Ernte 2012: Regenband über den USA läßt Kurse rutschen


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 27.07.2012


In den USA entwickelt sich die anhaltende Dürre für immer mehr Farmer zu einem Alptraum. Die regional unwetterartigen Regenfälle blieben zwar regional begrenzt. Die Vorhersage weiterer Niederschläge brachte gestern dennoch die Kurse auf Talfahrt. Wie geht es weiter?

 

USA: Ernteaussichten x
Die USA leiden unter der schwersten Dürre seit fast 25 Jahren. Hitze und Trockenheit haben die Böden in den letzten Wochen immer weiter ausgetrocknet. in den Zwei Drittel der Fläche sind von der extremen Trockenheit betroffen. Die Pegel am Mississippi sind inzwischen auf historische Tiefststände gefallen. Im "Corn Belt", dem Maisgürtel im Mittleren Westen ist bereits mehr als ein Drittel der Maispflanzen verdorrt.

Auch das schmale Regenband, das gestern vom Süden in den Nordosten des Landes zog, brachte nur einigen Regionen ein Aufatmen. Regional kam es im mittleren Westen der USA zu Starkregen, an der Ostküste entluden sich Unwetter. Besonders betroffen waren Ohio, der Nordwesten Pennsylvanias und New York.

Die Hitzegrade der letzten Tage haben sich in den US-Anbaugebieten etwas abgekühlt, doch noch immer warten viele Regionen auf ausreichend Regen, während die Niederschlagsfront bereits vorbeigezogen ist.


Weitere Niederschläge - regional begrenzt auch im in den westlichen Gebieten des Mittleren Westens - werden am Wochenende und Anfang nächster Woche erwartet. Meteorologen sagen jedoch unterdurchschnittliche Niederschläge für die westlichen und mittleren Gebiete des "Mais-Gürtels" voraus.

Die US-Wetterbehörde NOAA befürchtet, daß das Wetter in den USA bis weit in den Oktober hinein zu trocken und zu warm bleiben könnte. Das Wetter-Phänomen „El Niño“ könnte die Lage in den Anbaugebieten des US-Mittelwestens sogar noch verschärfen. Dabei sorgen überdurchschnittliche Wasser-Temperaturen in der pazifischen Äquatorial-Region für Wetter-Kapriolen rund um den Globus.

 

Marktlage
Die flotte internationale Nachfrage und die Befürchtung immer größerer Ertragsausfälle in den USA und Osteuropa haben an den Börsen in der letzten Woche noch für einen Kursaufschwung gesorgt. Doch inzwischen hat der Regen in den USA die Stimmung an den Börsen kräftig abgekühlt. Für die Investoren hieß es gestern erst einmal: "Kasse machen" und Gewinne mitnehmen.

Am Kassamarkt hat die Achterbahnfahrt der Kurse an den Börsen in den letzten Tagen zu großer Verunsicherung geführt. Nicht nur die Käufer verhalten sich angesichts der Börsenturbulenzen zunächst einmal abwartend. Auch Käufer schieben Verkäufe - ex-Ernte oder für spätere Liefertermine - häufig hinaus, wenn die Preisgebote zu stark zurückgenommen wurden.

Mühlen und Futtermittelunternehmen warten die weitere Marktentwicklung in der Hoffnung auf weitere Kursrücknahmen zunächst einmal ab, zumal das bessere Erntewetter und die umfangreicheren Andienungen beim Agrarhandel den Preisdruck zusätzlich verstärken. Damit hat sich die Nachfrage - völlig saisonuntypisch  - jetzt, mitten in der Erntezeit deutlich abgeschwächt.

 

Prognose
Noch immer sind die enge Angebot-Nachfrage-Situation bei Getreide und Ölsaaten sowie die Witterungsrisiken in den USA und Osteuropa wichtige Marktfaktoren. Überlagert werden diese Hausse-Faktoren jedoch durch die Euro-Schuldenkrise und die Turbulenzen an den Finanzmärkten.

Das Regenband in den USA ist abgezogen und viele US-Anbaugebiete warten weiter auf Regen. Damit dürfte sich nach meiner persönlichen Einschätzung die Achterbahnfahrt an den Agrarrohstoffbörsen fortsetzen. Ich persönlich erwarte, daß die Kurse heute wieder in eine Erholungsphase einschwenken.

Am Kassamarkt ist der Hausse-Trend zunächst einmal gebrochen, doch von starkem Preisdruck kann nach meiner persönlichen Einschätzung weiterhin keine Rede sein. Die fundamentalen Daten, der nachlassende Wettbewerbsdruck aus Osteuropa und damit die Erwartung besserer Exportmöglichkeiten bieten weiterhin positive Aussichten für Getreide und Ölsaaten in der EU.

Dabei darf nicht außer acht gelassen werden, daß zeitweilig starke Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Börsen nicht auszuschließen sind. Immerhin dominiert weiterhin das Wetter den Preistrend an den Märkten.

 
 
 
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