Rapssaat: Finanzkrise überlagert Hausse-Faktoren

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 20.10.2011


Die Rapspreise sind seit Anfang September um fast 20 Euro/t abgerutscht. Die Turbulenzen an den Rohstoffbörsen und schwache US-Sojakurse haben die Verluste verursacht - obwohl die Produktion defizitär bleibt.

 

Marktlage
Anfang der Woche kostete Rapssaat mit 400 bis 445 Euro/t netto franko Landhandelslager - je nach Region - rund 4 % weniger als noch Anfang September. Im Vergleich zum Jahresbeginn summiert sich der Preisrückgang inzwischen auf mehr als 16 %.

Damit gerieten die Preise am Kassamarkt zuletzt stärker in den Abwärtsstrudel an den Finanzmärkten. Die Unsicherheit über die weitere Preisentwicklung hat die Umsätze weiter einbrechen lassen. Sowohl Käufer wie auch Verkäufer warten zunächst die weitere Preisentwicklung ab. Vorkontrakte ex-Ernte 2012 knackten kurzzeitig erneut die 400 Euro/t-Marke an, so daß das Interesse hier wieder etwas größer ausfiel.

Die unterschiedlichen Meldungen über eine Hebelung des Euro-Rettungsschirmes EFSF und die Regulierung der Finanzmärkte sorgt nicht nur an den Rohstoffmärkten für erhebliche Unsicherheit. Auch die Rapssaatenkurse an den Börsen geraten zunehmend in den Abwärtssog der Finanzmärkte.

Damit setzt sich der seit Anfang des Jahres anhaltende Preisrückgang weiter fort. An der Warenterminbörse MATIF, Paris wie auch an der Warenterminbörse WCE, Kanada zeigt der Preistrend weiter nach unten. In Paris stand der Front-Termin November-2011 heute zur Mittagszeit um -0,50 Euro/t im Minus. Auch alle späteren Fälligkeiten zeigten rote Zahlen.

Auch der Rohölmarkt bietet derzeit keine Hausse-Signale. Die Eintrübung der Konjunkturaussichten und die Erwartung, daß Libyen demnächst seine Fördermengen steigern wird, belasten den Ölmarkt. Da auch der Sojakomplex latent unter Preisdruck steht, kann sich auch der Rapsmarkt dem Abwärtstrend nicht entziehen.

 

Prognose
Die Achterbahnfahrt der Preise an den Rapssaatenmärkten ist aus fundamentaler Sicht nicht nachvollziehbar. Auf der fundamentalen Seite sorgen eine defizitäre Ernte - weltweit wie auch in der EU - und ein weiter steigender Bedarf für einen grundsätzlich Hausse-trächtigen Marktausblick.

Doch angesichts der Turbulenzen an den Rohstoffmärkten kommen diese Hausse-Signale nicht zum Tragen. die Angst vor einer zweiten Finanzkrise überlagert alle Hausse-Impulse. Umsätze kommen derzeit nur selten zustande: Die Verkäufer hoffen mit Blick auf die enge Versorgungsbilanz auf wieder steigende Preise, während die Verarbeiter auf weitere Preisrückgänge spekulieren.

Ich bleibe bei meiner Markteinschätzung vom 22.09.2011: "... Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die insgesamt Hausse-trächtigen Faktoren der fundamentalen Daten vorerst keine Wirkung mehr entfalten. Ich erwarte, daß die Alarm-Signale am Finanzmarkt derart schrill bleiben, daß Rapssaat in der nächsten Zeit seinen Baisse-Trend noch fortsetzten könnte.

Über den Soja-Komplex und den Rohöl-Sektor dürften die Konjunkturängste weiterhin für Preisdruck an den Börsen und am Kassamarkt sorgen. Vorerst bleibt abzuwarten, wann der Kursrutsch vor dem Hintergrund einer beginnenden Panik an den Börsen, desolater Staatfinanzen und einer sich abschwächenden Konjunktur zum Stillstand kommt. ..."

 
 
 
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