Ernte 2012: Ernteerwartungen in Rußland sinken weiter

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.07.2012


Die Ernteprognose für Rußland wurde erneut gesenkt. Das russische Landwirtschaftsministerium erwartet jetzt nur noch 80 bis 85 Mio.t Getreide. Schon vor der Überschwemmung von Krasnodar waren die Getreidepreise in Rußland auf ein 5-Jahres-Hoch gestiegen. Doch bisher erklärt die russische Regierung, keine Exportbeschränkungen zu planen.

 

Marktlage
Das russische Landwirtschaftsministerium hat jetzt seine Ernteprognose noch einmal um 5,9 % abgesenkt. Gestern gab das Ministerium in Moskau bekannt, daß die russische Getreideernte nach aktueller Schätzung nur noch 80 bis 85 Mio.t erreichen wird. Bisher wurden 15,7 Mio.t Getreide - darunter 13 Mio.t Weizen - geerntet.

Andere Analysten prognostizieren sogar noch größere Ernteeinbußen. Beispielsweise erwartete der Verband russischer Getreideproduzenten am 12.06.2012, daß die Ernte unter der 80 Mio.t-Marke rutschen könnte. Das russische Analystenhaus SovEcon, Moskau hat gestern seine Ernteschätzung auf 78,5 bis 81,5 Mio.t Getreide zurückgenommen (2011: 94,2).

Höher als andere Analysten beziffert das Moskauer Ministerium das Exportpotential für 2012/13 mit 16 Mio.t. Betont wird, daß neben den vorhandenen Lagerbeständen in Höhe von 16,8 Mio.t zu Beginn der neuen Vermarktungssaison auch der das Binnenmarktbedarf von von rund 71,5 Mio.t berücksichtigt seine. Die Versorgungslage spricht nach Ansicht des Ministeriums für eine stabile Preissituation im Inland.

 

 

Moskau erklärt, kein Exportbeschränkungen zu planen - bisher ...
Im August 2010 war ein Weizenpreise von rund 6.000 Rubel für den damaligen Ministerpräsidenten Wladimir Putin der Anlaß, um für rund ein Jahr einen Exportstop für Getreide zu verhängen. Sein stellvertretender Agrarminister hatte die damals zwei Tage zuvor noch abgestritten. Inzwischen ist Putin erneut Präsident und die russische Regierung bekräftigte in den letzten Wochen immer wieder, Rußland plane keine erneuten Ausfuhrbeschränkungen.

Abzuwarten bleibt, ob diese Aussage Bestand haben wird. Bis zum Ende der letzten Woche kletterten die Preise für Backweizen nach Angaben von SovEcon im europäischen Teil Rußlands innerhalb einer Woche um 4,8 % auf 8.125 Rubel/t (umgerechnet 204 Euro/t).

Auch die Interventionsfreigaben der letzten Monate konnten somit die Teuerung in Rußland nicht stoppen. Von April bis Juni wurden zwar mehr als 2 Mio.t Getreide aus der nationalen Reserve von insgesamt 7 Mio.t in den Markt gebracht, um den Preisanstieg zu dämpfen - offenbar erfolglos.

 
 
 
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