Börse: Ende der Talfahrt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 27.09.2011


An den Börsen bemüht man sich um Normalität, so daß der gestrige Handelstag etwas ruhiger verlief. Die Hoffnung auf eine Lösung der Euro-Schuldenkrise sorgte gestern auch bei den Agrarrohstoffen für einen freundlicheren Wochenstart.

 

Devisen & Konjunktur
Medienmeldungen in den USA, die über angebliche Fortschritte bei der Ausgestaltung des Euro-Rettungsschirms EFSF berichten, haben die Stimmung an den Märkten wieder steigen lassen. Nachdem der Euro am Freitag auf den niedrigsten Stand seit Mitte Januar gefallen war, ließ die neue Hoffnung auf eine Eindämmung der Euro-Schuldenkrise ließen den Kurs der EU-Gemeinschaftswährung wieder leicht steigen. Inzwischen versicherte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, daß es keine Pläne für eine weitere Aufstockung des EFSF gebe.

Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,3500 US-Dollar etwas höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel zeigt der Euro-Kurs weitere Erholungstendenzen.

 

Energie
In den letzten Tagen hatte die Flucht aus den Rohstoffmärkten und die Angst vor einer globalen Rezession auch die Preise am Ölmarkt abrutschen lassen. Bei den Rohstoffen ging der Ausverkauf gestern weiter, doch Rohöl konnte sich im Laufe des Handelstages wieder leichte Kursgewinne verbuchen.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November wurde mit 80,24 Dollar etwas höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur November-Fälligkeit wurde mit 103,94 Dollar dagegen etwa auf Vortagesniveau festgesetzt. Heute im frühen Handel hat der Trend beim Ölpreis wieder nach oben gedreht.

 

Agrarrohstoffe
Nach dem Kursrutsch an den Agrarrohstoff-Märkten gelten Weizen, Mais & Co inzwischen wieder als niedrig bewertet. Die Investoren nutzen gestern die günstige Kaufgelegenheit und an den Future-Märkte zogen die Notierungen wieder leicht an. Der Erholungstrend fiel jedoch sehr begrenzt aus.

Diesseits und jenseits des Atlantiks erzielte Getreide leichte Kursgewinne. Rapssaat stand in Paris noch unter dem Eindruck der Kursverluste am Rohölmarkt, drehte im späteren Handelsverlauf in Übersee jedoch ebenfalls ins Plus. Auch bei Sojabohnen in den USA ging es leicht nach oben.

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen stand der Front-Termin bei Weizen mit +0,75 Euro/t, bei Mais mit +1,25 Euro/t im Plus, gab dagegen bei Rapssaat um -0,75 Euro/t nach.

Im Norden Deutschland konnte aufgrund der feuchten Witterung auf Problemstandorten die Ernte noch immer nicht angeschlossen werden. Auch die Aussaat bleibt im Norden und Nordosten hinter dem Stand in Normaljahren weit zurück.

In den USA konnten bisher rund 15 % der Maisbestände und 5 % der Sojabestände geerntet werden. Die Erträge fallen regional offenbar sehr unterschiedlich aus. Die Winterweizen-Aussaat entwickelt sich in den USA schleppend: Bisher konnten nur 26 % der Flächen bestellt werden im Vergleich zu 35 % im 5-jährigen Durchschnitt.

 

Ausblick
Die Enttäuschung über die Beschlüsse der US-Notenbank FED (siehe Beitrag vom 22.09.2011) und weltweit eingetrübte Konjunkturindikatoren schüren Ängste und sorgen damit für eine zeitweilig extreme Volatilität an den Kapitalmärkten.

Jetzt am Wochenanfang keimt bei den Investoren wieder Hoffnung, daß die Euro-Zone ihre Schuldenprobleme doch noch in den Griff bekommen könnte.

Nach wie vor belastet das flotte russische Exportgeschäft den Weizenmarkt. Doch noch immer können sich die internationalen Weizenpreise aufgrund der stetigen internationalen Nachfrage noch vergleichsweise gut behaupten. Die Erwartung, daß China in dieser Saison seine Mais-Importe ausweiten muß, um seine Versorgungslücke zu schließen, stützt den Markt zusätzlich. Rapssaat steht dagegen - trotz der defizitären globalen Ernte - unter dem Eindruck der Konjunkturaussichten und der Rohölmärkte.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß die Stimmung bei Agrarrohstoffen freundlich bleibt. Auch Rapssaat dürfte von der Kurserholung bei Rohöl profitieren. Der Euro dürfte ebenfalls etwas fester tendieren. Am Ölmarkt erwarte ich eine leichte Kurserholung.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

23.09.2011 Börse: Alarm-Zustand am Kapitalmarkt
22.09.2011 Börse: FED-Beschluß belastet auch Agrarrohstoffe
21.09.2011 Börse: Export-Nachfrage stützt den Preis
19.09.2011 Börse: Finanzmarkt-Turbulenzen
15.09.2011 Börse: Wetterspekulation
   
 
 
 
 

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