Rapssaat: Kurseinbruch am Rapssaatenmarkt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.05.2011


Seit Anfang April weist der Preistrend bei den Rapspreisen an den Börsen nach unten. Doch in den letzten Tagen ist der Kurssturz immer steiler geworden. Jetzt geraten auch die Kassamarktpreise immer stärker in den Abwärtssog. Doch welche Signale bieten die fundametalen Daten?

Marktlage
Die Rapssaatnpreise sind inzwischen entgültig in das Fahrwasser der Rohstoffmärkte geraten. An der

An der Warenterminbörse MATIF, Paris brach der Fälligkeitstermin Augsut 2011 seit Ende März um stattliche 62 Euro/t bzw. 13,5 % auf gestern nur noch 419,00 Euro/t ein.
Auch an der Warenterminbörse WCE, Kanada lagen die Kursverluste bei umgerechnet rund 53 Euro/t.

Bis Mitte April ignorierten die Kassamärkte die negativen Vorgaben der Börsen weitgehend, denn real ist "alte" Ware absolute Mangelware und läßt sich nur noch vereinzelt mobilisieren. Doch inzwischen geraten die Rapssaatenpreise immer stärker ins Rutschen.

Obwohl jeder Marktteilnehmer die oftmals schwachen Rapsbestände in der eigenen Region vor Augen hat, gaben die Erzeugerpreise für prompte und ex-Ernte-Ware seit Mitte April am hiesigen Kassamarkt kräftig nach.

 

 

Fakten

  • Welt: Schwächere Pflanzenölpreise

    Nicht nur der Kurseinbruch am Rohölmarkt seit Anfang Mai belastet den Rapspreis. Für deutlich stärkeren Preisdruck sorgt seit Anfang Februar der Schwächetrend bei pflanzlichen Ölen.

    Schwächere Pflanzenöl-Umsätze am Markt sind das Ergebnis sinkender Gewinnmargen für die Verarbeiter. Sojaöl, das Lleitprodukt am Ölmarkt, steht zudem durch die hohen Ernteerwartungen in Südamerika unter Preisdruck, der durch die inzwischen steigenden Soja-Aussaatspekulationen in den USA noch verstärkt wird.


     Baisse-Tendenz

 

  • Deutschland: Auswinterungs- und Trockenheitsschäden
    In Deutschland werden die Ernteprognosen immer weiter nach unten korrigiert. Eine in vielen Regionen problematische Aussaat und schlechte Pflanzenbestände habe vor allem in Ostdeutschland zu ungewohnt hohen Auswinterungsschäden geführt. Allein in Mecklenburg-Vorpommern wurden 11,2 % der Winterrapsflächen umgebrochen. In vereinzelten Gebieten sollen sogar bis zu 70 % der Rapsbestände umgebrochen worden sein.

    Eine zögerliche Bestandesentwicklung und eine schwache Verzweigung der Pflanzenbestände war in vielen deutschen Gegenden zu beobachten. Inzwischen sorgt die anhaltende Trockenheit bereits für Ertragsdepressionen in fast allen Regionen Deutschlands. Der April war der zweitwärmste April seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1881. Regional haben zudem in den letzten Tagen Spätfröste zu Bestandsschäden geführt.

    Inzwischen gehen Ernteprognosen davon aus, daß die Ernte zwischen 9 bis 14 % kleiner als im Vorjahr ausfällt.

     Hausse-Tendenz

 

  • Europa: Trockenheit läßt die Ernteerwartungen sinken
    Auch in Frankreich, dem zweitgrößten Produzenten in der EU, wirkt sich die Trockenheit immer gravierender aus. Im Norden und Osten des Landes nehemn die Trockenschäden zu. In Frankreich war der April der zweitheißeste April seit 1900 und der trockenste seit 1953.

    In Polen haben Spätfröste in der ersten Märzhälfte bis minus 20°C starke Schäden in den Rapsbeständen verursacht. Nach Aussage des polnischen Statistikamtes sind rund 24 % der Rapssaatenbfläche, die oft zu spät ausgesät wurde, betroffen.

     Hausse-Tendenz

 

  • Osteuropa: Ukraine - höhere Ernte und niedrigere Exporte
    In der Ukraine liegt die Rapsanbaufläche zur kommenden Ernte mit 1,08 Mio.ha erheblich unter der Aussaatfläche des Vorjahres (1,54 Mio.ha). Dennoch dürfte die Ukraine voraussichtlich nach den den dürrebedingten Ertragsausfällen des Vorjahres mehr Raps ernten.

    Obwohl die Ernte um 17 % gegenüber dem Vorjahr auf mehr als 1,7 Mio.t wachsen könnte, schrumpfen die Exporte möglicherweise um 6 %, da die Ernte zunehmend im Inland verarbeitet wird. .

    Hausse-Tendenz

 

  • Kanda: Aussaatverzögerung
    Die kanadischen Farmer planen eine Anbauausweitung um 14 %. Derzeit verzögert sich die Aussaat durch widriges Wetter (Regen, Schnee). In Kanada wird Canola-Raps ausschließlich im Frühjahr gesät. Abzuwarten bleibt, ob die Aussaat noch im Mai abgeschlossen werden kann. .

     Hausse-Tendenz

 

 

Prognose
Der Kurseinbruch bei Rohstoffen hat auch die Rapssaatenpreise ins Rutschen gebracht. Diesen negativen Vorgaben dürften sich die Rapspreise nach meiner persönlichen Einschärtzung nur bedingt entzienen können. Denn an den Börsen stehen Gewinnmitnahmen angesichts fehlender Hausse-trächtiger Meldungen vom Agrarmarkt dennoch weiterhin vom Vordergrund. Die fundamentalen Daten und die unsicheren Aussichten zur Ernte 2011/12 finden derzeit nur wenig Beachtung.

Dennoch bestehen viele Unsicherheiten mit Blick auf die Ernte 2011/12. Sollten sich die Wetterprobleme weiter krass verschärfen, rechne ich damit, daß die Inverstoren an den Börsen in Kürze wieder in die Agrarrohstoffmärkte zurückkehren werden. Sollten sich dann möglicherweise gravierende Ernteeinbußen abzeichnen, rechne ich damit, daß - sofern sich die Weltkonjunktur weiter erholt - die "Preise durch die Decke gehen".

 
 
 
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18.11.2010 Ölsaaten: Schwaches Rapsangebot - Starke Preise
10.11.2010 Ölsaaten: Preisrallye am Rapssaatenmarkt
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