Börse: Ausbruch in die Hausse


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 03.07.2012


Enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA, die niedrigere Ernteprognose des Internationalen Getreiderates und Preisspekulationen auf weitere Ernteausfälle haben für weiteren Preisauftrieb an den Agrarrohstoffbörsen gesorgt.

 

Devisen & Konjunktur
Nachdem die Ergebnisse am des EU-Gipfels am Wochenanfang noch für beste Stimmung an den Börsen geführt hatte, sind es jetzt wieder die harten Realitäten die in den Fokus geraten: Schwache Wirtschaftsdaten aus den USA, trübere Konjunkturaussichten für die Euro-Zone, die ungelösten Euro-Schuldenprobleme und ein schwächerer Konjunkturausblick für China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2593 US-Dollar beinahe unverändert zum Vortag festgesetzt.
Heute morgen im frühen Handel verteuert sich der Euro leicht. Investoren spekulieren darauf, daß die EZB möglicherweise am Donnerstag den Leitzins senkt, um die Konjunktur in der Euro-Zone anzukurbeln.

 

Energie
An den Ölmärkten dämpfte das am Sonntag in Kraft getretene Ölembargo der EU gegen den Iran die Kurse an den Ölbörsen. Heute sorgt die Spekulation über eine eventuelle Zinssenkung der EZB und die damit verbundene Aussicht auf eine höhere Nachfrage nach Rohöl in Europa bei den Ölpreisen für Preisauftrieb.

Die Ölmärkte legten gestern leicht den Rückwärtsgang ein. Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im August fiel gestern mit 83,75 Dollar leicht zurück. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur August-Fälligkeit verbilligte sich gestern geringfügig auf 97,34 Dollar.

Heute im frühen Handel ziehen die Ölpreise wieder deutlich an.

 

Agrarrohstoffe
Über die Witterungsprobleme insbesondere in den USA wird in den Medien inzwischen umfangreich berichtet. Zusätzliche Hausse-Impulse bot die gestern veröffentlichte Prognose des Internationalen Getreiderate zur Versorgungssituation an den Getreidemärkten. an den Getreide- und Ölsaatenmärkten ging es bei den Kursen weiter aufwärts.

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen wurden die Schlußnotierungen kräftig nach oben gesetzt. In Paris stand der November-Termin bei Weizen mit stattlichen +5,25 Euro/t, bei Mais der November-Termin mit +4,00 Euro/t und bei Braugerste der August-Termin sogar um +7,00 Euro/t im Plus. Angesichts schwächerer Ölpreise wurde der Front-Termin bei Rapssaat jedoch um -0,50 Euro/t schwächer notierte.
Auch die Börsen in den USA setzten gestern ihren Kursanstieg fort.

Der Preisauftriebe verstärkte sich, nachdem bekannt wurde, daß der Internationale Getreiderat jetzt von einer kleineren globalen Getreideernte ausgeht als noch einen Monat zuvor. Vor allem die Welt-Weizenernte wurde nach unten korrigiert. Die Analysten erwarten jetzt mit 665 Mio.t eine um 6 Mio.t kleinere Ernte als zuvor. Prognostiziert wird jetzt eine Produktionslücke von 17 Mio.t. Die weltweiten Lagerendbestände sollen im Zuge dessen auf ein Vier-Jahrestief von 182 Mio.t fallen.

 

Ausblick
Witterungsprobleme rund um den Globus, rückläufige Ernteerwartungen in wichtigen Anbau- bzw. Exportländern und damit die Prognose immer engerer Versorgungsbilanzen lassen das Spekulationspotential an den Börsen in die Höhe schnellen. Die inzwischen schlechtere Bonitierung der Weizen-, Mais- und Soja-Feldbestände in den USA sorgt für neue Preisphantasien an den Börsen.

Auch am Kassamarkt beflügeln sinkende Ertragserwartungen in Rußland, der Ukraine und Kasachstan die Preiserwartungen (siehe auch Beitrag: "Ernte 2012: Hausse-Faktor Wetter" vom 02.07.2012). Auch die ex-Ernte-Preise ziehen derzeit wieder leicht an. Preisangebote für Weizen ex-Ernte von 190 bis 210 Euro/t netto je nach Liefermenge und Parität beleben derzeit auch am Kassamarkt das Geschäft. Die Preise-Hausse macht auch den Verkauf der Ernte 2013 interessant. Hier liegen die Preisgebote rund 10 bis 15 Euro/t niedriger.

Für den heutigen Tag erwarte ich persönlich, daß die Börsen weitere Kursgewinne erzielen. Kursanstiege am Ölmarkt dürften den Preisauftrieb zusätzlich stützen. Die positiven Vorgaben an den Börsen dürften nach meiner persönlichen Einschätzung deutliche Preisaufschläge an den Kassamärkten nach sich ziehen.

 
 
 


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