Ernte 2012: Ernteerwartungen in Osteuropa verdorren


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 25.07.2012


Während in den USA die Farmer auf den vorhergesagten Regen warten, läßt auch die anhaltende Hitzewelle in Rußland, Kasachstan und der Ukraine die Ernteerwartungen weiter sinken.

 

Rußland
Die Ernteprognose für Rußland wurde in der letzten Woche erneut gesenkt. Das russische Landwirtschaftsministerium erwartet jetzt nur noch 80 bis 85 Mio.t Getreide. Ob diese Erwartungen bestätig werden, bleibt abzuwarten, denn in vielen russischen Anbauregionen wird die Dürre immer schlimmer. Auch in Sibirien wird die Lage immer ernster. Nach wochenlanger Trockenheit breiten sich dort die Brände immer weiter aus. Am schlimmsten wüten die Feuer in Jakutien und in den Gebieten Tomsk, Omsk und Chantyj Mansijsk in Westsibirien sowie bei Tscheljabinsk im Ural. Nach Angaben von Greenpeace sind in diesem Jahr bereits größere Flächen abgebrannt als 2011 oder 2010.

Betroffen von der Dürre ist auch die Kulunda-Steppe, nahe der Grenze zu Kasachstan. Hier wandelten Landwirte zwischen 1954 und 1963 rund 420.000 Quadratkilometer Steppe in Ackerland um, eine Fläche etwas größer als Deutschland. Seitdem spielt die Kulunda-Steppe als Kornkammer Rußlands eine wichtige Rolle bei der Getreideversorgung des Landes.

Temperaturen bis zu 35°C, teilweise auch darüber, lassen befürchten, daß die russischen die Ernteerwartungen noch weiter nach unten korrigiert werden müssen. Kühlere Temperaturen werden erst für die kommende Woche prognostiziert.

 

Kasachstan
Auch der Norden Kasachstans ist von der Hitzewelle stark betroffen. In der letzten Woche gab der kasachische Agrarminister Muslim Umiryayev bekannt, daß die Ernteerwartungen nur noch bei 14 Mio.t Getreide lägen. Anfang dieser Woche wurden die Ernteerwartungen noch einmal auf 12,8 Mio.t zurückgenommen. In Kasachsten wird hauptsächlich sommergetreide angebaut.

Nach der Rekordernte im letzten Jahr (27 Mio.t) wäre das ein Produktionsrückgang von 52 %. Inzwischen kündigte der sechstgrößte Getreideexporteur auch umfangreiche Dürrehilfen für die Landwirtschaft an. Kühlere Temperaturen und stärkere Niederschläge im Norden des Landes werden erst für die kommende Woche prognostiziert.

 

Ukraine
In der Ukraine läßt die Hitzewelle ebenfalls die Erntehoffnungen verdorren. Der ukrainische Landwirtschaftsminister Nikolai Prisyazhnyuk gab bekannt, daß man nur noch eine Getreideernte in Höhe von 45-46 Mio.t erwartet. Damit würde die Ernte rund 28 % kleiner als im Vorjahr ausfallen (63,2 Mio.t). In der Ukraine wurde die Ernte bereits auf 72 % der Flächen abgeschlossen.

Auch der Körnermais wird durch die Hitzewelle stark geeinträchtigt. Die Ernteerwartungen wurden inzwischen auf 20-22 Mio.t Mais zurückgenommen, nachdem im letzten Jahr noch 22,8 Mio.t geerntet werden konnten.
Auch für die Ukraine ist zu erwarten, daß die Ernteprognosen noch weiter nach unten korrigiert werden müssen, denn auch in den nächsten Tagen soll es in der Ukraine heiß und trocken bleiben. Erst für Anfang der nächsten Woche werden kühlere Temperaturen erwartet.

 
 
 
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