Börse am Vortag: Fed-Entscheidung läßt die Kurse steigen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.08.2011


Jetzt ist die Börsenwelt (fast) wieder in Ordnung: Die US-Notenbank hat gesprochen - und ihre Nullzins-Politik bis 2013 verlängert. Ein klares Signal für die Schnäppchenjäger, die sich beherzt ans Werk machten. Die Börsen drehten ins Plus und auch Agrarrohstoffe schlossen mit Gewinnen.

 

Devisen & Konjunktur
Der Ratingschock ist Vergangenheit. Nachdem die Kurse an den Börsen in den letzten Tagen mit Volldampf in die Tiefe gerauscht waren, haben die Börsen jetzt wieder in die Gewinnzone gedreht.

Erfreut nahmen die Anleger zur Kenntnis, daß die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre Dauer-Nullzinspolitik bis "mindestens Mitte 2013 extrem niedrig" halten wolle. Ob bzw. wann mit einem neuen Anleihekaufprogramm weitere Milliarden in die Wirtschaft gepumpt werden könnten, ließ Fed-Chef Ben Bernanke jedoch offen. Bemerkenswert ist, daß die Fed völlig unüblich nicht einstimmig gefallen waren - drei Mitglieder hatten gegen eine Verlängerung der Nullzinspolitik gestimmt.

Der Euro profitierte gestern nicht nur von der Entspannung an den Märkten und der günstigeren Lage an den Anleihemärkten in Italien und Spanien. Die Schwäche des US-Dollar und die Talfahrt an den Börsen ließ den Börsenkurs der Fluchtwährung Gold von Rekord zu Rekord klettert. Gestern stieg der Preis für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) auf einen neuen Rekordstand von über 1.778 US-Dollar.

Der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde gestern mit 1,4267 US-Dollar höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel legte der Euro weiter deutlich auf über 1,43 US-Dollar zu.

 

Energie
Rohöl schloß angesichts der Turbulenzen an den Börsen und der Konjunkturängste mit negativen Vorzeichen. Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im August mit 79,30 Dollar niedriger als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 102,57 Dollar festgesetzt.

Nach der Fed-Entscheidung schwenkte auch der Rohölmarkt auf einen Erholungskurs ein. Nicht nur infolge der neu erwachten Risikobereitschaft setzt Rohöl heute im frühen Handel setzt seinen Abwärtstrend fort.

 

Agrarrohstoffe
Gold ist kein Weizen und Rohöl kein Raps. Nach Tagen der Börsenpanik und des Medien-Hypes um DAX, Nasdaq oder den Öl-Kurssturz erinnern sich die Anleger an zweierlei: 1)  Die fundamentalen Daten der Getreide- und Ölsaatenmärkte präsentieren sich alles andere als Baisse-lastig und 2) auch Agrarrohstoffe sind verläßliche Sachwerte in knappen Zeiten.

Zwar fielen in den letzten Tagen die Verluste bei Getreide vergleichsweise moderat aus, doch Rapssaat geriet voll in den Strudel der Talfahrt am Rohölmarkt.

Gestern kam dann die erwartete Trendwende. Die aus Sicht der Markt-Akteure erfreuliche Verlängerung der US-Nullzins-Politik ließ auch die Agrarrohstoff-Börsen wieder ins Plus drehen.

Nicht nur der Front-Termin bei Paris-Weizen, sondern auch die späteren Terminen konnten einen Teil ihrer Vortagesverluste wieder wett machen. Paris-Mais erzielte für den November-Termin +4,00 Euro/t und auch die späteren Termine notierten mit Gewinnen. Paris-Raps notierte am Handelsschluß für den November-Termin nochmals etwas niedriger als am Vortag, während die späteren Termine bereits wieder bescheidene Kursgewinne verbuchten. Bei Paris-Braugerste wurde die Schlußnotierung für die November-Fälligkeit im Vergleich zum Vortag -0,50 Euro/t niedriger notiert, während die späteren Termine äußerst heterogen blieben.

Auch an den US-Getreide-Märkten brachte die Fed-Entscheidung die Trendwende und die Kurse schlossen im Plus. Verluste gab es dagegen erneut an den US-Soja-Märkten. Sojabohnen schlossen mit deutlichen, Sojaschrot und Sojaöl mit moderaten Verlusten.

 

Ausblick
Trotz leichter Markt-Entspannung sind die Unsicherheiten bei den Marktakteuren noch lange nicht ausgeräumt. Auch in den kommenden Tagen muß nach meiner Einschätzung mit zeitweilig starken Kursschwankungen gerechnet werden. Bei Agrarrohstoffen dürften - angesichts der fundamentalen Daten (siehe hierzu Beitrag später am Tag) - die Kursschwankungen moderater ausfallen.

Für den heutigen Handelstag an den Agrarrohstoff-Börsen erwarte ich persönlich, daß sich der Erholungstrend bei Getreide allmählich fortsetzen dürfte. Verluste der Vortage dürften Stück für Stück wieder wett gemacht werden. Die schlechtere Bestandsentwicklung bei US-Sommerweizen, die Qualitätssorgen in den nördlichen Erntegebieten der EU und das unbeständigere Wetter in Osteuropa dürften den Kurstrend zunächst bestimmen.

Auch Rapssaat dürfte an den EU-Börsen seinen Erholungstrend aus meiner Sicht moderat fortsetzen. Der Ölsaaten-Komplex an sich dürfte angesichts des Kurssturzes bei Rohöl und der schwachen Sojamärkte latent unter Preisdruck bleiben. Die Anhebung der Prognose zur Sojabohnenproduktion in in Brasilien auf 75,3 Mio.t (Vj.: 68,7 Mio.t) hat den Preisdruck zunächst verstärkt.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

09.08.2011 Börse am Vortag: Talfahrt setzt sich fort
08.08.2011 Börse am Vortag: Markt in Turbulenzen
02.08.2011 Börse am Vortag: Risikoscheu nach der US-Schuldenkrise
01.08.2011 Börse am Vortag: Positiver Start in die neue Woche
13.07.2011 Börse am Vortag: Bestätigung der Knappheitsthesen
12.07.2011 Börse am Vortag: Bessere Ernteerwartungen in Osteuropa
08.07.2011 Börse am Vortag: Rückkehr der Investoren
   
 
 
 
 

Seitenanfang