Soja: Preisrutsch trotz defizitärer Ernte

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 07.10.2011


Die Sojapreise sind auf den niedrigsten Stand seit Monaten abgerutscht. Vor allem der Kursabsturz am Finanzmarkt hat zu tiefen Bremsspuren geführt. Doch auch Hinweise, daß die US-Ernte größer als erwartet ausfallen könnte, sorgen für Preisdruck.

 

Marktlage
Seit Monaten bewegten sich die Sojapreise mit leichten Schwankungen auf hohem Niveau - Tendenz leicht steigend. Doch jetzt haben die beginnende Ernte in den USA und die Finanzmarkt-Turbulenzen die Kurse erstmals stärker einbrechen lassen.

An der Leitbörse in Chicago sind die Sojabohnen-Kurse auf ein Jahrestief abgerutscht. Damit geraten jetzt auch die Preise am Kassamarkt in Bewegung. Mit 280 bis 300 Euro/t netto wird Sojaschrot derzeit so preisgünstig angeboten wie zuletzt im Oktober 2008.

Bessere Erntebedingungen in den USA sorgen für Preisdruck. Die US-Sojaernte kam bisher zwar langsamer voran als in den Vorjahren. Bis Ende letzter Woche konnten 19 % der Flächen geerntet werden (Vj.: 34 %). Inzwischen bietet trockenes, warmes Wetter gute Erntebedingungen. Nicht auszuschließen ist, daß die US-Ernteerwartungen nach oben korrigiert werden müssen. Zudem haben die um rund 42 % höheren US-Soja-Lagerbestände zu Kursrückgängen geführt - obwohl der US-Export flott und stetig läuft.

 

 

Fakten

  • Welt: Defizitäre Ernteerwartungen
    In den USA wir die Soja-Ernte 2011/12 inzwischen etwas höher eingeschätzt als zunächst erwartet. In der Prognose vom 12.09.2011 hat das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) die Ernteerwartungen in den USA und weltweit leicht nach oben korrigiert. Bessere Erträge werden auch in Südamerika, der Ukraine und der EU-27 erwartet.

    Dennoch bleiben die Ernteerwartungen mit 259 Mio.t knapp 2 % hinter der Vorjahresernte zurück, während der Verbrauch weiter ansteigt. Mit 262 Mio.t prognostizieren die Analysten des USDA jetzt einen rund 4 % höheren Verbrauch als im Vorjahr.

    in Mio. t
    Sojabohnen
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    USA
    Welt
    Welt
    USA
    2007/08
    220,5
    72,9
    230,5
    51,5
    5,6
    2008/09
    212,0
    80,8
    221,3
    42,7
    3,8
    2009/10
    260,8
    91,4
    238,3
    59,3
    4,1
    2010/11
    264,1
    90,6
    252,6
    68,8
    6,1
    2011/12 Prognose vom:
    11.08.2011
    257,5
    83,2
    262,3
    61,0
    4,2
    12.07.2011
    259,0
    84,0
    262,2
    62,6
    4,5
    Quelle: USDA

    Damit wird eine defizitäre Ernte erwartet, so daß die Endbestände wieder schrumpfen dürften. Die stetige und Jahr für Jahr wachsende internationale Nachfrage zehrt die Produktionssteigerungen wieder auf.
     Hausse-Tendenz

 

  • USA: Schwächere Ernteerwartungen - flotte Exporte
    Die US-Sojaernte 2011 wurde bereits mit der September-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums etwas höher eingeschätzt. Nachdem trockenes und warmes Wetter inzwischen die Ernte beschleunigt, mehren sich Signale, daß die US-Ernte nochmals leicht nach oben korrigiert werden könnte. Die Wetteraussichten entwickeln sich für die nächsten Tage weiter günstig.
    Zuletzt haben Importeure aus China 115.000 Tonnen Sojabohnen in den USA gekauft.
     Baisse-Tendenz

 

  • Südamerika: Niedrige Ernteerwartungen
    Der Anbau in Südamerika wurde zur Ernte 2011/12 weniger ausgeweitet, als zunächst erwartet. Für Brasilien, den zweitgrößten Sojaexporteur, wird eine kleinere Ernte erwartet als im Vorjahr (75,3 Mio.t). Der Branchenanalyst Oil World geht nur von einer Ernte von 73,3 Mio.t aus, da Trockenheit die Ertragserwartungen reduziert hat. Das brasilianische Landwirtschaftsministerium geht in seiner neuesten Prognose nur von einer Ernte zwischen 72-73 Mio.t aus.
     Hausse-Tendenz

 

  • China: Wachsender Importbedarf
    Die Sojabohnenernte in China könnte nach offiziellen Aussagen mit 13,5 Mio. t etwa 10,5 % kleiner als im Vorjahr ausfallen. Da der chinesische Inlandsbedarf von Jahr zu Jahr steigt, ist zu erwarten, daß China seine Sojaimporte weiter steigern wird. In den ersten acht Monaten dieses Jahres hat China bereits 33,6 Mio. t Sojabohnen importiert. Die Einfuhren liegen damit zwar 5,5 % unter denen des Vorjahres. Für das kommende Jahr wird allerdings wieder mit einem Anstieg der chinesischen Importe gerechnet.
     Hausse-Tendenz

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Prognose
Die Sojapreise werden in der nächsten Zeit durch den Fortgang der US-Ernte und die Stimmung an den Finanzmärkten dominiert werden. Damit dürften die Sojapreise zunächst unter Druck bleiben.

Weitere Ernteeinbußen in Südamerika könnten den Trend jedoch schnell wieder nach oben drehen lasse, da der defizitären Ernte eine weiter steigende Nachfrage gegenübersteht.

Dabei darf nicht außer acht gelassen werden, daß zeitweilig starke Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Börsen nicht auszuschließen sind.

 
 
 


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