Ernte 2012: EU-Ernte nach unten korrigiert

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 24.07.2012


Auch in der EU machen sich die Folgen der Trockenheit immer stärker bemerkbar. Die EU-Kommission schätzt jetzt, daß die EU-Getreideerträge 3,7 % niedriger als im Vorjahr ausfallen.

 

Marktlage
Hohe Temperaturen im Süden und Südosten Europas bei zugleich defizitären Niederschlägen haben die Entwicklung der Pflanzenbestände in der EU beeinträchtigt. Von deutlichen Ernteeinbußen betroffen waren vor allem Bulgarien, Italien, Spanien, Rumänien, Ungarn und in Osteuropa die Ukraine. Dagegen konnten die Getreide- und Ölsaatenbestände in Frankreich, Deutschland und Polen noch von den späten Niederschlägen und niedrigeren Temperaturen profitieren.

Das geht aus der gestern veröffentlichten Ernteschätzung der Prognose-Abteilung der EU-Kommission hervor, die die Entwicklung bis zum 20.07.2012 bewertet. Insgesamt wurden die Ernteerwartungen für Europa erneute nach unten korrigiert.

 

Die Weichweizen-Erträge werden jetzt mit 5,57 t/ha niedriger als vor einem Monat eingeschätzt. Aufgrund niedrigerer Erträge in Großbritannien, Österreich, Rumänien und Spanien wird eine rund 0,3 % niedrigere Ernte als im Vorjahr erwartet. Die Durum-Erträge sollen sogar 6,4 % niedriger als im Vorjahr ausfallen.

Deutlich schlechter als zunächst erwartet haben sich die Ernteaussichten bei Körnermais entwickelt. Die EU-Kommission hat die Ertragserwartungen im Vergleich zum Vormonat um 8,8 % nach unten korrigiert und erwartet jetzt für die EU nur noch einen Durchschnittsertrag von 6,73 t/ha. Sollte sich die Einschätzung bestätigen, würden die Körnermais-Erträge 11,7 % verfehlen. Auch im Vergleich zum Fünf-Jahres-Durchschnitt werden die Erträge 3,0 % niedriger eingestuft.

Zwar wurden die Sommergerste-Erträge - vor allem infolge niedrigerer Ertragserwartungen in Spanien - deutlich nach unten korrigiert. Doch mit 3,91 t/ha liegen die Erwartungen der EU-Kommission immer noch rund 1,1 % über dem Ergebnis des Vorjahres bzw. rund 1,9 % über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt.

Auch bei Rapssaat wird inzwischen mit 2,91 t/ha zwar eine höhere Ernte als im schwachen Vorjahr (3,00 t/ha) prognostiziert. Doch im Langzeitvergleich verfehlen die Raps-Erträge den Fünf-Jahres-Durchschnitt um 3 %.

In Südeuropa ist die Wintergetreideernte inzwischen weitgehend abgeschlossen. In Nordeuropa ist die Ernte infolge der regenbedingten Ernteunterbrechungen noch in vollem Gange. In Frankreich war der Sommer bisher nasser als üblich. In Mittel- und Nordfrankreich lag das Niederschlagsvolumen rund 50 % über dem Durchschnitt. Auch in Polen verbesserte Regen die Wachstumsbedingungen erhebliuch. Vor allem im Nordwesten fiel überdurchschnittlich viel Regen.

 

Prognose
Vor allem für die Iberische Halbinsel und für die Schwarzmeer-Region werden für die nächsten Tage Sommerhitze und Trockenheit vorhergesagt. Für die Ukraine erwarten Meteorologen, daß die derzeitigen Temperaturen mit bis zu 25 bis 33°C in den kommenden Tagen noch weiter steigen. Dagegen wird in den nächsten Tagen für England, Schottland und Skandinavien noch unbeständiges Wetter vorhergesagt.

Nicht auszuschließen ist daher, daß insbesondere bei Körnermais die Ernteerwartungen noch einmal nach unten korrigiert werden müssen.

 
 
 
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