Börse am Vortag: Risikoscheu nach der US-Schuldenkrise

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 02.08.2011


Jetzt ist es beschlossene Sache: Die USA dürfen noch mehr Schulden machen. Doch an den Märkten hat sich dennoch die Stimmung verbessert. Die Agrarrohstoff-Börsen reagierten heterogen, teilweise auch mit einer leichten Kurserholung.

 

Devisen & Konjunktur
Die drohende Staatspleite der USA ist so gut wie abgewendet. Das US-Repräsentantenhaus, beider Kammern des US-Parlamentes, hat dem Kompromiß im Schuldenstreit gestern zugestimmt. Heute am frühen Abend (europäischer Zeit) muß noch der Senat zustimmen, doch hier werden weniger Schwierigkeiten erwartet.

Die Investoren an Kapitalmärkten reagierten zwar erleichtert auf die Entschärfung der US-Schuldenkrise, doch die wieder höhere Risikoscheu erstreckt sich inzwischen auf immer mehr Währungen.

Auch der Euro geriet im späteren Handelsverlauf stark unter Druck, nachdem der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) zuvor noch mit 1,44415 US-Dollar höher als am Vortag festgesetzt worden war. Heute im frühen Handel wird der Euro nur noch mit 1,42 US-Dollar gehandelt.

Auch der Dollar mußte Kursverluste in Kauf nehmen. Auch er rutschte im Vergleich zu anderen Währungen als dem Euro stark ab. Schwachen US-Konjunkturdaten und pessimistische Zukunftsaussichten lassen Anlager auch aus dem Dollar flüchten.

 

Energie
Die Meldungen aus den USA bestimmen derzeit den Rohölpreis: der hohe und demnächst noch weiter steigender US-Schuldenstand, die äußerst schwache US-Konjunktur und Befürchtungen, daß der UIS-Energiebedarf einen Dämpfer erhalten könnte.

Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im August gestern mit 94,89 Dollar etwas niedriger als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 116,81 Dollar festgesetzt. Heute im frühen Handel wird Rohöl weitgehend unverändert gehandelt.

 

Agrarrohstoffe
Die Probleme bei Dollar und Euro machten auch Agrarrohstoffe am Kapitalmarkt wieder interessanter. Die weiterhin andauernden Ernteunterbrechungen in Europa und ungünstige Wetteraussichten für den Maisanbau in den USA brachten die Notierungen an den Börsen teilweise leicht ins Plus.

An der Börse in Paris zeigte der gestrige Handel starke Kursschwankungen. Der Front-Termin bei Paris-Weizen und bei Paris-Mais tendierte leicht schwächer. Paris-Raps notierte am Handelsschluß mit 430,00 Euro/t für den November-Termin um +2,25 Euro/t höher als am Vortag und auch die späteren Termine verbuchten Kursgewinne.
Bei Paris-Braugerste wurde die Schlußnotierung für die August-Fälligkeit mit 243,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag niedriger notiert. Erst die Termine ab Mai 2012 schlossen mit Gewinnen.

 

Ausblick
Angesichts der Risikoscheu am Kapitalmarkt profitieren Weizen, Raps & Co an den Börsen von den Wettersorgen diesseits und jenseits des Atlantiks. Die witterungsbedingten Ernteunterbrechungen und Qualitätssorgen in der EU sowie güngünstige Witterungs in den USA stützen den Kurstrend.

In den USA hat Hitze und Trockenheit im Juli zu starkem Wachstumsstreß in den Mais- und Soja-Bestäsnden in den mittleren und südlichen Anbaugebieten geführt. Zwar wird mit einer etwas gemäßigten Witterung gerechnet, doch wirklich günstiges Wachstumswetter ist für den Süden und Westen des Maisgürtels ist noch nicht in Sicht.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich an den Börsen zwar einen freundlichen Handelsverlauf bei Getreide und Ölsaaten, jedoch insgesamt einen seitwärts gerichteten Markt.

An den Kassamärkten dürften nach meiner Einschätzung die schwachen Umsätze und die Qualitätssorgen dafür sorgen, daß die Agrarrohstoffpreise ihr Niveau trotz der laufenden Ernte und der osteuropäischen Exportangebote behaupten können und soger leichte Preisaufschläge erzielen können.

 
 
 


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