Börse am Vortag: Ernte-Schwäche am Getreidemarkt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 07.07.2011


Erneut war es gestern der Finanzmarkt, der auch auf die Agrarrohstoffmärkte abfärbte. Die Leitzinserhöhung der chinesischen Notenbank und der Wiedereinstieg Rußlands in das Exportgeschäft brachten die Getreidekurse ins Minus, während Raps seine Aufwwärtstrend fortsetzte.

 

Devisen & Konjunktur
Auch wenn die europäische Schuldenkrise noch lange nicht vom Tisch ist, zeichnet sich ab, daß die Märkte in den nächsten Wochen in eine etwas ruhigeres Fahrwasser gelangen könnten. Die Herabstufung Portugals durch die Ratingagentur Moody's (siehe Vortagsbericht) löste nur kurzzeitig Irritationen an den Märkten aus.

Dagegen hinterließ die Leitzinserhöhung der chinesischen Zentralbank einen sehr viel stärkeren Eindruck. Im Kampf gegen die galloppierende Inlandsinflation hat Chinas Notenbank hat die geldpolitischen Zügel zum dritten Mal in diesem Jahr angezogen. Der Leitzins wurde um um jeweils 25 Basispunkte angehoben.

Trotz der vorherrschenden Überzeugung am Kapitalmarkt, daß auch die EZB heute den Leitzins von derzeit 1,25 % auf 1,5 % erhöhen wird, geriet der Euro zeitweilig unter Druck. Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,4318 US-Dollar schwächer als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro vor der für 13:45 Uhr erwarteten EZB-Entscheidung wieder höher gehandelt.

 

Energie
Trotz globaler Konjunktursorgen und der der Schuldenprobleme vieler Länder konnten die Rohölpreise ihr hohes Niveau verteidigen. Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im August gestern mit 96,62 Dollar weitgehend unverändert zum Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 113,62 Dollar festgesetzt.

Signale für eine leichte Konjunkturerholung in den USA ließen die Ölpreise gestern leicht nach oben klettern. Nach Zahlen des privatwirtschaftlichen American Petroleum Institut sind die Rohöl-Lagerbestände in den USA in der vorherigen Woche deutlich stärker gefallen als erwartet. Dies wird als Zeichen für eine steigende Nachfrage nach Öl in den USA gewertet und als Signal für eine Konjunkturerholung interpretiert. Daher geht es bei den Rohölpreisen inzwischen wieder stärker aufwärts.

 

Agrarrohstoffe
Die Bemühungen der Chinesischen Zentralbank, die Inflations zu bremsen, und der Wiedereinstieg Rußlands in das internationale Exportgeschäft hinterließen gestern leichte Bremsspuren an den Agrarrohstoffmärkten.

An der Börse in Paris gab Weizen nach. Der Front-Termin bei Paris-Weizen notierte gestern -3,00 Euro/t niedriger. Die späteren Termine schlossen zwischen -0,50 und -3,00 Euro.
Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten gab es bei den Notierungen leichte Verluste.

An den europäischen Märkten reagierten die Notierungen bei Mais ebenfalls mit Einbußen. Der Front-Termin bei Paris-Mais zeigte sich mit einem Minus von -0,75 Euro vergleichsweise fest. Spätere Termine gaben zwischen -0,50 und -2,00 Euro/t nach.
Der Front-Termin bei Chicago-Mais notierte umgerechnet rund 6,70 Euro/t unter dem Vortagesniveau.

An den europäischen Börsen folgte Rapssaat seinem Aufwärtstrend. Paris-Raps notierte am Handelsschluß mit 455 Euro/t für den August-Termin und gewann nochmals +3,75 Euro/t zum Vortag.

Der Soja-Komplex notierte weitgehend unverändert. Die Sojaschrot- und SojaölPreise an den transatlantischen Börsen schlossen unwesentlich höher, während Sojabohnen leichte Kursverluste verbuchten.

Bei Paris-Braugerste wurde die Schlußnotierung für die August-Fälligkeit mit 234,25 Euro/t im Vergleich zum Vortag höher notiert.

 

Ausblick
Der Kurstrend an den Getreide-Börsen wird aktuell durch den Weizenmarkt dominiert. Her stehen schwächere Ernteerwartungen der wichtigen Weizen-Exporteure USA, EU, Kanada und Rußland höheren Exporterwartungen aus Rußland und der Ukraine gegenüber. Entsprechend sensibel reagieren die Investoren an den Börsen auf jede neue Wetter-, Produktions- oder Handelsmeldung.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich daher einen schwächeren Börsenverlauf bei Weizen und Mais. Sollten sich jedoch weitere deutliche Ernteausfälle oder Qualitätseinbußen abzeichnen, rechne ich damit, daß die Kurse sprunghaft nach oben schnellen, da dann die Renditeaussichten an den Agrarrohstoff-Börsen wieder steigen.

Dagegen entwickelt sich Rapssaat angesichts einer zu erwartenden defizitäeren Ernte im Spannungsfeld steigender Energiepresie und eines ausgeglichenen Sojabohnenangebotes. Für den heutigen Handelstag rechne ich mit einer Fortsetzung des Preisauftriebs.

 
 
 


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