Börse: Kursanstieg trotz Gewinnmitnahmen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 28.06.2012


Noch immer stehen die Märkte unter dem Einfluß der Wetterspekulation. Trotz der Gewinnmitnahmen im frühen Handel, schlossen die Agrarrohstoff-Märkte diesseits und jenseits des Atlantiks im Plus.

 

Devisen & Konjunktur
Seit Anfang der Woche verharrt der Euro unterhalb der Marke von 1,24 US-Dollar. Der heute beginnende zweitägige EU-Gipfel läßt die Investoren sehr vorsichtig am Devisenmarkt agieren. Auf zu viele Probleme, haben die EU-Sitzenpolitiker zu wenige Lösungen. Bankenunion oder Vergemeinschaftung der Schulden, Konjunkturspritzen und Sparmaßnahmen, politischen Union oder Kerneuropa. Die Lösungsszenarien sind so zahlreich wie schwammig.

Viele Markrtbeteiligte erwarten auch von bevorstehenden EU-Gipfel keine klare Lösungsstrategie zur Bewältigung der Euro-Schuldenkrise. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2478 US-Dollar beinahe unverändert zum Vortag festgesetzt. Heute Morgen im frühen Handel verteuert sich der Euro leicht.

 

Energie
An den Ölmärkten stabilisiert sich der Preistrend allmählich. Zwar drückt die Euro-Schuldenkrise weiter auf die Stimmung, doch positiv interpretierte Konjunkturdaten aus den USA ließen die Kurse zuletzt wieder leicht steigen.

Die Ölmärkte legten angesichts der Nachrichtenlage gestern den Rückwärtsgang ein. Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im August stieg gestern mit 80,21 Dollar erstmals wieder über die 80 Dollar-Marke. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur August-Fälligkeit verteuerte sich gestern auf 93,30 Dollar.

Heute im frühen Handel können die Ölpreise ihre Vortagsgewinne weiter ausbauen.

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffbörsen setzten Getreide und Ölsaaten ihren Kursanstieg fort. Angesichts einer verpuffenden Euphorie und umfangreicher Gewinnmitnahmen fielen die Gewinne zum Handelsschluß jedoch deutlich bescheidener aus als an den Vortagen.

Nachdem der Handelstag bei Weizen mit tiefroten Zahlen startete, drehten die Kurse an den europäischen Agrarrohstoff-Börsen im weiteren Handel wieder in die Gewinnzone. In Paris stand der November -Termin bei Weizen letztendlich mit +´3,25 Euro/t, bei Rapssaat der Front-Termin mit +7,00 Euro/t (!), bei Mais der November-Termin mit +4,25 Euro/t und bei Braugerste der Augsut-Termin um +3,00 Euro/t im Plus.
Auch die Börsen in den USA setzten gestern ihren Kursanstieg fort.

Für die USA lautet die Wetterprognose: "Heiß und trocken.". Nicht nur der Mittlere Westen, sondern auch andere wichtige Anbaugebiete warten noch immer auf Regen und in den nächsten Tagen soll es noch heißer werden. Wie gravierend die Ertragsdepressionen für die Mais- und Sojabestände ausfallen könnten, wird derzeit kontrovers diskutiert. Im Norden werden die Anbauverhältnisse derzeit noch als günstig beurteilt.
In Kanada bleibt das Wetter weiterhin zu naß. Man rechnet inzwischen regional mit Ernteverzögerungen.
Freuen können sich dagegen die australischen Farmer über günstiges Anbauwetter. An den Märkten werden die Wetterprognosen für Australien aufmerksam verfolgt, nachdem Klimamodelle nach Aussage mehrerer Wetterämter darauf hindeuten, daß sich in der zweiten Jahreshälfte ein neues El Niño-Wetterphänomen im pazifischen Ozeans aufbauen könnte.

 

Ausblick
Noch immer dreht sich an den Agrarrohstoffmärkten alles um das Wetter. Gewinnmitnahmen und neue Preisphantasien dürften auch heute für einen volatilen Marktverlauf sorgen. Für den heutigen Tag erwarte ich persönlich, daß sich das Spekulationspotential abschwächt. Die Kurse könnten infolge von Gewinnmitnahmen in den roten Bereich geraten. Man wartet auf die neue Anbauschätzung für die USA, die das US-Landwirtschaftsministerium morgen veröffentlichen wird. Vor allem die Ernteerwartungen bei Mais dürften aufmerksam bewertet werden, da eine Korrektur der US-Erntemenge nach unten als Hasse-Signal für das gesamte Getreidesegment gewertet würde.

 
 
 


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