Weizen: Die Preis-Rallye geht weiter

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 25.06.2012


Trockenheit und Hitze in wichtigen Anbauregionen Rußlands und der USA beflügelten bereits am Freitag die Kursphantasien an den Börsen. Heute setzt sich die Preisrallye weiter fort. Sowohl Brot-, als auch bei Futterweizen erzielen kräftige Risikoaufschläge.

 

Marktlage
Zu wenig Regen im Mittleren Westen der USA und Trockenheit und Hitze in wichtigen Anbaugebieten Rußlands und der Ukraine lassen die Kurse an den internationalen Börsen auch heute weiter steigen. In den USA blieben die Niederschlagssummen weit hinter den Hoffnungen der Landwirte zurück und auch für die nächsten Tage ist im Süden für die südlichen und mittleren Anbaugebiete kaum Regen in Sicht. Für die Anbaugebiete im Süden Rußlands werden auch für die kommenden Tage hohe Temperaturen prognostiziert.

Nicht nur für diese wichtigen Exportregionen auf der Nordhalbkugel schwächen sich die Ernteerwartungen ab, auch auf der Südhalbkugel wurden für Argentinien und Australien die Produktionsaussichten zurückgenommen.

Der November-Termin an der Warenterminbörse MATIF, Paris stand heute Mittag um 3,50 Euro/t im Plus. Inzwischen sind die November-Kurse auf den höchsten Stand seit 12 Monaten gestiegen.

Auch auf der anderen Seite des Atlantiks geht es bei den Börsenkursen weiter aufwärts. An der Warenterminbörse CBOT, Chicago/USA (Futterweizenqualität) standen die Kurse mittags um 2,5 % im Vergleich zum Vortag im Plus. An der Warenterminbörse KCBT, Kansas/USA (Brotweizenqualität) hatten die Kurse am Freitag bereits leicht zugelegt.

Die Marktbeteiligten am Kassamarkt bleiben bisher vorsichtig und warten zunächst die weitere Preisentwicklung ab. In der letzten Woche standen die Erzeugerpreise leicht unter Druck, während die Großhandelspreise am Exportstandort Hamburg Weizen bereits wieder fester notierte. An der Hamburger Getreidebörse wurden die späteren Termine zu leicht angehobenen Preisen gehandelt.

Die Aussicht auf bessere Exportgeschäfte in der nächsten Saison sorgt für eine freundliche Stimmung an den europäischen Weizenmärkten, obwohl sich die Ernteerwartungen für die EU verbessert haben. Ergiebige Niederschläge haben die Wachstumsbedingungen deutlich verbessert. Das Analystenhaus "Strategie Grains" hat in der letzten Woche seine Prognose für die deutsche Weichweizenernte um 520.000 t auf 22,5 Mio.t nach oben korrigiert. EU-weit wurden die Ernteerwartungen um 1,5 Mio.t auf 124,2 Mio.t nach oben korrigiert.

 

Prognose
Drei Themen bestimmen derzeit die Preisentwicklung am Weizenmarkt:
1) der fehlende Regen in den USA und Rußland,
2) die schrumpfenden globalen Weizen-Lagervorräte und
3) die Befürchtung, daß sich die Trockenheit in den USA negativ auf die Maisbestände auswirkt..

Aktuell streben die Weizen-Kurse an den Warenterminbörsen weiter nach oben. "Restbestände" aus der Ernte 2011 können daher - trotz des bevorstehenden Erntebeginns - zu festen Preisen am Kassamarkt vermarktet werden. Für Weizen ex-Ernte 2012 entwickeln sich die Marktaussichten inzwischen positiver. Die Preis-Rallye an den Börsen färbt auch auf die Kassamarkt-Preise ab, so daß die höheren Ernteerwartungen für die EU bzw. Deutschland nicht zum Tragen kommen.

Nach meiner persönlichen Einschätzung sprechen die fundamentalen Daten für ein weiterhin hohes Preisniveau. Angesichts der unsicheren Wetteraussichten und der Konjunkturrisiken muß jedoch mit zeitweilig starken Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Börsen gerechnet werden.

 
 
 
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