Jungbullenpreise mit Aufwind

G. Krug-Lehmann Gerlinde.Krug-Lehmann@llh.hessen.de Stand: 08.11.2010


Die Erzeugerpreise für Rindfleisch steigen in den letzten 4 Wochen kontinuierlich an. Gute Exportmöglichkeiten - vor allem in die Türkei - sorgen für einen Preisanstieg.

Marktlage in der Türkei
Derzeit ist das Angebot an Rindfleisch in der Türkei knapp und teuer. Die Handelsbedingungen wurden von der Türkei verbessert, unter anderem wurden die Einfuhrzölle gesenkt. Der Grund für die Lockerung der Handelsbeschränkungen ist das bevorstehende islamische Opferfest.

Bedeutung des Opferfestes für den Islam
Beim Opferfest wird des Propheten Ibrahim gedacht, der nach muslimischer Überlieferung bereit war, seinen Sohn Ismael Allah zu opfern. Allah verzichtete auf das „Menschenopfer“, Ibrahim schlachtet darauf ein Tier und verteilte das Fleisch an Bedürftige und Freunde. Auf diesem Hintergrund basiert das höchste Islamische Fest. In diesem Jahr beginnt es am 12. November. Alle gläubigen Muslime sollen, wenn sie es sich finanziell leisten können, zur Feier des Opferfestes ein Tier „opfern“. In der heutigen Zeit wird das Fleisch gekauft, und mit Freunden und Familie vier festliche Tage begangen.

Rindfleischmarkt: ein Rückblick
Die Wirtschaftskriese belastete den Rindfleischmarkt überproportional. Trotz rückläufigen Schlachtaufkommen 2009 lag das Preisniveau deutlich unter dem Vorjahr. 2009 wurde das heimische Angebot durch günstige Fleischimporte - vor allem aus Argentinien – ergänzt.

Ausgelöst durch die Weltwirtschaftskrise kam es zu Turbulenzen am Rindfleischmarkt. Ein Preisverfall ging einher mit unregelmäßigen Schlachtungen. Viele Betriebe behielten ihre Tiere länger in den Ställen, in der Hoffnung, dass sich die Erzeugerpreise steigern würden.

Die Grafik zeigt, dass seit Juli die Kurse ansteigen. Aktuell wurde in der 43. Kalenderwoche für Jungbullen der R3-Kategorie 3,08 Euro/pro/kg/SG gezahlt.

Rindfleischimporte aus Drittländern
Die EU-Rindfleischimporte sind im ersten Halbjahr zurückgegangen. Vor allem die Rindfleischimporte aus den Hauptlieferländern, Argentinien und Uruguay, gingen im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres um 28 % bzw. 18 % zurück. In beiden Ländern leidet die Rindfleischerzeugung noch unter den Folgen der Dürreperioden. Aktuell fehlen - aufgrund der Dürre - die Tierbestände in weiten Teilbereichen des Landes. In Argentinien begrenzt das Zollregime die Exporte.

Inlandsschlachtungen
Für Deutschland meldet das statistische Bundesamt, dass im 1. Halbjahr 2010 knapp 1,8 Millionen Rinder geschlachtet wurden. Das entspricht einem leichten Anstieg von Schlachtungen um 0,6% oder 10 000 Tieren. Für das zweite Halbjahr liegen noch keine Schätzungen vor.

 

Prognose
Mit einem aktuellen Preis von 3,08 Euro/kg/SG für Jungbullen R3 in der Geschlachtetnotierung Hessen/Rheinlandpfalz haben sich die Preise erholt. Der Strukturwandel bei den Betrieben wird auch zukünftig für ein knapper werdendes Angebot in Deutschland sorgen. Für Entlastung auf dem europäischen Rindfleischmarkt sorgte der große Bedarf der Türkei. Mitte November wird dies mit dem Beginn des Opferfestes vorbei sein. Bei uns läuft saisonal das Weihnachtsgeschäft dann so richtig an, so könnten die Preise evtl. gehalten werden. Da die globalen Einflüsse auf die Märkte immer stärker werden, heißt es den Markt gut zu beobachten, um den richtigen Verkaufszeitpunkt zu finden.

 
 
 
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