erntehoffnungen verdorren lassen.

    Der Internationale Getreiderat (IGC) hat in seiner gestern veröffentlichten neuen Prognose die globale Maisernte um 26 Mio.t auf 838 Mio.t nach unten korrigiert. Damit erwartet der IGC jetzt sogar eine noch geringere Ernte als die Analysten des US-Landwirtschaftsministeriums, die am 10.08.2012 noch von 123 Mio.t ausgegangen waren.

    Wie die US-Analysten geht die IGC-Schätzung davon aus, daß der starke Preisauftrieb am Maaismarkt zu einer Drosselung des internationalen Verbrauchs führen wird. Dennoch rechnet man mit einem Verbrauch der mit 853 Mio.t die Produktion übersteigt.

    2012/13 müssen erneut die Lagerbestände aus vorangegangenen guten Ernten das Erntedefizit ausgleichen. Die IGC-Analysten gehen davon aus, daß die Endbestände auf nur noch 120 Mio.t abschmelzen werden und damit auf einen Versorgungsvorrat für 51 Tage. Die globale Maisbilanz wird damit zunehmend enger.

     Hausse-Tendenz

 

  • EU: Rückläufige Ernteerwartungen
    Auch in der EU trüben sich die ursprünlich hohen Ernteerwartungen ein. Das das französische Analystenhaus Tallage hat Mitte augsut seine Schätzung für Körnermais nach unten korrigiert. Trockenheit und Hitze haben vor allem in Süd- und Südosteuropa die Feldbestände geschädigt.
    Die neue Schätzung geht jetzt nur noch von einer EU-Maisernte in Höhe von von 58,1 Mio.t aus. Damit haben die französischen Analysten ihre Erwartungen inzwischem um 7,1 Mio.t nach unten revidiert.

    Sollte sich die Erwartung bestätigen, läge die Maisernte rund 12,5 % unter der Vorjahresernte. Damit würde auch in der EU die Maisernte defizitär ausfallen, so daß 2012/13 auch in der EU die die vorhandenen Lagerbestände zur Deckung des Bedarfs herangezogen werden müssen.

     Hausse-Tendenz

 

  • Osteuropa: Ernteerwartungen verdorren
    In der Ukraine wurde im Frühjahr - infolge der großräumigen Auswinterungen - die Maisanbaufäche stark ausgeweitet und man erwartete eine neue Mais-Rekordernte. Zwischenzeitlich geht man davon aus, daß die Ernte deutlich unter dem Vorjahresergenbis liegen wird. Der Internationale Getreiderat (IGC) hat seine Prognose für die Ukraine im Vergleich zum Vormonat um 4,8 % nach unten korrigiert und schätzt, daß die Maisernte nach monatelager Trockenheit nur noch bei 20 Mio.t liegen wird.

     Hausse-Tendenz

 

 

Prognose
Der Hausse-Trend am Maismarkt folgt weiterhin den Dürre-Meldungen aus den US-Anbauregionen und den rückläufigen Ernteerwartungen. Immerhin sind die USA der weltweit größte Produzent und Exporteur von Mais mit fast der Hälfte der gesamten Ausfuhren.

Seit der ersten Ernteschätzung im Mai wurde die US-Ernteprognose um 27 % nach unten korrigiert, so daß man inzwischen davon ausgeht, daß die Exporte rund 16 % kleiner als im Vorjahr ausfallen werden. ein solcher Exportrückgang wäre langfristig markt- und preiswirksam.

Als wesentlicher Faktor für die weitere Preisentwicklung bei Körnermais - und damit für den gesamten Getreidesektor - könnte sich die Debatte um das umstrittene Bioethanolgesetz in den USA entpuppen, da für die Ethanol-Produktion nach offizieller Schätzung inzwischen mehr als 40 % der Maisernte benötigt wird. Aufgrund des Preis-Rallye am US-Maismarkt haben die Gouverneure mehrerer US-Staaten die US-Regierung aufgefordert, die vorgeschriebene Mindestquote von 13,2 Mrd. Gallonen Ethanol aus Mais zu senken. Es gilt jedoch als wenig unwahrscheinlich, daß die Obama-Regierung so kurz vor den Wahlen dem Druck nachgibt. Inzwischen hat allerdings die US-Umweltagentur EPA eine öffentliche Anhörung zur Frage einer vorübergehenden absenkung der Beimischung von Biokraftstoffen in den USA begonnen.

 
 
 
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22.07.2010 Körnermais: Zunehmend hausseträchtiger
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