Börse: Wetterrisiken schwinden

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 20.01.2012


Entspannung an der Wetterfront in Südamerika, die erneute Kursschwäche des US-Dollars und eine leichte Entspannung an der Euro-Schuldenkrisen-Front sorgen derzeit noch für eine recht freundliche Stimmung an den Agrar-Börsen. Noch schlagen sich die hohen Ernteerwartungen für die kommende Ernte nicht in den Notierungen nieder.

 

Devisen & Konjunktur
Nachdem sich gestern auch Frankreich und Spanien - das zweit- und viertgrößte Euro-Land - auch bei langlaufenden Staatsanleihen wieder deutlich günstiger refinanzieren konnten, zeigt sich eine leichte Entspannung bei der Euro-Schuldenkrise. Der Rating-Schlag US-Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) gegen die Euro-Zone vom letzten Freitag beeindruckt bei den Investoren kaum noch. Die riesige überschüssige Liquidität sucht nach Anlagemöglichkeiten und findet diese auch bei den Staatspapieren im Euro-Raum.

Nachdem die S&P-Herabstufung den Euro auf 1,2669 Euro absacken ließ, konnte er gestern weiter an Boden gewinnen. Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2911 US-Dollar erneut höher als am Vortag festgesetzt. Auch heute im frühen Handel steht der Euro weiter leicht im Plus.

Heute dürften die Veröffentlichung neuer US-Konjunkturdaten in den Fokus rücken. Neue Zahlen zu den Verbraucherpreisen und vom Arbeits- und Immobilienmarkt stehen hier im Vordergrund.

 

Energie
Optimismus, daß das US-Wirtschaftswachstum besser als erwartet ausfallen könnte, die Entspannung bei der Euro-Schuldenkrise und die Hoffnung auf eine weltweite konjunkturelle Erholung werden am Ölmarkt als positive Signale für die Nachfrageentwicklung interpretiert.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im März wurde mit 100,54 Dollar beinahe unverändert zum Vortag notiert.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur März-Fälligkeit blieb mit 111,55 Dollar ebenfalls fast stabil.

Heute im frühen Handel korrigierten die Ölpreise zunächst kräftig nach oben, gaben dann jedoch wieder erkennbar nach.

 

Agrarrohstoffe
Die freundliche Stimmung setzte sich an den europäischen Agrarrohstoff-Börsen fort, obwohl die Negativ-Meldungen von der Wetterfront allmählich verblassen. Auch die neue Prognose des Internationalen Getreiderates, die von höheren Endbeständen ausgeht, ließ die Teilnehmer an dern Börsen unbeeindruckt. Eine Anhebung der Produktionszahlen und damit höhere globale Lagerbestände am Ende der Saison 2011/12 waren bereits erwartet worden..

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen konnten sowohl die Getreide- wie auch bei den Raps-Futures die Vortagesverluste teilweise wieder wett machen. In Paris stand der Front-Termin bei Weizen mit +1,00 Euro/t, bei Rapssaat mit 2,75 Euro/t, bei Mais und bei Braugerste mit +1,00 Euro/t im Plus, während Mais unverändert notierte

Noch reicht der Regen in Südamerika nicht aus, um die Anbaubedingungen deutlich zu verbessern. Doch für die kommenden Tage werden für Argentinien und die zentralen Anbaugebiete Brasiliens weitere Niederschläge vorhergesagt. Auf der Nordhalbkugel blieb der Winter bisher vergleichsweise mild, so daß auch von diesen Anbaugebieten keine neuen Hausse-Signale ausgehen.

 

Ausblick
Noch finden die Ernteerwartungen für 2012/13 wenig Beachtung an den Börsen. Dabei deutet sich zu diesem - allerdings noch sehr frühen Termin - bereits an, daß die nächste Saison erneut eine hohe Ernte bringen könnte.
Der Internationale Getreiderat geht davon aus, das die globale Weizenanbaufläche um 1,7 % auf 225 Mio. ha ausgeweitet wurde. Das wäre die größte Weizenanbaufläche seit 1998. Vor allem in Nordamerika, Rußland und China haben die hohen Weizenpreise den Anbau für die Landwirte erneut attraktiver gemacht. Für die USA und die Ukraine, in der die Wintergetreidebestände regional erheblich durch die monatelange Trockenheit geschädigt wurden, ist mit einer kräftigen Ausweitung des Sommerweizenanbaus zu rechnen. Mit einer globalen Weizenproduktion von 685 Mio.t wird die Ernte dennoch rund 5 Mio.t kleiner als in der laufenden Saison geschätzt.

Angesichts des weiter steigenden internationalen Bedarfs, dürfte das Angebot knapp bedarfsdeckend bleiben. Dennoch bieten die fundamentalen Daten derzeit kaum Raum für neue Preisphantasien. Angesichts Aktuell schwinden die Witterungsrisiken, doch die Stimmung an den Agrar-Future-Börsen dürfte dennoch freundlich bleiben.

 
 
 


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