Börse: US-Dürre - Steilvorlage für den Agrarrohstoffmarkt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 19.07.2012


An den europäischen Börsen standen gestern Gewinnmitnahmen im Vordergrund. Die Investoren machten Kasse und brachten die Börse in Paris in die roten Zaheln. Dagegen stand in den USA die schlimmste Dürre seit 25 Jahren im Vordergrund und die US-Börsen galoppierten weiter nach oben.

 

Devisen & Konjunktur
Zwei Ereignisse ließen die Euro-Schuldenkrise gestern wieder in den Fokus der Anleger geraten:

Gestern warnte der neue Präsident der Weltbank Jim Yong Kim vor erheblichen Risiken der europäischen Schuldenkrise auch für andere Weltregionen. Das Bruttosozialprodukt in den Entwicklungsländern könne sich deutlich reduzieren und damit eine globale Rezession auslösen. Kim forderte die europäischen Staaten auf, alles daran zu setzen, die Stabilität ihrer Finanzmärkte wiederherzustellen.
Heute nachmittag stimmt der Deutsche Bundestag über die Finanzhilfe für den spanischen Bankensektor ab. Eine Mehrheit im Parlament wird als sehr wahrscheinlich eingeschätzt. Bereits im Vorfeld der Sondersitzung des Bundestags stieg der Risikoaufschlag zehnjähriger spanischer Anleihen zu deutschen Papieren auf einen neuen Rekordstand und der Euro geriet erneut leicht unter Druck.

Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2234 US-Dollar von etwas schwächer als am Vortag festgesetzt.
Heute im frühen Handel wird der Euro mit rund 1,2280 Dollar wieder teuerer gehandelt.

 

Energie
Rohöl konnte gestern an den Ölbörsen seinen Aufwärtstrend fortsetzen. Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im August zog gestern auf 89,87 Dollar an. Auch bei Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur September-Fälligkeit verteuerte sich gestern weiter auf 105,16 Dollar.

Ungeachtet der global hohen Lagervorräte und schwacher Konjunkturaussichten ziehen die Ölpreise heute im frühen Handel weiter an. Ausgelöst wurde der Preisauftrieb durch rückläufige Lagerbestandszahlen in den USA und durch die Aussicht, daß in der EU neues Geld für die Euro-Schuldenländer lockergemacht wird.
Bei genauerer Betrachtung erweist sich der Lagerbestandabbau in den USA allerdings beinahe als Nullsummenspiel: Die US-Öl-Lagerbestände um 0,8 Mio. Barrel (-0,2 %) und die Benzin-Bestände um 1,8 Mio. Barrel (-0,9 %) abgebaut, während allerdings die Vorräte an Mitteldestillaten wie Diesel und leichtem Heizöl um 2,6 Mio. Barrel (+2,2 %) anwuchsen.

 

Agrarrohstoffe
Die Wetterlage in den USA bot den Investoren an den Börsen nicht viel Neues: Weiterhin ist es heiß und trotz regional begrenzter Niederschläge viel zu trocken. Weiterhin werden die USA von der schwersten Dürre seit 25 Jahren heimgesucht. Fast zwei Drittel des Landes sind betroffen. In vielen Gebieten hat es seit acht Wochen nicht mehr richtig geregnet und die seit Wochen anhaltende Hitzewelle trocknet die Böden immer weiter aus. Landwirtschaftsminister Tom Vilsack rief bereits in rund 1.300 Landkreisen den Notstand aus. Im Weißen Haus wird darüber diskutiert, wie in Not geratenen Farmern geholfen werden kann.

Viele Hitze-gestreßte Maisbestände in den USA weisen bereits ein deutlich geringeres Ertragspotential auf. Dies treibt die Kurse beim US-Mais-Furure kräftig nach oben. Wie stark die Schäden bei Sojabohnen ausfallen bleibt abzuwarten. Hier könnte Regen die Aussichten noch deutlich verbessern, - sofern er noch rechtzeitig fällt. Das wachsende Ernterisiko quittierten die Börsen mit rasanten Kursanstiegen bei Sojabohnen und Sojaschrot an den US-Börsen.

Damit haben die US-Ernteerwartungen bei Mais entscheidenden Einfluß auf die weitere Entwicklung der globalen Nahrungsmittelpreise sowie der Preise für Futtergetreide. Die Nachfrage nach Futterweizen und anderem Futtergetreide dürfte daher steigen und damit für weiterhin hohe Kurse im gesamten Getreidebereich sorgen.

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen mußten Getreide und Ölsaaten dagegen gestern Kursverluste in Kauf nehmen. Die Investoren nahmen erneut Gewinne mit. In Paris stand der November-Termin bei Weizen erneut mit -4,50  Euro/t, bei Mais der November-Termin mit -1,50 Euro/t und bei Braugerste der November-Termin mit -3,50 Euro/t im Minus. Der Front-Termin bei Rapssaat wurde trotz steigender Soja- und Rohölpreise um -5,25 Euro/t schwächer notierte.

 

Ausblick
Die gestrigen Kursvorgaben aus den USA dürften für den heutigen Handelstag in der EU ein eindeutiges Hausse-Signal sein. Nachdem an den Börsen gestern kräftig "Kasse gemacht" wurde, erwarte ich persönlich für den heutigen Tag, daß der Hausse-Trend an den Börsen ungebrochen ist. Ich persönlich gehe davon aus, daß auch an den europäischen Börsen die Kurse wieder in den grünen Bereich drehen.

Am Kassamarkt bremsten die Börsenturbulenzen der letzten Tage zunächst den Preisauftrieb. Inzwischen sorgen die anhaltenden regenbedingten Ernteunterbrechungen in ganz Nordeuropa, die Hitzewelle in Südeuropa und die aktuellen Wetterprognosen mit hoher Niederschlagswahrscheinlichkeit für weitere Risikoaufschläge. Die steigenden US-Sojapreise bieten EU-Rapssaaten derzeit eine echte Steilvorlage - ex-Ernte und für spätere Termine. Inzwischen haben auch ex-Ernte-Geschäfte die 500 Euro-Marke geknackt.

 
 
 


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