Börse am Vortag: Markt in Turbulenzen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 08.08.2011


Dem Kurssturz an den Börsen konnten sich auch die Agrarrohstoff-Börsen nicht entziehen. Seit Tagen überlagern die Unsicherheiten am Kapitalmerkt und Konjunktursorgen die fundamentalen Daten bei Weizen, Raps & Co. Die Turbulenzen sorgten für einen heterogenen Handelsverlauf.

 

Devisen & Konjunktur
Das Presse titelt "Montag droht ein Horrortag", "Die Angst vor dem schwarzen Montag" oder "Reißen uns die Börsen heute in den Abgrund?". Dabei deutet bei nüchterner Betrachtung trotz der schlechten Nachrichten der Rating-Aganturen für den heutigen Tag nichts auf "Horror" oder gar "Abgrund".

Dennoch: Die Herabstufung der Bonität der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor's ließ die Kurse abstürzen. Doch eine Herabstufung von "AAA" auf "AA+" bedeutet nicht gleich den Weltuntergang. Es bedeutet lediglich daß US-Staatsanleihen nicht mehr als "beste Qualität" eingestuft werden, sondern nur noch als "sicher". Das ist aber immer noch eine Topbewertung - insbesondere angesichts des enormen Schuldenstands in den USA.

Während sich der Dollar weiter im Sinkflug befindet, steigt der Goldkurs in neue nie gekannte Höhen. Inzwischen ist der Preis für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) erstmaling über die Marke von 1.715 US-Dollar gestiegen.

Dagegen waren die Bemühungen der Europäischen Zentralbank und der G7-Staaten erfolgreich. Der Euro-Kurs geriet zwar zum Ende der letzten Woche unter Druck, erzielt jedoch zum Wochenstart bereits wieder Kursgewinne. Nachdem der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) am Freitag noch mit 1,4155 US-Dollar festgesetzt wurde, wird der Euro heute im frühen Handel bereits wieder mehr als zwei Euro-Cent teuerer gegenüber dem US-Dollar gehandelt.

 

Energie
Die Verunsicherung an den Finanzmärkten hat das Gegenteil beim Ölhandel bewirkt. Der Ölpreis geriet angesichts von Finanzpessimismus und Konjunktursorgen stark unter Druck.

Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im August gestern mit 86,88 Dollar etwas niedriger als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 109,37 Dollar festgesetzt. Heute im frühen Handel wird Rohöl setzt sich der Abwärtstrend fort.

 

Agrarrohstoffe
Den Problemen an den Kapitalmärkten können sich auch die Agrarrohstoff-Börsen nicht entziehen. Die Turbulenzen rund um den US-Dollars verschärfen die Unsicherheiten im internationalen Handel, denn am Weltmarkt ist noch immer der Dollar das Maß allen Handels. Rapssaat geriet zudem in den Strudel der Talfahrt am Rohölmarkt.

An der Börse in Paris zeigte der Handel am Freitag tiefrote Vorzeichen. Der Front-Termin bei Paris-Weizen tendierte leicht schwächer. Paris-Mais büßte für den August-Termin 6,50 Euro/t ein, während die späteren Termine lediglich moderate Verluste verbuchten. Paris-Raps notierte am Handelsschluß für den November-Termin um -7,00 Euro/t niedriger als am Vortag und auch die späteren Termine verbuchten hohe Kursverluste. Bei Paris-Braugerste wurde die Schlußnotierung für die August-Fälligkeit unverändertim Vergleich zum Vortag niedriger notiert, während die späteren Termine im Minus standen.

 

Ausblick
Während sich das Interesse heute auf den Börsenverlauf nach der Herabstufung der US-Bonität richtet, geraten die Agrarrohstoffe in den Sog der neu entflammten Konjunktursorgen. Investoren befürchten, daß die internationale Nachfrage rückläufig sein könnte.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß die Investoren an den Börsen zwar äußerst vorsichtig agieren werden und sich daher der Kursdruck zunächst moderat fortsetzt. Für den weiteren Tagesverlauf gehe ich davon aus, daß sich der Kursverlauf stabilisiert und sogar wieder leichte Kursgewinne bei Getreide realisiert werden können, während Rapssaat noch unter Druck bleiben dürfte. .

Auch an den Kassamärkten bleibt die Unsicherheit, da Käufer einerseits auf niedrigere Einkaufspreise infolge der rückläufigen Börsenkurse hoffen, andererseits jedoch klar ist, daß angesichts der witterungsbedingt verzettelten Ernte die Qualitäten stark leiden. Angesicht der aktuellen Wetterprognosen dürften noch bei vielen erntereifen Beständen die Fallzahlen nach unten rauschen. Während das Angebot auf der Handelsstufe weiterhin unüblich knapp ausfällt, wächst das Kaufintresse der verarbeiter, so daß die Preise am Realmarkt weitgehend seitwärts tendieren.

Nach wie vor spricht vieles für eine weitgehend stabilen Preisentwicklung, denn hierzulande fallen die Ernteerträge oftmals niedriger als im Vorjahr aus. Regen führt immer wieder zu Ernteunterbrechungen und immer öfter auch zu Qualitätsverlusten. Allerdings dürfte EU-weit die Getreideernte höher als im Vorjahr ausfallen. Sie wird mittlerweile auf rund 275 bis 278 Millionen Tonnen geschätzt.

 
 
 


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