Börse: Kein Ende der schlechten Nachrichten

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 05.10.2011


Griechenland verfehlt seine Sparziele, Moody's stuft Italien herab, die Hellenen streiken und US-Notenbankchef Bernanke zeichnete düsteres Bild der US-Konjunktur. Kein Wunder daß auch Agrarrohstoffe in den Abwärtssog der Finanzmärkte gerieten.

 

Devisen & Konjunktur
Der Euro geriet gestern erneut stark unter Druck. Die täglich in den Schlagzeilen stehenden Schuldenprobleme in der Euro-Zone lassen Investoren zum US-Dollar, statt zum Euro greifen. Die Aussagen des US-Notenbank-Chefs Ben Bernanke, bei Bedarf die schleppende Erholung der US-Konjunktur zu stützen, sorgte kurzzeitig für Hoffnung bezüglich der künftigen Wirtschaftsentwicklung in den USA und stützte den Dollar.

Daß die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit gleich um drei Stufen von „Aa2“ auf „A2“ herabgestuft hat, fand an den Märkten nur noch wenig Beachtung. Mit der Herabstufung war längst gerechnet worden. Größere Sorgen bereitet inzwischen die Frage der Eigenkapitalausstattung der Banken diesseits und jenseits des Atlantiks.

Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,3181 US-Dollar so niedrig wie zuletzt Mitte Januar festgesetzt. Heute im frühen Handel kann sich der Euro-Kurs wieder deutlich erholen.

 

Energie
Die Ölpreise haben ihre Talfahrt gestern zunächst fortgesetzt. An den Börsen rutschen die Kurse für US-Rohöl auf den tiefsten Stand seit September 2010 ab. Erst nach der Rede des US-Notenbankchefs Ben Bernanke (siehe oben) schwächte sich der Kursrückgang an den Börsen ab.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November wurde mit 75,67 Dollar nochmals niedriger als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur November-Fälligkeit wurde mit 99,79 Dollar ebenfalls zu schwächeren Kursen gehandelt. Heute im frühen Handel zieht der Ölpreis leicht an.

 

Agrarrohstoffe
Vor allem die miese Stimmung an den Finanzmärkten sorgten für Verluste an den Agrarrohstoffbörsen. Auch die flott vorankommende US-Mais-Ernte und bessere Wetterbedingungen für die Wintergetreideaussaat in den USA sorgten für Preisdruck.

Bereits 21 % der Maisbestände in den USA wurden geerntet. Die schlechtere Entwicklung der Feldbestände bereits seit Wochen eingepreist. Die Mais-Lagerbestände sollen nach den neusten Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums auf 28,7 Mio.t schrumpfen und damit 34 % unter denen ein Jahr zuvor liegen.
Die Aussaat der Winterweizen-Flächen liegt in den USA mit nur 42 % hinter dem langjährigen Durchschnitt zurück (Vj.: 52 %). Zudem wird die Marktversorgung in den USA enger: Die September-Lagerbestände liegen rund 12 % unter denen des Vorjahres.
Die US-Sojaernte kommt langsamer voran als in den Vorjahren. Bisher konnten 19 % der Flächen geerntet werden (Vj.: 34 %). Die um rund 42 % höheren Soja-Lagerbestände in den USA sorgten jedoch für Preisdruck.

Kanada hat gestern seine Ernteerwartungen leicht nach unten korrigiert. Die kanadische Statistikbehörde schätzt die Ernte bei Brot- und Futterweizen mit 20,2 Mio.t jedoch um 0,4 % höher als im Vorjahr ein. Bei Gerste soll die Ernte mit 7,9 Mio.t das Vorjahresergebnis um 3,8 % und bei Rapssaat mit 12,9 Mio.t - trotz einer deutlichen Anbauflächenausweitung - um 1,2 % übersteigen.

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen stand der Front-Termin bei Weizen mit -3,00 Euro/t, bei Mais mit -4,00 Euro/t, bei Braugerste mit -3,75 Euro/t und bei Rapssaat mit -5,25 Euro/t im Minus. Auch an den US-amerikanischen Börsen verbuchte nicht nur Getreide Verluste, auch der Soja-Komplex notierte schwächer.

 

Ausblick
An den Börsen dreht sich derzeit alles um die Frage, ob Griechenland zahlungsfähig bleiben wird. Dringend erwartet wird daher der Bericht der Geldgeber EU, EZB und IWF über die Fortschritte der griechischen Reformen. Heute stehen zudem neue Konjunkturdaten, die im Laufe des Tages veröffentlicht werden, im Vordergrund des Interesses.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß die Agrarrohstoffe sich von ihren Vortagesverlusten wieder leicht erholen können. Sowohl Getreide wie auch Ölsaaten dürften angesichts stabiler fundamentaler Daten dürften zwar im Plus gehandelt werden, jedoch ohne das die Verluste der letzten Tage bereits heute wieder ausgebügelt werden könnten. Auch der Euro dürfte sich wieder leicht erholen. Am Ölmarkt erwarte ich ein etwas höheres Kursniveau.

 
 
 


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