Börse: Wetterrisiken lassen Kurse steigen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 04.01.2012


Endlich 'mal etwas anderes als Schuldenkrise und Konjunktur-Pessimismus: Nach diesem Motto sorgten Investoren an den Agrarrohstoffbörsen für ein lebhaftes Geschäft und steigende Kurse.

 

Devisen & Konjunktur
Die Ruhe der letzten Tage an der Euro-Nachrichtenfront haben unserer Gemeinschaftswährung gut getan. Gestern schaffte der Euro eine leichte Kurserholung gegenüber Dollar und Yen.

Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3014 US-Dollar etwas höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel tendiert der Euro fest und kann seine Vortagesgewinne halten.

Nicht nur die guten Zahlen zum deutschen Arbeitsmarkt stärkten die Zuversicht an den Finanzmärkten (Beschäftigungszuwachs 2011: +1,3% zum Vorjahr). Auch die neuen Konjunkturdaten aus China, Indien und den USA wurden positiv interpretiert und beflügelten den Handel. Gestern hatte unter anderem der US-Einkaufsmanagerindex für die Industrie die Investoren beeindruckt, da er im Dezember stärker als erwartet gestiegen war.

 

Energie
Die positiven Konjunkturdaten haben gestern auch die Ölpreise kräftig steigen lassen. Die anhaltenden Spannungen zwischen dem Iran und den sogenannten westlichen Staaten (siehe auch Vortagesbericht) ließen den Ölpreis seit Ende letzte Woche um über 4 % steigen.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar wurde mit 102,96 Dollar höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Februar-Fälligkeit zog auf 112,13 Dollar an. Heute im frühen Handel korrigierten die Ölpreise leicht nach unten.

 

Agrarrohstoffe
Die Preis-Rallye an den Börsen setzt sich nicht nur an den europäischen Börsen fort. Wegen des Feiertages am Montag war der gestrige Dienstag der erste Handelstag an den US-Börsen, die ebenfalls in die Rallye einschwenkten.

Nicht nur Getreide setzte seinen Erfolgstrend fort. Wie erwartet gelang dem Rapssaaten-Future ein kräftiger Preissprung nach oben. Es waren weiterhin die Wettermärkte - insbesondere die ungünstige Wetterentwicklung in Südamerika -, die die Preisphantasien an den Börsen beflügelten. (Informationen zu den Wettermärkten: siehe vorhergehende Beiträge).

Obwohl es in einigen nordöstlichen Regionen Brasiliens (zumeist zu wenig) regnete, warten andere Anbaugebiete noch immer dringend auf Regen. Positiv ist, daß es dort derzeit nicht ganz so heiß ist. Trockenheit und Hitze bestimmen weiterhin die Wetterlage in Argentinien. In der Ukraine hatte die Trockenheit im Herbst bereits mehr als ein Drittel der Wintergetreide- und Winterraps-Bestände geschädigt. Die dortigen Wintertemperaturen bereiten zwar keinen Anlaß zur Sorge, doch die schützende Schneedecke ist inzwischen in den meisten Regionen geschmolzen. In wichtigen Anbaugebieten der USA bleiben ebenfalls die Niederschläge defizitär.

Die europäischen Agrarrohstoff-Börsen gaben die Preisrichtung vor. In Paris stand der Front-Termin bei Weizen erneut mit +2,50 Euro/t, bei Braugerste mit +3,00 Euro/t, bei Mais mit +6,75 Euro/t (!) und bei Rapssaat mit +6,75 Euro/t im Plus. Auch an den US-amerikanischen Börsen verbuchte nicht nur Getreide Gewinne, sondern auch der Soja-Komplex notierte höher.

 

Ausblick
Nicht nur die Wettermärkte sorgen derzeit an den Agrarrohstoffmärkten für Preisauftrieb. Auch die Hoffnung, daß die weltweite Konjunktur 2012 doch besser als erwartet ausfallen könnte, sorgen für gute Laune an den Börsen. Höhere Renditeerwartungen lassen die Risikobereitschaft der Investoren steigen.

Die fundamentalen Daten bieten zwar nach wie vor kein bedeutsames Fundament für eine Hausse, doch die Befürchtung etwaiger Ernteausfälle wächst. Somit sin es die auf den derzeitigen Witterungsrisiken basierenden Preisphantasien, die die Rallye treiben.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß die Börsen bei Getreide und Ölsaaten weiter im Plus bleiben.

 
 
 


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