Weizen: Welt-Wetter sorgt für unklare Marktsignale

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.06.2012


Regen hat zwar die Ernteerwartungen in der EU verbessert. Dennoch dürfte nicht nur in der EU die Weizenernte 2012/13 kleiner ausfallen als im Vorjahr. Damit war es nicht allein die Entspannung an der Wetterfront, die den Kursabrutsch der letzten Tage ausgelöst hat.

 

Marktlage
Der Regen in der EU und Osteuropa, in den USA und China, in Australien und vielen anderen Regionen hat die Spekulationen weitere Schäden an den Weizenbeständen deutlich abgekühlt. Die Kurskorrektur an den Börsen wurde zudem durch die voranschreitende Winterweizen-Ernte in den USA verstärkt. Hier konnten bereits 20 % der Winterweizenflächen berentet werden.

Inzwischen werden die Kursverluste an den Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks aus übertrieben eingeschätzt und Weizen-Futures werden inzwischen wieder im Plus gehandelt.

Auch die Kassamärkte gerieten Ende letzter Woche in den Abwärtssog der Börsen. Verarbeiter und Handel warteten zunächst einmal die weitere Preisentwicklung ab, so daß nur wenige Geschäfte zum Abschluß kamen. Vor allem die Verarbeiter bleiben angesichts der in vielen Regionen der EU wieder besseren Bestandsentwicklung zurückhaltend. A-Weizen kann weiterhin nur marginale Aufgelder erzielen.

 

Prognose
Verursacht durch das ungünstige Anbauwetter in vielen wichtigen Anbauländern zeichnet sich für 2012/13 erneut eine defizitäre globale Ernte ab, so daß die Lagervorräte zur Bedarfsdecklung herangezogen werden müssen.

Der Marktfaktor "Wetter" hat damit für die weitere Preisentwicklung entscheidende Bedeutung. Aktuell zeigen die Wetterprognosen rund um den Globus unklare Marktsignale. In der EU hat der Regen die Lage zwar leicht entspannt. Doch die EU-Weichweizenernte wird von der EU-Kommission inzwischen mit 126,5 Mio.t deutlich kleiner als noch im März geschätzt. Die aktuelle Schätzung geht damit von der niedrigste Ernte seit 5 Jahren aus.

In wichtigen Anbauregionen der USA besteht noch immer ein Niederschlagsdefizit. In der Ukraine sind die Böden dagegen in einigen Regionen inzwischen viel zu naß. In wichtigen russischen Anbaugebieten ist es noch immer zu trocken und regional haben die Bestände bereits stark unter der Trockenheit gelitten. Dagegen können die Anbaugebiete im Nordosten Chinas und im Osten Australiens noch von rechtzeitigen Niederschlägen profitieren.

Aktuell dürfte der latente Preisdruck den Weizenmarkt weiter belasten. Dennoch dürften die Preise auf vergleichsweise hohem Niveau bleiben. Neue "schlechte Nachrichten" könnten allerdings den Kurstrend wieder stärker nach oben drehen.

Mit zeitweilig starken Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Börsen muß auch weiterhin gerechnet werden.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
10.05.2012 Weizen:Spannung vor dem neuen USDA-Bericht
30.04.2012 Weizen: IGC prognostiziert schrumpfende Welt-Lagerbestände
04.04.2012 Weizen: Latenter Preisdruck
23.02.2012 Weizen: Komfortable Versorgungslage +++ Analyse +++
21.02.2012 Weizen: Tauwetter
02.01.2012 Weizen: Rallye nach dem Jahreswechsel
29.12.2011 Wettermarkt läßt Kurse steigen
20.12.2011 Weizen: Jahresend-Rallye im Mini-Format
   
 
 
 
 

Seitenanfang