Börse am Vortag: Gewinnmitnahmen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 16.12.2010


Gewinnmitnahmen überschatteten die Agrarrohstoffmärkte am gestrigen Handelstag. Während Weizen die Vortagsverluste teilweise ausgleichen konnte, mußten Mais, Braugerste und Raps teilweise empfindliche Kursrücknahmen in Kauf nehmen.

 

Devisen & Konjunktur
Die Sorgen um den Euro belasten weiterhin die Devisenmärkte. Spanien ist erneut in den Focus gerückt, nachdem die Ratingagentur Moody's angekündigt hat, eine Herabstufung der Bonitätsnote zu prüfen. Bisher wird Spanien mit der Topnote AAA bewertet.

Moody's erwägt die Herabstufung des Ratings, obwohl man nicht erwartet, daß die Zahlungsfähigkeit Spaniens bedroht ist. So rechnet Moody's auch nicht damit, daß die spanische Regierung Hilfen aus dem 750 Milliarden schweren Euro-Rettungspaket beantragt.

Die Aussicht auf die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Spaniens hat den Euro belastet. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs letztendlich von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3360 US-Dollar festgesetzt. Heute im frühen Handel setzt der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar seinen Schwächekurs fort.

 

Energie
Der frühe Wintereinbruch und die frostigen Temperaturen auf der Nordhalbkugel haben die Preise für Nordsee-Rohöl in den letzten Wochen oberhalb der 90 Dollar-Marke pendeln lassen. Auch amerikanisches WTI-Rohöl hat sich seit Anfang des Monats stark verteuert.

Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November gestern mit 88,62 Dollar notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 92,15 Dollar festgesetzt.

Die neuen neuen Lagerbestandszahlen des US-Energieministeriums stärkten den stabilen Preistrend. Die gestern veröffentlichten Zahlen für die USA weisen Gesamtbestände aus, die im Vergleich zur Vorwoche um 9,9 Mio. Barrel auf 346,0 Mio. Barrel geschrumpft sind.

 

Agrarrohstoffe
Wettersorgen in Australien und in den USA hatten in den letzten Wochen eine Verknappung des globalen Angebots wichtiger Exporteure vermuten lassen. Für den Südosten Australiens wird nach Wochen mit Dauerregen jetzt eine Wetterbesserung prognostiziert, so daß die Ernte bessere Fortschritte machen könnte. Klar ist jedoch bereits haute, daß die Qualität der Getreide und Rapssaaten-Ernte in Teilen Australiens stark gelitten hat.

Weiterhin heißes und trockenes Wetter in Argentinien und einigen Regionen anderer wichtiger Anbauländer in Südamerika nährt Spekulationen über weitere Ernteausfälle. Für die nächsten Tage wird eine leichte abkühlung und möglicherweise auch Niederschläge prognostiziert.

Die internationale Importnachfrage entwickelt sich nach wie vor lebhaft. China, Ägypten, Jordanien, Japan und andere sind derzeit als Käufer am Weltmarkt und sorgen für flotte Exporte bei den Hauptexporteuren, zu denen auch die EU zählt.

Der Januar-Termin bei Paris-Weizen notierte nach den Kursverlusten am Vortag mit 238,00 Euro/t um +2,00 Euro höher als am Vortag. Spätere Termine zogen bis zu +2,75 Euro an.
Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten verbuchte Weizen nach den Vortagsverlusten wieder Kursgewinne.

Mais notierte nur an den europäischen Börsen im Minus. Der Januar-Termin bei Paris-Mais gab mit 215,25 Euro/t im Vergleich zum Vortag um -1,25 Euro/t nach. Spätere Termine notierten zwischen -0,00 und +0,75 Euro/t weit streuend. Dagegen zog Chicago-Mais an.

Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl an den transatlantischen Börsen konnten nach einem Handelstag mit starken Kursverlusten gestern wieder Kursgewinne verbuchen. .

Paris-Raps notierte für den Februar--Termin am Handelsschluß mit 474,25 Euro/t und verbuchte damit einen weiteren Kursverlust von -3,75 Euro zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2010 schloß mit 426,50 Euro/t und damit einem Minus von -0,50 Euro.

Bei Paris-Braugerste gab die Schlußnotierung für die Januar-Fälligkeit mit 261,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag um krasse -9,75 Euro/t nach.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß die Gewinnmitnahmen vorerst weitgehend abgeschlossen sind und die Kurse einen Teil ihrer Verluste wieder ausgleichen können. Am Rapssaatenmarkt erwarte ich jedoch lediglich eine bescheidene Kurserholung. Die Nachfrage nach EU-Getreide sorgt für einen stetige Abbau der Lagerbestände. Daher dürften auch die Kassamarkt-Preise zunächst weiter fest tendieren.

Der heutige Handelstag steht ganz im Zeichen des EU-Gipfels. Das EU-Krisentreffen in Brüssel strebt eine bessere Absicherung der EU-Währung an. Der Euro dürfte sich nach meiner Einschätzung im Vergleich zum Dollar heute weiter unter Druck.

Bei den Rohölpreisen erwarte ich im weiteren Tagesverlauf wieder Preisanstiege, denn vom OPEC-Treffen am Wochenende erwarten viele Marktteilnehmer weitere Produktionskürzungen.

 
 
 


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