Soja: JoJo-Preise infolge höherer US-Anbauaussichten

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 24.03.2011


Die Sojapreise spielen derzeit JoJo. Mal stehen die regenbedingten Ernteunterbrechungen in Brasilien im Vordergrund, dann wieder höhere Anbauerwartungen für die USA. Fakt ist, daß die weltweite Nachfrage inzwischen schneller wächst als die Produktion.

Marktlage
Soja bleibt trotz der hohen Ernteerwartungen teuer. Trotz des seit Anfang des Jahres anhaltenden Preisdrucks müssen Sojabohnen noch immer teuer bezahlt werden. Sorgten bis Anfang des Jahres noch Trockenheit in Südamerika und der hohe Importbedarf Chinas für steigende Sojapreise, so zeigen die Kurse seitdem angesichts der hohen Ernteerwartungen für die südamerikanische Ernte einen rückläufigen Trend.

In den letzten Tagen pendelt der Sojamarkt im Gleichklang mit der Stimmungslage an den Märkten und den Exporterwartungen der USA, dem weltweit größten Sojaproduzenten und Sojaexporteur. Mal steht das ungünstige Erntewetter im Norden Brasiliens im Vordergrund, wo Regen die Ernte immer wieder unterbricht und erste Befürchtungen hinsichtlich der Erntequalität aufkommen. Dann wieder sorgen rückläufige US-Exportzahlen für rückläufige Kurse am internationalen Markt.

An der Warenterminbörse Chicago, USA gaben die Sojaschrot-Kurse seit Jahresbeginn um 11 % nach, konnten jedoch in den letzten Tagen wieder leicht zulegen. Mit umgerechnet 283 Euro/t notierte der Mai-Termin in Chicago in dieser Woche (Montag bis Mittwoch) rund 5,50 Euro höher als im Durchschnitt der Vorwoche.

Ernteverluste in Brasilien infolge der anhaltenden Regenfälle in der wichtigen Anbauregion Mato Grosso sorgen immer wieder für Kursauftrieb an den internationalen Börsen.

 

Fakten

  • Welt: Hohe Nachfrage läßt Lagerbestände leicht schrumpfen
    Nach der Rekord-Sojaernte in der vergangenen Saison fällt die Sojaernte 2010/11 etwas schwächer aus. Für die USA prognostiziert das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium eine um knapp 1 % niedrigere Ernte, während die Erwartungen für Argentinien und Brasilien um 3 % schwächer angesetzt werden. Der Verbrauch steigt seit Jahren in großen Schritten und soll auch 2010/11 um 7,6 % wachsen. Daher geht die März-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums von erneut schrumpfenden weltweiten Lagerbeständen aus.

    Größter Soja-Produzent sind die USA gefolgt von Brasilien und Argentinien. Im internationalen Handel rückt allerdings Brasilien mit Exporten von 32,5 Mio.t immer näher an den Spitzenreiter USA mit 43,3 Mio.t heran.

    in Mio. t
    Sojabohnen
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    USA
    Argentinien
    Brasilien
    Welt
    Welt
    2005/06
    220,7
    83,5
    97,5
    216,1
    53,4
    2006/07
    236,2
    87,0
    107,8
    225,6
    62,2
    2007/08
    220,4
    72,9
    107,2
    230,6
    51,4
    2008/09
    212,0
    80,8
    89,8
    221,1
    42,6
    2009/10
    260,3
    91,4
    123,5
    238,6
    59,0
    2010/11 Prognose vom:
    09.02.2011
    256,1
    90,6
    118,0
    255,3
    58,2
    10.12.2010
    258,4
    90,1
    119,5
    256,6
    58,3
    Quelle: USDA

    Die Jahr für Jahr steigende Nachfrage und die stetig steigenden globalen Exporte halten die weltweiten Lagerbestände in engen Grenzen. Damit bestehen keine Signale für stärker rückläufige Preise.

    Latenter Preisdruck bzw. Hausse-Tendenz bei Ernteausfällen

  • Brasilien: Verregnete Ernte
    In Brasilien hat die Sojaernte bereits im Februar begonnen. Die Ernte geht vor allem in den nördlichen Anbaugebieten nur schleppend voran, da in den letzten Wochen Niederschläge immer wieder die Ernte unterbrochen haben. Bis zum Ende der letzten Woche konnten bisher nur 47 % der Flächen beerntet werden, während im Vorjahr bereits 60 % der Ernte eingebracht worden waren. Im Vergleich zum 5-Jahresdurchschnitt (42 %) liegt der Erntefortschritt jedoch noch im normalen Rahmen.

    Auch für Argentinien, Paraguay und Bolivien werden höhere Ernten als im Vorjahr prognostiziert, während für Uruguay eine 6 % niedrigere Ernte erwartet wird.

    Hausse-Tendenz, sofern sich größere Ernteeinbußen abzeichnen

 

Prognose
Die hohen weltweiten Ernteerwartungen sorgen für einen latenten Preisdruck am Sojamarkt. Doch insgesamt bewegen sich die Kurse nicht nur am internationalen Markt, sondern auch hierzulande weiterhin auf hohem Niveau, da die Produktion nur knapp mit dem steigenden Bedarf Schritt hält.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften neben der engen Versorgungslage auch die ungünstigen Erntebedingungen in Südamerika die Preisentwicklung zunächst weiter stützen. Sollten sich allerdings noch größere Ernteausfälle abzeichnen, sind deutliche Preisanstiege zu erwarten.

Dennoch deuten sich derzeit auch Baisse-Signale an, da sich das Interesse zunehmend auf die nächste Sojaernte in den USA richtet. Dort rechnet man - aufgrund des weiterhin hohen Preisniveaus - mit einer Ausweitung der US-Soja-Anbaufläche in diesem Jahr. Mit einem Exportanteil von fast 48 % ist der Markt- und Preisführer USA auf flotte Exportmöglichkeiten und damit auf eine günstige weltweite Konjunkturentwicklung angewiesen. Vor allem die Bohnen- und Öl-Einfuhren Chinas, des weltweit größten Importeurs, sind hier entscheidende Schlüsselfaktoren.

 
 
 


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