Börse am Vortag: Bessere Ernteerwartungen in Osteuropa

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 12.07.2011


Die Angst vor einer Eskalation der Schuldenkrise in der Eurozone beherrscht erneut alle Märkte. Der Schuldenstand in Italien läßt Euro-Land erneut in die Krise schlittern. Agrarrohstoffmärkte gerieten in den Strudel der Devisen-Turbulenzen und der besseren Ernteerwartungen in Osteuropa.

 

Devisen & Konjunktur
Gestern Irland, Portugal, Griechenland - heute Italien ... und morgen? Die EU-Schuldenkrise nimmt erneut dramatisch Fahrt auf und aus und die Märkte reagieren chaotisch. Am gestrigen Handelstag stiegen die Anleger an den Devisenmärkten aus dem Euro aus, so daß der Euro-Kurs abstürzte. Zeitweilig fiel der Euro unter die Marke von 1,40 US-Dollar.

Rund um den Globus sorgt man sich nicht nur um Euroland. Eigentlich sorgt man sich um die 27 EU-Mitgliedsstaaten mit ihren insgesamt 9,8 Billionen Euro Schulden. Doch auch im Fall Italien ist riesige Schuldenstand seit Jahrzehnten bekannt und damit nichts Neues. Nicht aus den Augen verlieren sollte man jedoch die Schuldenproblematik in den USA, die Ende Mai die Schulden-Höchstgrenze von 14,3 Billionen Dollar erreicht haben (umgerechnet: etwa 10 Billionen Euro) und sich seitdem mit Haushaltsumschichtungen eine Staats-Insolvenz derzeit noch hinauszögern.

Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,4056 US-Dollar deutlich niedriger als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro um der Marke von 1,40 US-Dollar gehandelt.

 

 

Energie
Die Turbulenzen am Devisenmarkt färben auch auf den Rohölmarkt ab. Der stärkere Kursverlauf des US-Dollars brachte den Ölmarkt unter Druck.

Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im August gestern mit 96,20 Dollar erneut schwächer als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 118,33 Dollar festgesetzt. Heute im frühen Handel geben die Kurse weiter nach.

 

Agrarrohstoffe
Nicht nur die Turbulenzen am Devisenmarkt belasteten die Agrarrohstoffmärkte. Auch die besseren Ernteaussichten in Osteuropa und die für heute erwartete Veröffentlichung der Juli-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums haben für einen schwächeren Kursverlauf gesorgt.

An der Börse in Paris gab Weizen seine Vortagesgewinne wieder ab. Der Front-Termin bei Paris-Weizen notierte gestern -4,00 Euro/t niedriger. Die späteren Termine schlossen zwischen -2,50 und -4,00 Euro.
Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten gab es bei den Notierungen Verluste, da man erwartet, daß die neuen US-Zahlen höhere Weizen-Endbestände ausweisen werden.

An den europäischen Märkten schlossen die Notierungen bei Mais heterogen. Während der Front-Termin bei Paris-Mais +0,25 Euro höher schloß, gaben alle späteren Termine für die neue Ernte nach.
Auch der Front-Termin bei Chicago-Mais notierte leicht über dem Vortagesniveau, während die späteren Ernte-Termine mit Verlusten schlossen. Allgemein wird erwartet, das die heute erwarteten neuen US-Zahlen eine höhere Mais-Anbaufläche ausweisen werden - auch wenn die Fachwelt recht unterschiedliche Meinungen zu der zu erwartenden US-Maisernte und -Versorgungsbilanz vertritt.

An den europäischen Börsen folgte Rapssaat den negativen Vorgaben des Rohölmarktes. Paris-Raps notierte am Handelsschluß mit 457,25 Euro/t für den August-Termin und verlor -5,00 Euro/t zum Vortag.

Der Soja-Komplex notierte weitgehend unverändert. Die Sojabohnen- und Sojaschrot-Preise an den transatlantischen Börsen schlossen unwesentlich höher.

Bei Paris-Braugerste wurde die Schlußnotierung für die August-Fälligkeit mit 234,50 Euro/t im Vergleich zum Vortag schwächer notiert.

 

Ausblick
Heute richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf die Juli-Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums und damit auf die US-Prognose zu den globalen Ernte-, Nachfrage- und Endbestandserwartungen.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich einen sehr vorsichtigen Handel an den Börsen. Schuldenkrise, höhere Inflationsraten in vielen Ländern, regenbedingte Ernteschäden und höhere Hektar-Erträge in den Ukraine, bessere Ernteerwartungen in Rußland oder schwache Ernteerträge in der EU sorgen für heterogene Marktsignale. Das russische Analystenhaus SovEcon beispielsweise hat seine Erwartungen für die russische Getreideernte auf 87-92 Mio.t Getreide angehoben, nachdem man bisher von 82-86 Mio.t ausgegangen war.

 
 
 


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