Börse am Vortag: Nichts wirklich Neues

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 17.08.2011


Der Traum von den Euro-Bonds ist am Finanzmarkt (vorerst) ausgeträumt und somit ging es an den Börsen gestern wenig traumhaft zu. Auch Agrarrohstoffe gerieten in den Sog des deutsch-französischen Krisentreffens und fehlender "schlechter" Nachrichten aus dem Agrarsektor.

 

Devisen & Konjunktur
Die Finanzmärkte wollten Euro-Bonds (Euro-Staatsanleihen) - und die haben sie nicht bekommen. Statt dessen hat das mit Spannung wartete gestrige Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy deutlich gemacht, daß die Integration in der Eurozone im Vordergrund steht.

Die wichtigsten Ergebnisse des deutsch-französischen Treffens in Kürze: • Deutschland und Frankreich wollen die Integration in der EU vorantreiben und streben eine gemeinsame Wirtschaftsregierung der Eurozone an. • Iin den Verfassungen aller 17 Euro-Staaten soll eine Schuldenobergrenze verankert werden. • Im September sollen Vorschläge für eine Finanz-Transaktionssteuer vorgelegt werden.
Die Vereinbarungen sind "Zukunftsmusik". Was in welcher Form und in welchem Zeitrahmen umgesetzt werden wird, bleibt abzuwarten.

Die Laune an den Märkten wurde zusätzlich durch negative Konjunkturmeldungen aus Deutschland getrübt. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes ist Wirtschaft in Deutschland im zweiten Quartal kaum noch gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt legte im Vergleich zum ersten Quartal nur noch um 0,1 % zu. Erfreulich ist, daß die Zahlen Jahresvergleich immer noch ein deutliches Plus von 2,8 % dokumentieren. Dennoch bedeuten die neuen Zahlen für das zweite Quartal 2011 ganz klar eines: Stagnation der Wirtschaft.

Mit zeitweilig großen Kursschwankungen konnte der Euro dennoch gestern seine Stärke verteidigen. Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,4360 US-Dollar erneut höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro knapp oberhalb von 1,44 US-Dollar gehandelt.

 

Energie
Die Rohölpreise gerieten gestern überraschend unter Druck, nachdem der private Branchenverband der Öl- und Gasindustrie "API" einen Anstieg der US-Rohöllagerbestände in den USA gemeldet hatte. Die offiziellen Zahlen des US-amerikanischen Energieministeriums werden heute nachmittag veröffentlicht.

Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September mit 86,65 Dollar niedriger als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 109,47 Dollar dagegen höher festgesetzt.

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffbörsen blieb es auch gestern ruhig und der Börsenhandel verlief in sehr ruhigen Bahnen. Derzeit fehlen marktbewegende Impulse, da es derzeit sowohl die "schlechten" wie auch die "guten" Nachrichten fehlt.

Die US-Winterweizenernte ist zu 91 % abgeschlossen. An der insgesamt schlechteren Bestandsentwicklung bei US-Sommerweizen hat sich nicht geändert, - auch hier hat die Ernte begonnen. Auch bei US-Mais und US-Sojabohnen gibt es keine erwähnenswerten Änderungen bei den offiziellen neuen Zahlen zur Bestandsentwicklung.

In Rußland kommt die Ernte zügig voran. Geerntet wurden bereits 41 % der Weizenbestände sowie 46 % der Gersten und 19 % der Rapsbestände.

In der Ukraine nähert sich die Ernte ihrem Ende. 98 % der Weizenbestände wurden bereits geerntet. Mit einer bisherigen Produktion von 22,6 Mio.t Weizen übersteigt die aktuelle Ernte bereits das Vorjahresergebnis um 34 % (Vj.: 16,8). Die Ernte bei Gerste ist ebenfalls zu 98 % und bei Rapssaat zu 92 % abgeschlossen.

Der Front-Termin bei Paris-Weizen an der Warenterminbörse MATIF büßte -0,50 Euro/t zum Vortag ein. Dagegen wurde an den US-Börsen mit deutlichen Kursgewinnen gehandelt.
Paris-Mais erzielte für den November-Termin erneut +0,75 Euro/t. Die späteren Termine schlossen ohne klare Richtung. Paris-Raps notierte am Handelsschluß für den November-Termin -2,00 Euro/t im Minus und auch hier blieb es bei den späteren Termine bei einem bunten Mix.
Bei Paris-Braugerste wurde die Schlußnotierung für die November-Fälligkeit im Vergleich zum Vortag nochmals +4,75 Euro/t höher festgesetzt.

Der Aufwärtstrend an den US-Getreide-Märkten stärkte das spätere Geschäft an den europäischen Börsen. An den US-Soja-Märkten mußten Sojabohnen und Sojaschrot Kursverluste in Kauf nehmen, während Sojaöl geringfügig im Plus stand.

 

Ausblick
Ob die offiziellen Zahlen zur Bestandsentwicklung und den Ernteaussichten in den USA stimmen, wird zunehmend bezweifelt. Vor allem Mais, Sojabohnen und Sommerweizen rechnet man mit einer anstehenden Korrektur der Zahlen. Die Korrektur könnte sogar noch deutlicher ausfallen, da große Regionen des sogenannten "Mais-Gürtels" dringend auf Regen warten. Für die kommenden Tage wird für einige der immer trockeneren Anbaugebiete Regen prognostiziert.

Auch die Witterung in China verdient Aufmerksamkeit. Während sich die Witterung im Norden vergleichsweise günstig entwickelt, wird es in den südlichen und mittleren Anbaugebieten immer heißer und trockener.

Für den heutigen Handelstag an den Agrarrohstoff-Börsen erwarte ich persönlich, daß der Handel erneut sehr ruhig bleibt. Der Erholungstrend dürfte sich moderat fortsetzen.

 
 
 


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