Börse: Wetterspekulation

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 15.09.2011


Dollar und Euro stehen weiter im Zeichen der Staatsschulden diesseits und jenseits des Atlantiks. Am Agrarrohstoff-Markt übernimmt erneut das Wetter die Führung. Weizen, Raps & Co drehen wieder leicht ins Plus.

 

Devisen & Konjunktur
Alle reden vom Sparen. Doch die Devisen-Welt versinkt zunehmend im Schuldenchaos. Ob die Schulden in der Euro-Zone die problematischeren sind oder die in den USA, darüber bestehen unterschiedliche Ansichten. Mal flüchten die Anleger aus der einen, mal aus der anderen Währung.

Gestern konnte sich der Euro nach mehreren Tagen mit Verlusten leicht erholen.
Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,3729 US-Dollar etwas höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel tendiert der Euro seitwärts.

 

Energie
Nachdem das US-Handelsministerium in Washington erneut schwache Konjunkturdaten für die USA bekanntgaben, gerieten die Ölpreise leicht unter Druck. Die Lagerbestände in den US-amerikanischen Industrie- und Handelsunternehmen wiesen im Juli 2011 einen saisonbereinigten Anstieg gegenüber dem Vormonat aus. Der erneute Aufbau der Lagerbestände signalisiert einen Produktionsrückgang und damit eine gedämpfte Entwicklung der Wirtschaft in den USA, dem weltweit größten Energieverbraucher.

Gestern wurde am Ölmarkt noch auf sinkende Ölreserven in den USA spekuliert, nachdem mehrere Stürme im Golf von Mexiko die Ölförderung beeinträchtigt hatte. Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober wurde mit 88,91 Dollar schwächer als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit wurde mit 112,40 Dollar dagegen etwas höher festgesetzt.

 

Agrarrohstoffe
Auch gestern standen die Märkte noch unter dem Einfluß der weltweit höheren Ernteerwartungen bei Weizen. Vor allem an den europäischen Börsen. mußten Weizen, Mais und anderes Getreide erneut Verluste hinnehmen. Bei Rapssaaten zogen die Kurse weiter an.

An den US-Börsen konnten auch die Getreidepreise bereits wieder ins Plus drehen. Nicht nur die Frostgefahr im Norden der USA sorgte für Preisauftrieb bei Mais und stützte die Kurse im Soja-Komplex.

Signalwirkung hat auch die weiterhin flotte Nachfrage der Importländer. Ägypten, der größte Weizen-Importeur am Weltmarkt, hat erneut 420.000 t Weizen aus Rußland gekauft. Mit Preisen von umgerechnet 200 bis 205 Euro/t zuzüglich Frachtkosten hat sich russische Ware zwar insgesamt verteuert, lockt jedoch nach wie vor mit attraktiven Rabatten seine Käufer.

 

Ausblick
Erneut sind es die Wetteraussichten in den wichtigen Anbau- und Exportregionen der Welt, die den Preistrend bestimmen.

Aktuelle bestimmen höchst gegensätzliche Signale den Agrarrohstoff-Markt:
- unerwartet gute Mais-Ertrage in den Frühdruschgebieten des südlichen Mais-Gürtels,
- Frostgefahr in den nördlichen US-Anbaugebieten und damit Gefahr für die Mais- und Sojabestände,
- Frostgefahr in Kanada und damit Gefahr von Schäden in den Rapsbeständen,
- Aussicht auf Regen für die trockenen US-Winterweizenanbaugebiete,
- Niederschlagsprognosen für die Weizenanbaugebiete in Argentinien,
- die weiterhin flotte internationale Exportnachfrage und
- die Befürchtung, daß eine Abkühlung der Weltwirtschaft die Nachfrage bremsen könnte .

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß Weizen und Mais wieder ins Plus drehen. Auch für Rapssaat und der Soja deuten sich Kursgewinne an. Der Euro dürfte weitgehend seitwärts tendieren. Am Ölmarkt erwarte ich persönlich dagegen einen etwas schwächeren Marktverlauf.

 
 
 


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