Börse am Vortag: Stabile Markttrends

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.04.2011


Die Schuldenkrise flackert wieder auf in der Euro-Zone, doch der Euro zeigt sich davon weitgehend unbeeindruckt. Denn der Markt spekuliert für Donnerstag auf eine Leitzinserhöhung der EZB. Die schrumpfenden Lagerbestände an den heimischen und internationalen Märkten stützen den Kurstrend bei Agrarrohstoffen.

 

Devisen & Konjunktur
Der Euro-Kurs zeigte sich auch gestern stark. So stark, daß selbst die brisanter werdenden Euro-Schuldenkrise dem Euro kaum etwas anhaben konnte. Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,4166 US-Dollar nur leicht schwächer als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel tendiert der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar trotz EU-Schuldenproblematik sogar wieder stärker.

Denn Investoren und Spekulanten sind davon überzeugt, daß die EZB auf ihrer Sitzung am Donnerstag (07.04.2011) eine Anhebung der Leitzinsen um 25 Basispunkte auf dann 1,25 % beschließen wird. Euro-Schulden hin, steigende EU-Inflation her - die Märkte wetten auf eine Zinserhöhung der EZB. Eine Leitzinserhöhung würde die Renditemöglichkeiten in der Euro-Zone im Vergleich zum Dollarraum ausweiten und damit die EU-Gemeinschaftswährung für die Finanzbranche attraktiver machen.

Nachdem bereits die Rating-Agenturen Standard & Poor's und Fitch die Kreditwürdigkeit des Euro-Schuldenlandes Portugal schlechter bewertet hatten, stufte gestern Moody's das Land wegen seiner Schuldenprobleme herab. Die Finanzbranche spekuliert darauf, daß Portugal letztlich - wie zuvor Irland - unter den Euro-Rettungsschirm schlüpft. Die schlechtere Bonitätsbewertung ließ die Refinanzierung der portugiesischen Staatsschulden in die Höhe schnellen. Zehn-Jahres-Papiere verteuerten sich auf 9 %. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen zur Zeit bei rund 3,4 %.

 

Energie
Die trocken liegenden Pipelines in Libyen und die anhaltenden Proteste in Ländern des Nahen Ostens die Ängste vor Lieferengpässen beim Öl stiegen und treiben die Kurse weiter in die Höhe. Die Preise der Referenzsorte Brent liegen inzwischen auf dem höchsten Stand seit 32 Monaten.

Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar gestern mit 108,34 Dollar auf deutlich höherem Niveau notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 122,22 Dollar festgesetzt.

 

Agrarrohstoffe
Noch immer bestimmt die Witterung und damit die Ernteerwartungen in den wichtigen Anbau- und Exportregionen rund um den Globus das Tagesgeschäft. Für die USA lassen die die aktuellen Wetterbedingungen noch immer kurz zusammenfassen: Im Norden noch immer zu kalt und zu naß und im Süden viel zu trocken. In Argentinien und Brasilien hat sich das Erntewetter etwas verbessert. Während es in Frankreich und Spanien ergiebig geregnet hat, fielen die Niederschläge in weiten Regionen Deutschlands und in Polen zu gering aus. In Rußland und der Ukraine starten die Bestände jetzt allmählich in die Vegetationsphase.

An den Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks zweigte sich der Aufwärtstrend ungebrochen. An der Börse in Paris zog der Weizen-Fronttermin weiter an. Der Mai-Termin bei Paris-Weizen notierte gestern mit 250,25 Euro/t um +4,25 Euro höher als am Vortag und deutlich über dem Vorwochenniveau. Auch spätere Termine standen zwischen +0,50 und +4,25 Euro im Plus.
An den US-amerikanischen Warenterminmärkten erzielten die Backqualitäten weitere Kursgewinne, während Futterqualitäten etwas schwächer gehandelt wurden. Die Weizenbestände werden in den USA so schlecht bewertet wie seit 2006 nicht mehr. Im Laufe der Woche wird eine leichte Besserung der Wachstumsbedingungen erwartet.

An den US-Märkten strebten die Notierungen bei Mais weiter in die Höhe, während die höheren Anbauerwartungen in der EU den Markt schwächen. Der Juni-Termin bei Paris-Mais gab mit 238,00 Euro/t beziehungsweise mit -0,75 Euro leicht nach. Spätere Termine notierten zwischen -0,25 und +1,00 Euro/t. Chicago-Mais konnte seine Vortagsgewinne weiter deutlich ausbauen und lag mit umgerechnet 213,04 Euro/t weit über dem Vorwochenniveau.

Nachdem sich das Erntewetter in Brasilien und Argentinien jetzt etwas verbessert hat, steht der Soja-Komplex wieder leicht unter Preisdruck. Der Erntedruck aus Südamerika gibt die Kursrichtung für den gesamten internationalen Markt vor. Während sich die Sojaöl-Preise an den transatlantischen Börsen noch weitgehend behaupten können, sind Sojabohnen und Sojaschrot stärker unter Druck geraten.

Rapssaat geriet trotz steigender Rohölkurse in den Abwärtssog des Sojamarktes. Paris-Raps notierte am Handelsschluß mit 476,50 Euro/t für den Mai-Termin und verlor -1,25 Euro/t zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2011 schloß mit 440,25 Euro/t und damit einem Minus von -1,50 Euro/t zum Vortag.

Bei Paris-Braugerste erzielte die Schlußnotierung für die Mai-Fälligkeit mit 224,50 Euro/t im Vergleich zum Vortag einen Kursgewinn von +3,50  Euro. Spätere Termine notierten zwischen +0,75 und +3,50 Euro.

 

Ausblick
Mit Spannung wird die April-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums am Freitag erwartet. Erwartet wird eine Korrektur der Lagerbestände nach unten -  sowohl in den USA, als auch weltweit. Sollte sich dies am Freitag bestätigen, ist ein weiterer Ansteig der Maispreise und infolge eine Verschiebung der Nachfrage hin zu Futterweizen zu erwarten. Dann dürfte auch der Weizenmarkt neue Hausse-Argumente erhalten.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß Agrarrohstoffe an den Börsen leichte Kursgewinne erzielen können. Die Entwicklung der weltweiten Lagerbestände und die Ernteaussichten für die Ernte 2011 bestimmen immer stärker den Preistrend. Auch wenn sich die Anbaubedingen "normal" entwickeln sollten, erwarte ich persönlich, daß die globale Versorgungsbilanz auch in der nächsten Saison eng bleiben wird.

Der Euro dürfte im Vergleich zum Dollar heute nach meiner Einschätzung weiter stabil tendieren. Bei den Rohölpreisen erwarte ich für den heutigen Tag, daß die Kurse weiter nach oben tendieren.

 
 
 


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