Börse am Vortag: Agrarrohstoffe wieder im Plus

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 08.02.2011


An den Märkten tut sich Erstaunliches: An den Börsen herrscht Party-Laune und die Kurse klettern munter in die Höhe - trotz weltweiter Staatverschuldung und Krisenherde. Auch bei Agrarohstoffen haben die Börsen wieder ins Plus gedreht.

 

Devisen & Konjunktur
Positivere Aussichten für die Weltwirtschaft, Ölpreise um die 100 Dollar-Marke und steigende Rohstoffpreise beflügelten gestern die Börsen. Offenbar wetten die Investoren auf eine noch stärker brummende Konjunktur. In den USA sorgten die besseren Quartalsergebisse der US-Konzerne für gute Stimmung und ließen die Sorgen über die Schuldenstände in vielen Ländern rund um den Globus in den Hintergrund treten.

Die auch dür die USA inzwischen wieder freundlicher interpretierten Konjunkturaussichten belasteten den Euro. Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,1,3553 US-Dollar auf wieder etwas niedrigerem Niveau festgesetzt. Heute im frühen Handel tendiert der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar wieder nach oben und stzand zulatzt wieder oberhalb von 1,36 Dollar.

 

Energie
Nachdem es bei den Rohölkursen im Tagesverlauf zunächst rauf und runter gieng, konnte auch Nordsee-Rohöl der Sorte Brent gestern die psychologisch wichtige Marke von 100 US-Dollar nicht erneut überspringen. Die Unruhen in Ägypten und die Sorgen um die Befahrbarkeit des Suez-Kanales verlieren zunehmend ihre Preistreibende Wirkung.

Vor allem die schwachen US-Arbeitsmarktdaten vom letzten Freitag und die hohen US-amerikanischen Rohöl-Lagervorräte haben den Rohölpreis unter Druck gesetzt. Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar gestern mit 87,48 Dollar deutlich niedriger als an den Vortagen notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 99,94 Dollar festgesetzt.

 

Agrarrohstoffe
Bei Weizen haben die Kurse wieder deutlich ins Plus gedreht, während Rapssaat und der Sojakomplex mit Kursverlusten schlossen. Die Sorgen über die Fortsetzung der Importe des weltweit größten Weizen-Importeurs ebben ab. Ägypten hat jetzt soger wieder Weizen am internationalen Markt gekauft.

Der Januar-Termin bei Paris-Weizen notierte mit 277,75 Euro/t um +3,00 Euro höher als am Vortag. Spätere Termine zogen zwischen +1,25 und +4,00 Euro an.
Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten verbuchten Futter- und Backqualitäten Kursgewinne.

Mais notierte nur an den europäischen Börsen im Plus. Der Januar-Termin bei Paris-Mais zog mit 239,25 Euro/t im Vergleich zum Vortag unverändert. Spätere Termine notierten zwischen +0,75 und +3,00 Euro/t weit streuend. Chicago-Mais gab leicht nach. Der Importbedarfs Chinas bleibt aktuell hinter den Erwartungen zurück.

Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl mußten an den transatlantischen Börsen gestern kleine Kureverluste in Kauf nehmen. Die nach den Niederschlägen der letzten Tage wieder besseren Anbaubedingungen sorgen für Preisdruck.

Paris-Raps notierte für den Mai--Termin am Handelsschluß mit 481,00 Euro/t und verbuchte damit wieder einen Kursrückgang von +1,50 Euro zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2011 schloß mit 457,50 Euro/t und damit einem Plus von +1,25 Euro. Dagengen gab der Termin August 2012 um -0,75 Euro auf 420,75 Euro/t nach.

Bei Paris-Braugerste rutschte die Schlußnotierung für die Januar-Fälligkeit mit 251,50 Euro/t im Vergleich zum Vortag um 1,50 Euro ab. Spätere termine notierten zwischen + 0,50 und +2,50 Euro in Plus.

 

Ausblick
Die Rohstoffpreise steigen weiter steil an und haben in den letzten Tagen teilweise neue Rekordstände erreicht. Die Agrarrohstoffpreise können sowohl von der Rohstoffrallye wie auch von den steigenden Nahrungsmittelpreisen in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern und der weltweit steigenden Nachfrage profitieren.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß Agrarrohstoffe vorerst stabil tendieren. Noch treibt die aktuelle Marktspekulation mit Agrarrohstoffen doe Kurse an den Börsen. Die attraktiven Renditeerwartungen ziehen derzeit immer mehr anleger in den Markt. Das hohe Volumen an Kontraktabschlüssen an den Börsen sorgen für Preisauftrieb.

Zugleich sind die Ernteverluste und Qualitätseinbußen der letzten Wochen und Monate längst am Markt eingepreist. Die Erwartung einer Rekord-Sojaernte in Brasilien und inzwischen wieder bessere Anbaubedingungen in Argentinien sorgen inzwischen bei Ölsaaten für latenten Preisdruck - insbesondere seitdem auch am Rohölmarkt das Krisenszenario verpufft.

Damit steigt derzeit auch das Risiko neuer Marktstörungen. Sollten die "schlechten" Nachrichten in den kommenden Tagen ausbleiben, gehe ich davon aus, daß es für Agrarrohstoffe zunächst keine weiteren Hausse-Argumente gibt. Dennoch dürften dann die Kurse nach einer leichten Abwärtskorrektur zunächst auf hohem Niveau bleiben. Ausschlaggebend für die Preise dürfte in den kommenden Wochen vor allem die weltweite Entwicklung der Konjunktur und damit die Entwicklung der weltweiten Importnachfrage sein.

Der Euro dürfte sich im Vergleich zum Dollar heute nach meiner Einschätzung erneut auf höherem Niveau gehandelt werden. Bei den Rohölpreisen erwarte ich keine großen Preisbewegungen. In der nächsten Zeit dürfte sich der Kurstrend nach oben allerdings moderat fortsetzen.

 
 
 


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