Börse am Vortag: Ende der Gewinnmitnahmen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 29.06.2011


Die Getreideernte hat in mehreren europäischen Ländern und inzwischen auch im hessischen Ried begonnen. Doch nicht der Erntedruck brachte die Kurse an den Börsen auf Talfahrt. Gewinnmitnahmen der Investoren und fehlende negative Wettermeldungen verursachten den Kursabsturz.

 

Devisen & Konjunktur
An den Finanzmärkten überwiegt inzwischen die Zuversicht, daß eine Staatspleite in Griechenland abgewandt werden kann. Alle Augen sind daher heute auf Griechenland gerichtet, wo das Parlament in Athen über ein umstrittenes, neues Sparpaket der Regierung abstimmt. Leistungskürzungen, Privatisierungen und Steuererhöhungen sollen den Weg für ein neues Milliarden-Hilfspaket von EU und Internationalem Währungsfonds frei machen. Der Ausgang der Abstimmung ist ungewiß.

Die Hoffnung auf eine Entschärfung der Schuldenkrise ließen an den Börsen die Kurse steigen. Auch der Euro profitierte von den höheren Zinsen in der Euro-Zone und den positiveren Aussichten. Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,4261 US-Dollar etwas höher als am Vortag festgesetzt.

Heute im frühen Handel erzielte der Euro weitere Kursgewinne. Die Gemeinschaftswährung stand bei 1,4369 US-Dollar, da man am Kapitalmarkt mit einer weiteren Zinserhöhung der EZB in der kommenden Woche rechnet.

 

Energie
Ende letzter Woche hatte die Mitteilung der Internationale Energieagentur (IEA), in den kommenden Wochen strategische Reserven in den Markt zu bringen, zu einem Kurssturz geführt. Die Autofahrer hatten die seltene Gelegenheit für einen Besuch an der Zapfsäule genutzt. Inzwischen ziehen die Kurse jedoch wieder kräftig an.

Neu entfachte globale Konjunktursorgen und die unbefriedigenden Zahlen aus den USA verblassen angesichts der Hoffnung auf eine Vermeidung der Zahlungsunfähigkeit Griechenlands. Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Juni gestern mit 90,61 Dollar schwächer als an den Vortagen notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 105,99 Dollar festgesetzt.

Mit Spannung warteten die Märkte auf die neuen Öl-Lagerdaten aus den USA. Analysten rechnen damit, daß die Bestände zum vierten Mal in Folge geschrumpft sind.

 

Agrarrohstoffe
Der Aufwärtstrend an den Finanzmärkten brachte auch die Agrarrohstoffpreise an den Börsen wieder ins Plus. Viele Investoren hatten die letzten Tage für Gewinnmitnahmen genutzt, - jetzt steigen sie wieder ein.

An der Börse in Paris zog Weizen noch den erheblichen Kursverlusten der Vortage wieder an. Der Front-Termin bei Paris-Weizen notierte gestern 7,00 Euro/t höher. Die späteren Termine schlossen im Plus zwischen +4,50 und +7,75 Euro.
An den US-amerikanischen Warenterminmärkten zogen die Notierungen ebenfalls an. Die Winterweizenernte kommt in den USA gut voran. Bis zum Ende der letzten Woche konnten bereits 44 % der Winterweizenflächen beeerntet werden. Doch Weizenbestände wurden erneut schwächer bewertet und die Sommerweizenaussaat ist in den nördlichen US-Anbaugebieten noch immer nicht abgeschlossen.

An den US-Märkten zogen die Notierungen bei Mais ebenfalls wieder an. Dauerregen in den nördlichen Anbaugebieten und Überschwemmungen haben den Anbau stark verzögert. Trotz unerwartet schwacher US-Exportzahlen notierte der Front-Termin bei Chicago-Mais umgerechnet rund 5,47 Euro/t über dem Vortagesniveau.
Der Front-Termin bei Paris-Mais zog nach den Vortagesverlusten wieder um 3,50 Euro an. Spätere Termine notierten zwischen +3,75 und +4,25 Euro/t.

Der Soja-Komplex stand unter den Vorgaben der Ausweitung der Anbaufläche in den USA. Es gab nur geringfügige Preisbewegungen. Die Sojabohnen-Preise an den transatlantischen Börsen schlossen insgesamt etwas höher, während Sojaöl und Sojaschrot ihr Preisniveau leichte Kursverluste verbuchten.

Angesicht des erneuten Anstiegs der Rohölpreise und schwacher Ernteaussichten für 2011/12 ging es bei Rapssaat erneut aufwärts. Paris-Raps notierte am Handelsschluß mit 438,75 Euro/t für den August-Termin und gewann +5,50 Euro/t zum Vortag.

Bei Paris-Braugerste wurde die Schlußnotierung für die August-Fälligkeit mit 224 Euro/t im Vergleich zum Vortag höher notiert.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß die Stimmung an den Börsen positiv, aber vorsichtig bleibt. Die Phase der Gewinnmitnahmen dürfte zunächst einmal abgeschlossen sein. Sollten das griechische Parlament dem Sparpaket tatsächlich zustimmen, erwarte ich persönlich ab dem Nachmittag deutlichere Kursgewinne.

 
 
 


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