Weizen: Spannung vor dem neuen USDA-Bericht

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.05.2012


Was ist da los am Weizenmarkt? An der Börse in Paris schnellte gestern der Mai-Future um 11,50 Euro/t in die Höhe und an der Börse in Kansas gaben die Notierungen um umgerechnet 3,80 Euro/t nach. Hier ist die Antwort.

 

Marktlage
In den letzten Tagen sind die Kurse für den Mai-Termin an der Warenterminbörse MATIF, Paris auf den höchsten Stand seit 11 Monaten geklettert. Gestern schnellte die Schlußnotierung um +11,50 Euro auf 228,50 Euro/t nach oben. Ausschlaggebend für den Kurssprung nach oben war das Auslaufen des Mai-Futures am 10.05.2012 und die Glattstellung der Future-Kontrakte. Der Kursanstieg war damit rein technisch bedingt.
Die August-Fälligkeit wurde mit 220,00 Euro/t um +2,50 Euro höher als am Vortag notiert, während der November-Termin um -0,25 Euro auf 197,25 Euro/t zurückging.

An der Warenterminbörse KCBT, Kansas/USA hat die Talfahrt der Kurse bereits ende Februar begonnen. Seitdem ist Mai-Future bereits um über 14 % abgesackt. Gestern büßte der Mai-Termin erneut umgerechnet 3,80 Euro ein und notierte zuletzt bei umgerechnet 172,51 Euro/t. Auch Fälligkeiten für die neue ernte gaben sogar noch stärker nach.

Für die Kursverluste in den USA gibt es zwei Gründe:

Die starke Anbauausweitung in den USA und die gute Bestandsentwicklung in den wichtigen US-Weizenanbaugebieten haben die Erwartungen für die US-Weizenernte 2012/13 kräftig angehoben.
[Siehe auch Beitrag: "Weizen: Komfortable Versorgungslage" vom 23.02.2012.]

Die Unsicherheit der Marktbeteiligten vor der für den heutigen Tag erwarteten Veröffentlichung der Mai-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) ist groß. Viele Marktbeteiligte sind "in Deckung" gegangen und warten die neuen Zahlen zunächst einmal ab. Erwartet wird auch die erste Prognose für die neue Ernte 2012/13, deren Zahlen für den Weizenmarkt - nach Einschätzung der meisten Analysten - eher Baisse-Impulse liefern dürften.



Auch wenn der Internationale Getreiderat (IGC), London in seiner Prognose vom 26.04.2012 seine Erwartung für die weltweite Weizenernte auf 676 Mio.t abgesenkt hat und damit eine globale Defiziternte erwartet (sieh Beitrag "Weizen: IGC prognostiziert schrumpfende Welt-Lagerbestände") sind es derzeit letztendlich die Preisvorgaben aus den USA, die den weiteren Preistrend vorgeben. Die steigenden Exporterwartungen für die USA - immerhin die Nummer 1 unter den Weizen-Exporteuren - sorgen somit derzeit für Preisdruck.

 

Prognose
In der EU hat Regen die Dürre-Ängste weitgehend hinweggeschwemmt. In vielen EU-Ländern haben ergiebige Niederschläge die Wachstumsaussichten für die Weizenbestände deutlich verbessert. In Frankreich sollen die Niederschläge im April 2012 an fünfter Stelle seit 1959 liegen.

In den US wird angesichts der sehr guten Entwicklung der US-Feldbestände eine frühe Ernte erwartet. Neben der Ausweitung der Weizenanbaufläche verstärkt die Erwartung einer Rekord-Anbaufläche bei Mais den Preisdruck.

Die Marktbeteiligten warten derzeit mit Spannung auf die nächste Anbau-Ernte-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums am 10. Mai 2012.

 
 
 
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