Rapssaat: Latenter Preisdruck

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 21.12.2011


Raps ist knapp und Raps ist gesucht. Dennoch bleibt der Preisspielraum nach oben angesichts der Kursrückgänge an den Rohstoffmärkten sowie der Rekord-Ernte in Australien eng begrenzt. Noch immer herrscht latenter Preisdruck am Rapsmarkt.

 

Marktlage
Trotz des leichten Preisauftriebs der letzten Wochen dümpelt das Geschäft am Rapssaatenmarkt weitgehend impulslos vor sich hin. Geschäftsabschlüsse haben derzeit Seltenheitswert, da
• einerseits ein großer Teil der Ernte bereits verkauft ist, so daß die frei verfügbaren
  Lagervorräte geringer als in anderen Jahren ausfallen und
• andererseits die Anbieter zunächst die weitere Preisentwicklung abwarten.

Ein schwaches Angebot aus der geringeren EU-Ernte und eine weiter steigende Nachfrage der Verarbeiter sind eigentlich gute Voraussetzungen für steigende Preise. Doch die insgesamt Hausse-trächtigen fundamentalen Daten können ihre Wirkung derzeit nicht entfalten. Zahlreiche Störfaktoren aus Wirtschaft und Finanz überlagern die fundamentalen Daten.

Unterstützung erhielten die Rapspreise zuletzt durch den wieder einsetzenden Preisauftrieb bei Rohöl und Preisanstiegen im Soja-Komplex. Die die US-Ölsorte "West Texas Intermediate" (WTI) wurde zuletzt wieder oberhalb der Marke von 97 US-Dollar je Barrel (159 Liter) gehandelt, Nordsee-Rohöl der Sorte Brent kostet mehr als 106 US-Dollar.

Auch die Soja-Kurse zogen in den letzten Tagen wieder an, nachdem die Trockenheit in wichtigen Anbaugebieten Südamerikas weiter anhält.

Das enge Angebot zwingt die Verarbeiter derzeit zum Zukauf von Importware - sowohl bei Rapssaat, wie auch bei Rapsöl. Auch die Rapsölpreise können sich auf noch immer vergleichsweise hohem Niveau stabilisieren, zumal auch das Angebot an Rapsöl zunehmend knapp ausfällt.

 

Fakten

  • EU: Ex-Ernte-Geschäfte 2012 wieder interessanter
    In der letzten Zeit kamen nur wenige Termingeschäfte ex-Ernte 2012 zum Abschluß - die Verkäufer hofften auf eine Trendwende der Preise nach oben, während die Käufer auf weitere Preisrückgänge spekulierten.

    Doch inzwischen wächst das Interesse der Verarbeiter an frühzeitigen ex-Ernte-Zukäufen wieder. Auch Geschäfte für spätere Monate im Jahr 2012 werden wieder etwas attraktiver aufgrund der Befürchtung
    • einer defizitären Welt-Rapssaatenernte 2012,
    • einer defizitären Rapsernte 2012 in der EU,
    • des Ausfalls von Winterraps-Aussaatflächen in der Ukraine zur Ernte 2012,
    • einer leicht defizitären Sojabohnenernte und
    • eines weiterhin steigenden Bedarfs für die Verwertungsrichtungen Nahrung, Futtermittel,
      Bioenergie und technische Zwecke.

    Angesichts der Aussichten auf eine weiterhin enge Versorgungslage zogen zuletzt nicht nur die Kurse für den Front-Termin Februar 2012 an der Warenterminbörse MATIF, Paris an. Auch die späteren Termine konnten sich leicht verbessern.

     Kurzfristig Hausse-Tendenz

 

  • Australien: Anbauausweitung zur nächsten Ernte
    In Australien ist die Rapsernte in den meisten Landesteilen inzwischen so gut wie abgeschlossen. Der australische Ölsaatenverband schätzt die Rapsernte 2011/12 in "Down under" jetzt mit 2,95 Mio.t nochmals um 0,32 Mio.t höher als im Vormonat. Damit geht der Verband davon aus, daß die australische Rapsernte 2011/12 um 36 % höher ausfällt als im Vorjahr.
    Nach Prognosen des australischen Landwirtschaftsministeriums wurde zwar eine Super-Ernte eingebracht, jedoch "nur" ein Ernte-Plus von 4,7 % erreicht.

    Inzwischen schmieden die australischen Farmer auch bereits Pläne für die nächste Aussaat ab April. Die derzeit hohen Rapspreise machen den Anbau noch attraktiver, zumal man mit einer Ausweitung des globalen Weizenanbaus und daher mit anhaltendem Preisdruck rechnet.

     Baisse-Tendenz

 

 

Prognose
Die Rapssaaten-Bilanz bleibt weiterhin eng. Dennoch kommen die Hausse-Signale der fundamentalen Daten derzeit angesichts der Turbulenzen an den Rohstoffmärkten nicht zum Tragen. Neben der global defizitären Versorgungslage bleiben vorerst die Konjunkturerwartungen, der Rohölpreis und der Dollarkurs die zentralen Marktfaktoren.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die hohen Rapssaatenpreise dazu führen, daß die Nachfrage nach Rapssaat im kommenden Jahr sogar etwas schwächer ausfallen könnte.
Ich gehe davon aus, daß zudem die Alarm-Signale am Finanzmarkt derart schrill bleiben, daß Rapssaat in der nächsten Zeit im Sog der globalen Konjunkturerwartungen bleibt. Der anhaltende Abwärtstrend an den Rohstoffmärkten dürfte in den kommenden Wochen nach meiner Einschätzungen weitere Bremsspuren hinterlassen.
Damit richtet sich das Interesse jetzt auf die Ernteerwartungen auf der Nordhalbkugel (Auswinterung, Frühjahrstrockenheit ...).

 
 
 
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