Schweine: Nicht mehr als ein Autatmen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 08.04.2011


Die Preise am Schlachtschweinemarkt steigen seit Februar 2011 wieder. In den Ställen macht sich Hoffnung breit, daß die desaströse Einkommenssituation bald Vergangenheit ist. Doch Schweinepreise sind das eine, Rendite ist das andere - und die ist angesichts hoher Futter- und Energiekosten noch in weiter Ferne.

Marktlage
Auf dem Höchststand der Schlachtschweinepreise mit 1,83 Euro/kg SG löste die Finanzkrise im September 2008 einen dramatischen Preisrutsch aus. Seitdem sind die Preise von damals unerreicht, konnten sich jedoch zeitweilig immer wieder deutlich erholen. Die Dioxin-Krise ließ dann im Januar die Preise auf nur noch 1,12 Euro/kg SG abstürzen.

Inzwischen müßten die Mäster mit den Schlachtschweinepreisen eigentlich wieder ganz zufrieden sein - eigentlich ... . Denn Vereinigungspreis wurde zuletzt mit 1,51 Euro/kg SG festgesetzt. Damit haben die Schlachtschweinepreise beinahe wieder das Niveau von Mitte 2010 oder Mitte 2009 erreicht, als die Mäster mit der Rendite aus dem Schweinestall weitgehend zufrieden waren.

Angesichts der Preisexplosion bei den Futtermittel- und Energiekosten und der Dioxin-Krise hätten die Schweinemäster jedoch gerne auf einen "Rettungsschrim" zurückgegriffen.


Doch die Rendite der Schweinemast ist alles andere al zufriedenstellend. Der Preisanstieg bei Schlachtschweinen hält mit der Teuerung bei Futtermitteln nicht Schritt. Im März mußten beinahe 100 Euro/t mehr für Alleinfutter für Mastschweine ausgegeben werden als ein Jahr zuvor. Damit hat sich Alleinfutter um fast 52 % verteuert. Auch die Preise von Einzelfuttermitteln wie Futterweizen (+96,2 %), Futtergerste (+97,3 %) oder Sojaschrot (+9,0 %) sind in die Höhe geschnellt.

Dagegen erzielten die Schlachtschweinepreise lediglich einen Preisanstieg um 12,1 % zum Vorjahr. Die Preisanstiege bei Futtermitteln ließen die Erlöse nach Futterkostenabzug auf einen neuen Tiefststand absacken. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa ist die Schweineproduktion ein Verlustgeschäft. In Deutschland war bei nur noch 49,50 Euro je Mastschwein eine kostendeckende Produktion im März in weite Ferne gerückt. Trotz der Schweinepreis-Anstiege der letzten Wochen ist die Rentabilitätsschwelle noch immer nicht erreicht.

 

Prognose
Seit Monaten lautet die Devise bei den Schweinemästern: "Durchhalten". Der langsame Preisauftrieb seit Mitte Januar wird als positives Signal gewertet. Doch für mehr als für ein Aufatmen reicht der bisherige Kursanstieg nicht aus. Obwohl der Drittlandsexport brummt belastet die EU-Schuldenkrise den Schweinemarkt. In einigen EU-Ländern ist es die steigende Inflation, die die Verbrauchernachfrage bremst, in den Euro-Schulden-Ländern die fehlende Kaufkraft infolge der Sparpakete. Im Binnenmarkt-Absatz fehlt der Schwung.

Die Schlachtschweinepreise dürften angesichts von Grillwetter und den bevorstehenden Osterfeiertagen ihren stabilen Preistrend beibehalten. Der Absatz der schlachtreifen Tiere dürfte angesichts eines aufnahmefähigen Marktes weiterhin problemlos laufen. Anagebotsdruck ist derzeit nicht zu erwarten. Für die kommende Woche erwarte ich persönlich einen weiteren leichten Preisanstieg.

Doch das Problem steigender Futterkosten und steigender Energiekosten wird die Produktion vorerst weiter stark belasten. Ohne steigende Schlachtschweineerlöse wird die Schweineproduktion die Rentabilitätsschelle vorerst nicht wieder erreichen.

Doch auch bei steigenden Schweinepreisen gibt es einen Wermutstropfen: Bei steigenden Fleischpreisen schränken die Verbraucher erfahrungsgemäß zunächst ihren Konsum ein, der Binnenmarktabsatz stottert und bei den Exportgeschäfte verschärft sich der Wettbewerb mit anderen Anbietern.

 
 
 
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