Weizen: Latenter Preisdruck

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 04.04.2012


Klirrend kalte Winterwochen in Europa haben die EU-Ernteerwartungen gekappt. Eine sehr enge Versorgungsbilanz für die laufende und die kommende Saison zeichnet sich ab. Doch in den Exportländern USA und Rußland sorgt Regen für immer bessere Wachstumsbedingungen und damit für latenten Preisdruck.

 

Marktlage
In Deutschland und anderen EU-Ländern hat die klirrend kalte Frostperiode zu Ausfällen bei den Winterweizenflächen geführt. Doch ansonsten präsentieren sich die Ernteaussichten bei Weizen rund um den Globus derzeit günstig.

Bereits in den letzten Wochen ging den Kursen an den Warenterminbörsen allmählich die Luft aus. Doch am Kassamarkt bestand noch ein Nachholbedarf, so daß die Weizenpreise kräftig nach oben kletterten..

Auch an der Warenterminbörse in Paris bröckeln die Kurse des Front-Termines tendenziell seit Wochen ab. Weizen zur Mai-2012-Fälligkeit hat seit dem Höchststand im Mai 2011 rund 14 % verloren und notierte gestern mit 211,50 Euro/t. Der Termin August 2012 gab auf 207,25 Euro/t nach.

Dagegen zogen die Preise am Kassamarkt in den letzten Wochen kräftig an. Das hatte im wesentlichen zwei Gründe: Einerseits war der Preisabstand zum Börsenpreis so groß geworden, daß hier noch ein Nachholbedarf bestand. Andererseits waren die Auswinterungsschäden und damit die Risiken für die nächste Ernte noch nicht "eingepreist".

 

Fakten

  • EU: Auswinterungsschäden
    Für die EU zeichnet sich eine sehr enge Versorgungsbilanz sowohl in der laufenden wie auch für die kommende Saison ab. Nicht nur die Auswinterungsschäden in vielen EU-Ländern, sondern auch die zunehmende Trockenheit sorgten in den letzten Wochen für Preisauftrieb. In Südspanien sollen weite Anbauflächen bereits irreversibel geschädigt sein. Dort wird Weizen allerdings überwiegend als Hartweizen angebaut.

    Schätzungen aus Frankreich beziffern die Frostschäden in Winterweizen für die gesamte EU auf ein Erntepotential von 6 Mio.t. Für Deutschland wird ein Ernteverlust in Höhe von 1,5 Mio.t prognostiziert, für Frankreich ein Minus von 2,2 Mio.t.

    In Deutschland ist von den Auswinterungsschäden vor allem die Mitte Deutschlands betroffen. Regional liegen die Ausfälle bei Weizen bei 50 %, in Hessen gebietsweise soger bei bis zu 80 %. Nachgesät wurde mit einer breiten Palette verschiedenster Sommergetreidearten und zum Teil "exotischer" Sorten.

     Hausse-Tendenz

 

  • Welt: Komfortable Versorgungslage
    Inzwischen hat auch der Internationale Getreiderat seine Anbauerwartungen für 2012/13 nach unten korrigiert. Mit einer jetzt geschätzten globalen Weizenernte in Höhe von 681 Mio.t liegen die Erwartungen jetzt 15 Mio.t unter dem Ergebnis der Rekordernte im Vorjahr. Kleinere Ernte werden vor allem in der Ukraine, in Kasachstan und un mehreren Ländern rund um das Mittelmehr erwaretet. Doch Nordamerika und in Rußland - den beiden wichtigsten Exportregionen am Weltmarkt - wurden die Ernteerwartungen nach oben korrigiert.

    Da die Nachfrage steigt, müssen die weltweiten Lagerbestände erneut zur Bedarfsdeckung herangezogen werden. Die Lagerbestände dürften daher abgebaut werden, doch die Versorgungslage bleibt vorerst komfortabel.

     Baisse-Tendenz

 

Prognose
Die Prognose des Internationalen Getreiderates bestätigt die weltweit günstigeren Anbauerwartungen. Regen in den mittleren und südlichen Anbaugebieten der USA, den Winterweizen-Regionen in Rußland und der Ukraine hat zwar die Wachstumsbedingungen der Pflanzenbestände in diesen wichtigen Exportländern verbessert.

Doch .der Regen hat auch die Spekulations-Hoffnungen an den Börsen abgekühlt. Vor allem an den US-Börsen macht sich latenter Preisdruck breit, nachdem sich die Anbaubedingungen seit Wochen günstig entwickeln.

Derzeit fehlen neue "schlechte Nachrichten", so daß Gewinnmitnahmen an den Börsen zu Kursverlusten führen.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte hierzulande der Anschlußbedarf der Verarbeiter in den kommenden Wochen die zu erwartende Preisschwäche weitgehend abfedern und - trotz zu erwartender Preiskorrekturen - für ein weiterhin hohes Preisniveau sorgen.

 
 
 
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