Börse am Vortag: Jahresendrallye flacht ab

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 28.12.2010


Nachdem die Leitzinserhöhung Chinas kurzzeitig die Jahresendrallye bei Agrarrohstoffen etwas aus dem Takt brachte, setzen sich jetzt wieder die positiven Markterwartungen im Börsenhandel durch.

 

Devisen & Konjunktur
Die Erhöhung der Leitzinsen in China hat die Märkte gestern vormittag verunsichert. Zwar wurde bereits seit Wochen über eine Leitzinserhöhung spekuliert, dennoch reagierten viele Marktteilnehmer etwas überrascht. Die chinesische Zentralbank hatte am Weihnachts-Wochenende zum zweiten Mal seit Oktober die Zinsen erhöht, um die Inflation einzudämmen. Der Leitzins für Kredite mit einer Laufzeit von einem Jahr stieg am Sonntag um 0,25 Prozentpunkte auf 5,81 %.

Befürchtet wird, die chinesische Zentralbank könnte mit einer strafferen Geldpolitik das Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte bremsen. Die chinesische Wirtschaft ist in diesem Jahr nach der vorläufigen Einschätzung des Internationalen Währungsfonds um 10,5 % gewachsen. Zeitgleich erreichte aber auch die Teuerungsrate im November mit 5,1 % den höchsten Stand seit über zwei Jahren. Die Nahrungsmittelpreise stiegen um 11,7 % und somit am stärksten.

Die Erhöhung des chinesischen Leitzinses hatte allerdings kaum Auswirkungen auf den Devisenmarkt. Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3136 US-Dollar auf leicht erhöhtem Niveau festgesetzt. Seit Wochenbeginn pendelt der Euro in einer vergleichsweise engen Spanne zwischen 1,30 und 1,32 Dollar. Heute im frühen Handel setzt der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar seinen Aufwärtstrend fort.

 

Energie
Die Rohölkurse klettern weiter nach oben. Inzwischen haben sie den höchsten Stand seit Oktober 2008 erreicht. Frostige Temperaturen auf der Nordhalbkugel und der anhaltend hohe Bedarf der Schwellenländer sorgen weiterhin für hohe Ölpreise.

Die Preise Rohöl liegen inzwischen deutlich oberhalb der 90 Dollar-Marke. Amerikanisches Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar gestern mit 91,02 Dollar notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 93,77 Dollar festgesetzt.

 

Agrarrohstoffe
Am Vormittag stand der Handel an den Börsen noch unter dem Einfluß der Leitzinserhöhung in China am Wochenende. Die Kurse gerieten zunächst unter Druck, da Unsicherheit über die Auswirkung auf die Rohstoffmärkte bestand. Im weiteren Handelsverlauf verblaßten die Bedenken und die Rallye nahm erneut Anlauf.

Der Januar-Termin bei Paris-Weizen notierte dennoch mit 249,00 Euro/t um -0,75 Euro dennoch als am Vortag. Spätere Termine blieben unverändert oder zogen zwischen 0,25 und +0,50 Euro an.
Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten verbuchten Futter- und Backqualitäten Kursverluste.

Mais notierte nur an den europäischen und den amerikanischen Börsen im Plus. Der Januar-Termin bei Paris-Mais zog mit 225,50 Euro/t im Vergleich zum Vortag um +2,00 Euro/t an. Spätere Termine notierten zwischen -0,00 und +1,25 Euro/t weit streuend. Auch Chicago-Mais zog weiter an.

In Argentinien hat es etwas geregnet - jedoch in den viel zu trockenen Anbauregionen wartet man noch immer auf Niederschläge. Entsprechend konnten auch Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl nicht nur an den transatlantischen Börsen gestern Kursgewinne verbuchen. .

Paris-Raps notierte für den Februar--Termin am Handelsschluß mit 494,75 Euro/t und verbuchte damit wieder einen Kursgewinn von +2,25 Euro zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2010 schloß mit 442,75 Euro/t und damit einem Plus von +1,75 Euro.

Bei Paris-Braugerste gab die Schlußnotierung für die Januar-Fälligkeit mit 267,50 Euro/t im Vergleich zum Vortag um -1,50 Euro/t nach.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß die Agrarrohstoffpreise weiter von der Rohstoffrallye profitieren können. Der Preisauftrieb bei Getreide dürfte - nach der gestrigen Schwäche - heute wieder etwas stärker ausfallen. Auch am Rapssaatenmarkt gehe ich davon aus, daß der Preisauftrieb anhält, zumal der Kursanstieg im Sojakomplex und der anhaltende Preisauftrieb bei Rohöl für Preisspielraum nach oben sorgen. Bei Sojabohnen und Sojaschrot dürfte der Preistrend immer steiler nach oben zeigen.

Für die nächsten Tage gehe ich jedoch davon aus, daß die Preis-Rallye abflachen dürfte.

Bei unserer Gemeinschaftswährung Euro kehrt wieder etwas mehr Ruhe in den Devisenmarkt ein, ohne daß sich jedoch an der grundsätzlichen Schuldenproblematik etwas geändert hätte. Dennoch dürfte der Euro im Vergleich zum Dollar heute nach meiner Einschätzung eine weitere leichte Kurserholung erreichen. Bei den Rohölpreisen erwarte ich, daß sich der Kurstrend nach oben moderat fortsetzt.

 
 
 


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